Veranstaltungsarchiv
- Freitag, 21. März 2025 - 14:30Kategorien: Europaeischer Filmpreis, Oscar, Cesar-Filmpreis, Archiv, Animationsfilm, Migration, Golden Globe, Filmagentin, 2025Wer diesen Film verpasst, lässt sich die Chance entgehen, rund 90 Minuten ziemlich glücklich zu sein. (Der Spiegel) ============== In seiner Ästhetik, in seiner Art des Erzählens unterscheidet Flow sich von allem, was es im Feld der aktuellen Animationskunst ansonsten so gibt. (Die Zeit) =============================== Ungewöhnlich und zukunftsweisend, gerade für den Bereich der Animation, ist „Flow“ aber vor allem in inhaltlicher und dramaturgischer Hinsicht: in seinem Verzicht auf anthropomorphe Tierfiguren wie auch die menschliche Sprache, mit seinen vielfältigen Interpretationsebenen, der fantasievollen Bildsprache sowie der radikalen humanistischen Botschaft und der gemächlichen Dramaturgie eines Kreislaufs des Lebens, auf die schon der Filmtitel verweist. (Filmdienst)
- Freitag, 07. März 2025 - 19:00Kategorien: Oscar, FIPRESCI-Preis, Archiv, Historienfilm, Golden Globe, British Film Awards, England, tmdU, UPI, Flat, NS, 2025Der Hauptdarsteller des Films ist Architekt. Der Brutalismus ist ein Baustil der Moderne, der ab 1950 Verbreitung fand. Brutalismus verfolgte das Ziel, Architektur zu schaffen, die ehrlich und unverfälscht ist, mit einem Fokus auf Funktionalität und Struktur. Der Begriff „Brutalismus“ leitet sich vom französischen Ausdruck „béton brut“ ab, was „roher (unverputzer) Beton“ bedeutet. Diese Ableitung des Begriffs zeigt, wie zentral sichtbarer Beton für diesen Stil war. Eine passende deutschsprachliche Analogie für "Brutalismus" wäre "Sichtbeton-Stil". https://planner5d.com/blog/de/brutalismus ---- https://de.wikipedia.org/wiki/Brutalismus ============================================= 1947 emigriert ein ungarisch-jüdischer Architekt, der mit seiner Frau den Holocaust überlebt hat, in die USA. Dort findet er in einem Millionär einen mächtigen Gönner, der ihn mit der Planung eines gigantischen Bauprojekts beauftragt. Die Zusammenarbeit entpuppt sich jedoch als doppelbödige Angelegenheit. Auch die Traumata der Vergangenheit lassen sich nicht mehr abschütteln, als seine Frau wieder mit ihm vereint ist. Ein im VistaVision-Format gedrehtes Filmepos um einen Mann, der dem Faschismus entkommt, in den USA aber auf einen Herrenmenschen großkapitalistischer Prägung trifft. Mit packenden Figuren und suggestiven Raumfantasien werden Seelenlandschaften einer Moderne entworfen, die energisch der Zukunft entgegenstrebt, während sich das Vergangene gleichzeitig als hartnäckiger Subtext in sie einschreibt. ======================== Fazit: „Der Brutalist“ ist ein überlebensgroßes Werk darüber, wie sich ein vom Holocaust gezeichneter, jüdisch-ungarischer Architekt die Deutungshoheit über seine Identität zurückholt. Famos bebildert und voller Ehrfurcht vor der Architektur, gelingt Brady Corbet und seinem grandiosen Ensemble ein moderner Klassiker, dem man noch nicht einmal seine dreieinhalbstündige Laufzeit anmerkt. (Antje Wessels) ======================================== Fazit: Wäre „The Brutalist“ ein literarisches Werk, würde man ihm wohl den Stempel eines Jahrhundert-Romans aufdrücken. Brady Corbet entwirft hier eine solch gewaltige Vision von Licht, Dunkelheit und Beton, dass das Projekt realistischerweise eigentlich nur komplett scheitern oder sich als selbstverliebt-prätentiöser Mummenschanz entpuppen konnte. Aber Pustekuchen! „The Brutalist“ ist ein wahnsinnig ambitionierter und trotz seiner stolzen Laufzeit konstant mitreißender Instant-Klassiker, der so ziemlich alle anderen Kino-Biografien, ob nun von realen oder fantasierten Personen, plötzlich ziemlich unbedeutend und klein erscheinen lässt. (Christoph Petersen)
- Donnerstag, 06. März 2025 - 19:00Kategorien: Goldene Palme, Oscar, Golden-Globe-Nominierung, Komoedie, US-amerikanischer Film, Archiv, Filmkunst, Liebesfilm, tmdU, UPI, Scope, 2025Ein mit Dollars um sich werfender junger Russe engagiert in New York eine Stripperin für eine ganze Woche, fliegt mit ihr nach Las Vegas und heiratet sie aus einer Laune heraus. Das ruft nicht nur die Handlanger seiner Eltern, sondern auch diese selbst auf den Plan. Der Versuch, die Ehe schnellstmöglich wieder zu annullieren, mündet in eine wilde Verfolgungsjagd voller absurder Komik und romantischer Intermezzi. Die energiegeladene Tragikomödie mit märchenhaftem Überschwang entfaltet in langen, präzise auserzählten Sequenzen eine fieberhafte Dynamik, bei der es weniger um Sexarbeit als um die Abhängigkeit vom (russischen) Geld geht. Die Konzentration auf den Augenblick und die bloße Gegenwart erzeugt eine große Nähe zu den Figuren, die mit viel Sympathie und einem großen Humanismus gezeichnet werden. – Sehenswert ab 16. ================================== Laut Greta Gerwig, Juryvorsitzende des Hauptwettbewerbs von Cannes, hatte Anora etwas, das die Jury „an einen Klassiker erinnerte“. Auch hob sie den Aufbau hervor, ================================== Der Gewinn der Goldenen Palme in Cannes war nach eigener Aussage das große Ziel, auf das Sean Baker hingearbeitet hat. Geschafft hat er es mit einem Werk, das eine Kulmination seines bisherigen Schaffens darstellt. (EPD-Film)
- Sonntag, 10. März 2024Ort: Kino achteinhalb Kategorien: Oscar, Oscarnominierung, Archiv, Filmpreis, Ganz großes Kino in Celle, 2024Die Oscarnominierungen werden am Dienstag, den 23. Januar, bekanntgegeben.
- Freitag, 08. März 2024 - 20:30Kategorien: Europaeischer Filmpreis, Oscar, FIPRESCI-Preis, Golden-Globe-Nominierung, Kooperation, Archiv, Historienfilm, Literaturverfilmung, Gedenkstaette Bergen Belsen, Cannes - Grosser Preis der Jury, Flat, Leonine, 2024, NSIn den 1940er-Jahren bewohnt die Familie des KZ-Kommandanten Rudolf Höß unweit des Lagers in Auschwitz ein Haus mit Garten. Als Höß versetzt werden soll, droht das Familienidyll zu zerbrechen. Seine Frau weigert sich, ihr „Traumhaus“ zu verlassen. Das Historiendrama fußt auf dem gleichnamigen Roman von Martin Amis und fokussiert auf der Perspektive von Menschen, die als unbeteiligte Zuschauer am Rande des Genozids stehen. – Sehenswert ab 14. ================================== Rudolf Franz Ferdinand Höß (* 25. November 1901 in Baden-Baden; † 16. April 1947 in Auschwitz) war ein deutscher Nationalsozialist, SS-Obersturmbannführer und von Mai 1940 bis November 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Er wurde als Kriegsverbrecher 1947 zum Tode durch den Strang verurteilt und am Ort des ehemaligen Stammlagers hingerichtet.
- Freitag, 08. Oktober 2021 - 20:30Ein 80-jähriger Mann (Anthony Hopkins) weigert sich trotz seines hohen Alters, seine komfortable Wohnung in London zu verlassen oder eine Pflegekraft zu engagieren. Doch er leidet an Demenz und ist zunehmend verwirrt. Bis sich herausstellt, dass er bereits bei seiner Tochter (Olivia Colman) und ihrem Ehemann wohnt und dringend auf die Hilfe einer Krankenschwester angewiesen ist. Packendes Drama um Demenz und Identitätsverlust, das konsequent aus Sicht der Titelfigur erzählt ist. Die Verwirrung des Protagonisten überträgt sich somit unmittelbar auf den Zuschauer. In der Hauptrolle vielschichtig und bravourös gespielt, überzeugt vor allem der Schnitt, der trotz aller Täuschungen und Widersprüche nie die Übersicht verliert. - Sehenswert ab 14.
- Freitag, 01. Oktober 2021 - 20:30Eine Familie koreanischer Herkunft zieht 1983 von Los Angeles in den Osten nach Arkansas, um dort ein neues Leben anzufangen. Der Vater will Farmer werden und koreanisches Gemüse anbauen. Doch seine Ehefrau sieht in seinem riskanten Unterfangen die Zukunft ihrer Kinder gefährdet, zudem wird die Familie nicht umstandslos akzeptiert. Mit enormer Empathie für seine Figuren erzählt der Film von der Suche nach dem gelobten Land und modernisiert subtil die Siedler-Geschichte Nordamerikas im Zeichen von Interkulturalität und neuen gesellschaftlichen Dynamiken.-— Sehenswert ab 14.
- Freitag, 24. September 2021 - 20:30Kategorien: Europaeischer Filmpreis, Oscar, Cesar-Filmpreis, Komoedie, Archiv, Daenemark, Weltkino, Scope, 2021Vier Lehrer an einer dänischen Schule lassen sich von der Idee eines natürlichen Alkoholdefizits anstecken und versuchen ihre verbrauchte Lebensenergie mit Wein und anderen Aufputschmitteln wieder anzufachen. Das geht zumindest anfangs auf, steigert sich aber schnell bis zum Delirium. Die schwarze Komödie seziert facettenreich die Bedingungen des Alkoholismus in Wohlstandsgesellschaften und wahrt dabei gleichermaßen Abstand zur sentimentalen Buddy-Komödie wie zum moralinsauren Drama. Eine glänzend inszenierte und gespielte Tragikomödie über die sozialen und gesundheitlichen Gefahren des Alkohols. -— Sehenswert ab 14.
- Freitag, 03. September 2021 - 20:30Kategorien: Sozialdrama, Oscar, NY Critics Circle Award, US-amerikanischer Film, Archiv, Golden Globe, British Film Awards, Satellite Award, British Independent Film Awards, Independent Spirit Award, National Board of Review, Venedig - Goldener Loewe, Alliance of Women Film Journalists, Walt Disney, Scope, 2021Eine Frau aus dem Mittleren Westen der USA hat nach der großen Rezession in Folge des Bankencrashs 2008 alles verloren. Sie packt ihre Sachen und bricht mit ihrem Van zu einem Leben als Auto-Nomadin auf. ------------------------------ Mit der großartigen Frances McDormand – unter anderem bekannt aus:Three Billboards outside Ebbing, Missouri
- Dienstag, 03. März 2020 - 15:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, US-amerikanischer Film, Kooperation, Film, Archiv, Spielfilm, Seniorenkino, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Musical, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, tmdU, Studiocanal, 2020, Scope, Seniorenbeirat der Stadt CelleDas Musical des 31-jährigen Regisseurs Damien Chazelle mit dem selbstironischen Bezug "La La Land" im Titel gewann 241 Filmpreise und wurde für 276 weitere nominiert. Bei der "Golden Globe"-Verleihung 2017 brach "La La Land" mit 7 Golden Globes den bisherigen Rekord von "Einer flog über das Kuckucksnest" (1976 - 6 Golden Globes).
- Donnerstag, 13. Februar 2020 - 19:00Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Eintritt frei, Film, Archiv, Spielfilm, europaeischer Film, Filmklassiker, Filmkunst, National Board of Review, Italien, Schwarz-Weiß-Film, 2020, Flat, alle Veranstaltungen anzeigenDer Name achteinhalb ist inspiriert von dem gleichnamigen Film Federico Fellinis aus dem Jahre 1962. „Otto e mezzo (achteinhalb)“ handelt über die Schaffenskrise eines Filmregisseurs. Es war der 8 ½ Film des Regisseurs Fellini (einen seiner vorherigen Filme hatte er in Co-Regie produziert). Auch Fellini musste für sein Filmprojekt einen Namen finden. Der Arbeitstitel des Films während der Produktion hieß „la bella confusione“; der französische Filmtheoretiker Christian Metz schrieb: „8½ ist der Film, in dem 8½ entsteht“. All dies passte gut zum Celler Kinoprojekt: Wir waren ursprünglich acht Aktivisten (und mindestens ein halber, der unterstützte, war stets im Hintergrund dabei), wir verfügten über kein programmatisches Konzept oder andere inhaltliche Zielvorstellungen, sondern alles war „work in progress“, war improvisiert – und wir fingen erst mal an, Filme zu zeigen und zu sehen, was sich entwickelt. Der Name sollte daher nicht vorgeben, was man vorhat, sondern das, was man tut, sollte dem Namen seinen Inhalt verleihen. Der Beginn der Kinoabende wurde folgerichtig auf 20.30 Uhr gelegt, der Eintritt betrug seinerzeit 8,50 DM (was laut Inflationsrechner heutzutage ca. 7,50 Euro entsprechen würde).
- Donnerstag, 20. Juni 2019 - 19:30Kategorien: Oscar, US-amerikanischer Film, Kooperation, Dokumentarfilm, Film, Archiv, Filmpreis, Central, 2019, Flat, Voiceover, Alpenverein CelleOscarprämierter Dokumentarfilm über die Besteigung der El-Capitan-Steilwand im Yosemite National Park in Kaliforniendurch den 33-jährigen Extremkletterer Alex Honnold. Der bildgewaltige Film hält nicht nur eine atemberaubende Kletterleistung fest, sondern widmet sich mit ebenso großer Hingabe dem Innenleben und den Motivationen des perfektionistischen Bergsteigers, der als nachdenklicher, selbstkritischer Mensch porträtiert wird. Durch seine formale Brillanz ist der Film zugleich auch eine Hymne auf die einzigartige Erlebniskraft des Kinos. Als "Free Solo" wird beim Klettern die Begehung einer Kletterroute im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs- und Sicherungsmittel bezeichnet.
- Freitag, 26. April 2019 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Liebesfilm, Literaturverfilmung, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Independent Spirit Award, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Alliance of Women Film Journalists, DCM, 2019, Academy (4:3 =1.37:1)Wenn Amerika ein Geschenk Gottes ist, findet die 19-jährige Tish, dann sollten seine Tage gezählt sein. Ihre ganz eigene Sicht der Dinge gibt den Ton von Barry Jenkins' Film vor: eine Mischung aus Romantik und Zorn, Poesie und Unerbittlichkeit. Jenkins (Moonlight) hat James Baldwins Roman »Beale Street« in ein Meisterwerk atmosphärischen Erzählens übertragen. (Gerhard Midding – EPD-Film – 5 von 5 Sternen) –––––––––––– In den 1970er-Jahren wird ein afroamerikanisches Liebespaar aus New York durch die ungerechtfertigte Inhaftierung des Mannes mit den Vorurteilen seiner Umgebung konfrontiert. Die nach einem Roman von James Baldwin in bemerkenswert unkonfrontativem, aber umso berührenderem Stil erzählte Geschichte über das Schicksal eines jungen Paares zeichnet ein mit viel Wärme entworfenes Porträt des Lebens in einer von Rassismus beeinflussten Welt. Lange Einstellungen, steter Blickkontakt und in die Kamera gesprochene Dialoge verleihen der mit der gesellschaftlichen Realität durchsetzten Romanze eine lyrisch-intensive Qualität. – Sehenswert ab 14 (Franz Everschor – Filmdienst – 4 von 5 Sternen)
- Freitag, 19. April 2019 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Komoedie, US-amerikanischer Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Biopic, Historienfilm, Golden Globe, British Film Awards, Washington DC Area Film Critics Association Awards, DCM, 2019, Scope, unser Film des Monats, eigener Texteigener Text kino achteinhalb: "Vice" ist ein geniales Biopic, das mit leichter Hand ein filmisches Füllhorn kreativer Einfälle ausgießt. Die Ideendichte von "Vice" ist geradezu schwindelerregend. "Vice" unterhält, ist bestes Entertainment und zugleich geniales Infotainment. "Vice" amüsiert, lässt einen lachen (nicht zuletzt über die Banalität des Bösen) und macht einen zugleich fassungslos. Ruft einem längst vergessene Fakten ins Gedächtnis zurück, informiert über weitere Puzzleteile, die weitestgehend unbekannt sind, und präsentiert einem so Zusammenhänge, die unter den republikanischen Regierungen dazu dienten, die Welt gehörig umzukrempeln und der Macht des Weißen Hauses unterzuordnen und heute – verdrängt, vergessen, partikularisiert – bereits der Normalität überantwortet worden sind. Aus der Menge der Werke des inzwischen inflationären Genres Biopic ragt "Vice" heraus. Es offenbart mit seinen ironischen-doppelbödigen Montagen eine Ästhetik des Politischen zwischen gesellschaftlicher Rolle und hemmungslosem Geschacher von Partikularinteressen. Man muss dieses phantastische Stück kinematografisch aufgearbeiteter Zeitgeschichte mit zu den Spitzen seines Genres zählen. Es zeugt von großem Mut und aufklärerischem Selbstbewusstsein seines Regisseurs Adam McKay. ––––– Hauptfigur des Films ist Dick Cheney (* 30. Januar 1941 in Nebraska, später Wyoming). Cheney ist keineswegs als gewissenloser Machtpolitiker geboren, sondern in eine skrupellose Politwelt hineingewachsen. Anfänglich Studienabbrecher, zweimal wegen Trunkenheit am Steuer bestraft. 1969 erstmals im Weißen Haus als besserer Botenjunge von Donald Rumsfeld unter der Regierung Nixon, wo er anfangs noch dachte, man glaube als Politiker an Werte und propagiere sie nicht nur, arbeitete er sich in Perioden republikanischer Präsidentschaften auf der Beamtenleiter geduldig nach oben. 1975 Stabschef unter der Regierung Gerald Ford. 1989 bis 1993 Verteidigungsminister unter der Regierung George Bush senior. Während der Amtszeit Bill Clintos war Cheney Aufsichtsratsvorsitzender des Ölkonzerns Halliburton. 2001 bis 2009 Vizepräsident unter George W. Bush, der dank Cheneys Mithilfe 2000 gegen Al Gore denkbar knapp auf umstrittene Art und Weise die Präsidentschaft errang. ––––– Unter Cheneys Ägide wurde durch zahlreiche Entscheidungen – erst durch Kampagnen und Fälschungen noch verborgen – der Weg frei gemacht für einen unverhüllten Zynismus der Macht, der unter Trump zur vollen öffentlichen Blüte gelangt ist. Im Wesentlichen hat er die Gewaltenteilung aufgeweicht, indem er die exekutive Gewalt von demokratischen Kontrollen entkoppelt hat. Als Lobbyist der Konzerne fossiler Energien hat er diese mit zahlreichen Vergünstigungen von Steuererleichterungen, Subventionen bis hin zu Milliardenaufträgen bedacht - allein nach dem Irakkrieg stiegen die Aktien von Halliburton um 500 %. Generell wurde unter seiner Ägide die Steuerlast der Vermögenden gesenkt. Folterpraktiken (erweiterte Befragung) wurden legalisiert bzw. jeglicher Kontrolle entzogen. Der Afghanistankrieg sowie der Irakkrieg mit all seinen verheerenden Folgen bis heute (u. a. Destabilisierung des Nahen Ostens, Bildung des IS) gehen auf das Konto Cheneys. ––––– Der Titel des Films bezieht sich nicht nur auf das höchste Staatsamt in Cheneys Karriere, sondern auch auf seine Rolle als Strippenzieher hinter den Kulissen – "Vice" bedeutet übersetzt auch Laster/Untugend. ––––– McKay gelingt es, all ihre Verstrickungen, ihr Übervorteilen der oberen Zehntausend und ihre Aushöhlung des Rechtsstaats verständlich und trotzdem unterhaltsam auf die Leinwand zu bringen. Viel mehr kann Kino nicht leisten. Wenn ein Qualitätsmerkmal von Film ist, wie lange man nach dem Verlassen des Kinos noch an ihn denkt – diese 130-minütige Geschichtsstunde McKays wird man als Publikum so schnell nicht vergessen. ––––– Der Film endet mit einem Monolog Cheneys. McKay sagt hierzu im Interview mit dem Tagesspiegel: "Ich wollte das Publikum ein allerletztes Mal mit dem manipulativen Charakter Cheneys konfrontieren, wenn er erklärt, dass er Amerika Sicherheit gegeben habe. Dieses Machtspiel einer autoritären Vaterfigur hat er in 30 Jahren Washington erlernt. Und es gab bei Testvorführungen tatsächlich Leute, die danach meinten: „Irgendwie hatte er ja recht!“ Es ist der älteste Trick, aber er scheint immer noch zu funktionieren. Cheney sagt: „Ich bin stolz, gedient zu haben.“ Doch er spricht nicht zu Amerika, er spricht zur Macht selbst, mit Tränen in den Augen. Ich finde den Monolog erschreckend."
- Freitag, 29. März 2019 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, OmdU, Goya - Madrid, lateinamerikanischer Film, Golden Globe, British Film Awards, LA Critics Association Awards, Satellite Award, British Independent Film Awards, Independent Spirit Award, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Hollywood Film Awards, Venedig - Goldener Loewe, Alliance of Women Film Journalists, Schwarz-Weiß-Film, Filmwelt, 2019, Scope, unser Film des Monats, Mexiko, International Cinephile Society AwardsAnfang der 1970er-Jahre unterstützt ein indigenes Hausmädchen im Stadtviertel Colonia Roma in Mexico-City die Mutter von vier Kindern, die immer wieder mit längeren Abwesenheiten ihres Mannes zurechtkommen muss. An mehreren Schicksalsschlägen entlang und vor dem Hintergrund von Studentenunruhen, die am Fronleichnamstag 1971 im sogenannten „Corpus Christi Massaker“ blutig niedergeschlagen wurden, entfaltet der Film in luziden Schwarz-weiß-Bildern ein fesselndes Zeitbild, das durch seine meisterliche Bild- und Tongestaltung ebenso fasziniert wie durch seine sensible Hommage auf eine starke Frauenfigur. Der fiktionalisierte Rückblick auf die eigene Kindheit des Filmemachers Alfonso Cuarón changiert elegant zwischen realistischen Alltagsdarstellungen, Poesie und gelegentlichen humoristischen Zuspitzungen. – Sehenswert ab 14
- Freitag, 15. März 2019 - 20:30Kategorien: Oscar, Komoedie, US-amerikanischer Film, Tragikomoedie, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Roadmovie, Feel-Good-Movie, Biopic, Buddy-Movie, Golden Globe, tmdU, Fox, 2019, FlatPeter Farrellys leichtfüssig inszenierte Tragikomödie lebt vom Gegensatz der Protagonisten und von ihren zwei formidablen, für den Oscar nominierten Darstellern: Der überaus ungehobelte italoamerikanische Türsteher und Gelegenheitsmafiosi Tony Lip (Viggo Mortensen) wird in den 1960er Jahren vom hochkultivierten schwarzen Konzertpianisten Don Shirley (Mahershala Ali) als Assistent angeheuert. Toni chauffiert Don auf dessen Tournee durch die Südstaaten, mit dem «Green Book» als Kompass, einem Führer für Afroamerikaner im rassistischen Süden. Die gemeinsame Reise im metallicblauen Strassenkreuzer führt das ungleiche Duo auch auf einen Weg zueinander. So wird das ernsthafte Grundthema zur Basis eines brillant unterhaltenden Feel-Good-Movies, das das Publikum des Zurich Film Festival schon im letzten Herbst als Eröffnungsfilm begeisterte. (von Urs Bühler für die Neue Züricher Zeitung) –––––––––––––––– Zum Titel des Films: The Negro Motorist's Green Book war ein Reiseführer mit einem speziellen Zielpublikum: Autofahrer "of color" erfuhren hier, wo sie in Amerika ein Quartier zum Absteigen oder ein Abendessen nach einem Tag auf der Straße finden konnten. Einen Bedarf für diese Hinweise gab es natürlich nur deswegen, weil Rassentrennung damals gang und gäbe war: Viele Etablissements waren exklusiv für Weiße. In anderen konnten die Schwarzen unter sich sein. Ihnen versprach das grüne Buch "vacation without aggravation": Urlaub ohne Erschwernisse.
- Freitag, 08. März 2019 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Nominierung Europaeischer Filmpreis, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Biopic, Historienfilm, Golden Globe, British Film Awards, Satellite Award, Women Film Critics Circle Awards, Venedig - Goldener Loewe, England, Alliance of Women Film Journalists, Fox, 2019, Flat, 8MEngland befindet sich im Krieg mit Frankreich, doch bei Hofe erfreut man sich an einem luxuriösen Lebensstil, an extravaganten Kostümfesten, an Hummer- und Entenrennen in pompösen Marmorhallen. In acht Kapiteln zeigt der Film eine matriarchalische Gesellschaft im frühen 18. Jahrhundert: Olivia Colman spielt die über das englische Empire herrschende Anne, deren Regierungsgeschäfte fest in den Händen ihrer „Favoritin“, der von Rachel Weisz gespielten Lady Sarah liegen. Als Sarah ihrer verarmten Cousine Abigail (Emma Stone) am königlichen Hofe Arbeit gewährt, beginnt ein erbarmungsloses Ringen um die Gunst ihrer Majestät – mit hinterhältigen Verleumdungen, sexuellen Erpressungen und politischen Intrigen.
- Montag, 04. März 2019Ort: Kino achteinhalb Kategorien: Oscar, Oscarnominierung, Filmpreis, Ganz großes Kino in Celle, 2019"Unsere" zehn nominierten Filme bringen es zusammen auf neun Oscars (Bester Film, Beste Regie, Bester fremdsprachiger Film, Beste Hauptdarstellerin, Bester Nebendarsteller, Beste Nebendarstellerin, Bestes Originaldrehbuch, Beste Kamera, Bestes Make-up und beste Frisuren) und auf 46 Nominierungen:
- Freitag, 20. April 2018 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscar, Oscarnominierung, Archiv, Spielfilm, europaeischer Film, Liebesfilm, Literaturverfilmung, Golden Globe, Independent Spirit Award, Italien, tmdU, Sony, 2018, Flat, unser Film des Monats, eigener TextDer 17-jährige Sohn US-amerikanisch-italienischer Akademiker sucht Anschluss an einen ein paar Jahre älteren Doktoranden, der in den Sommerferien in der elterlichen Villa in der Lombardei wohnt. Während der träge dahinziehenden Tage erkennen die beiden, dass sie sich ineinander verliebt haben, und lassen sich auf eine Beziehung ein, wohl wissend, dass sie sich mit dem Ende des Sommers wieder trennen müssen. Entspannt und fast beiläufig inszenierte Romanverfilmung, in der sich das Geschehen und die allmähliche Annäherung der Hauptfiguren mit sensibler Folgerichtigkeit entfalten. Dabei weist der hervorragend interpretierte Film in seiner Einlassung auf Sehnsucht und Vergänglichkeit wGregor Torinuseit über die Erzählung von erwachender Sexualität und homosexueller Romanze hinaus.
- Freitag, 30. März 2018 - 20:30Kategorien: Oscar, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Biopic, Historienfilm, Golden Globe, British Film Awards, Satellite Award, Critics Choice Movie Award, Screen Actors Guild Awards, England, UPI, 2018, FlatIm Mai 1940 sieht sich die britische Regierung in höchste Not gebracht, eine Invasion durch die deutsche Wehrmacht zu verhindern. In dieser Situation wird der zum Kampf gegen die Nazis entschlossene Winston Churchill neuer Premierminister, doch muss der unbeliebte Politiker zunächst Parlament, König und Volk für seine Linie gewinnen.
- Freitag, 23. März 2018 - 19:30Kategorien: Oscar, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Golden Globe, British Film Awards, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Critics Choice Movie Award, Directors Guild of America Award, Venedig - Goldener Loewe, tmdU, Fox, 2018, FlatEine gehörlose Putzfrau freundet sich in den frühen 1960er-Jahren in einem US-Geheimlabor mit einem Amphibienwesen an, das dort gefangen gehalten wird. Mit Hilfe einer Kollegin und ihres Nachbarn will sie den Wassermann aus den Händen des Militärs befreien. Das an Jack Arnolds B-Monsterfilm „Der Schrecken des Amazonas“ (1954) angelehnte Drama glänzt durch poetische Erfindungskraft, eine raffinierte Dramaturgie und grandiose Darsteller. Mit Poesie und Liebe soll darin der Zynismus kalter Bürokraten überwunden werden.
- Freitag, 16. März 2018 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Historienfilm, British Film Awards, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Critics Choice Movie Award, National Board of Review, evtl. SK, UPI, 2018, FlatEin Londoner Modeschöpfer der 1950er-Jahre bringt von einem Urlaub in der Schweizer Bergwelt eine junge Kellnerin in seine Hochburg der Haute Couture mit, die ihm zauberhaftes Ornament und Muse zugleich sein soll, zunehmend aber ihren Platz im Haus zu behaupten beginnt. Der Film kreist um die Beschreibung eines selbstorientierten, übersensiblen, einsamen Künstlers, der mit manischer Besessenheit in seinem Werk aufgeht und für den die Außenwelt mehr lästige Notwendigkeit als wahrer Bestandteil seines Daseins ist. Das mit großer Einfühlungskraft und formalem Können inszenierte Drama verdichtet sich auch durch filmhistorische Anklänge zu einem bezwingenden, gelegentlich sogar ironisch unterfütterten Meisterwerk. - Der dreifache Oscarpreisträger (dreimal Bester Hauptdarsteller) Daniel Day Lewis (geb. 1957) hat angekündigt, dass dies sein letzter Film sei.
- Freitag, 09. März 2018 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscar, schwarze Komoedie, US-amerikanischer Film, Tragikomoedie, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Kriminalfilm, Golden Globe, British Film Awards, Satellite Award, British Independent Film Awards, Independent Spirit Award, Women Film Critics Circle Awards, England, evtl. SK, Alliance of Women Film Journalists, Fox, 2018, Scope, unser Film des Monats, SAG-AwardEin Geniestreich: «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri»: Wenn er alle rassistischen Beamten entliesse, blieben drei übrig, und die wären alle homophob. Es ist ein schwacher Trost, den Chief Willoughby (Woody Harrelson) anbieten kann, als Mildred (Frances McDormand) ihm öffentlichkeitswirksam vorwirft, den Mord an ihrer Tochter ungesühnt zu lassen, während Schwarze schikaniert und gefoltert würden. Auf drei grossen Plakatwänden, schwarze Schrift auf flammendem Rot, erhebt Mildred Anklage gegen die Polizei – und tritt in der Kleinstadt im Süden der USA einen veritablen Krieg los. Martin McDonaghs bitterböses Kriminalstück verhandelt todernste Themen – und doch gibt es auf dieser erstaunlich souveränen Gratwanderung viel zu lachen. McDonagh fühlt Amerika auf den Zahn, da, wo es weh tut – auch ganz buchstäblich, denn zimperlich gehen die Protagonisten seines genialen Films keineswegs miteinander um. Als härtester Knochen, der eine erstaunliche «Karriere» durchläuft, erweist sich der brutale Cop Dixon (Sam Rockwell). Der Film überrascht durch ambivalente Figuren, die nicht in gute und böse zu scheiden sind. Frances McDormand in der Hauptrolle der kampfeslustigen und wortgewandten Rächerin ihrer Tochter bietet ein selten brillantes Schauspiel. (Neue Züricher Zeitung) ---- Ein echtes Pointenfeuerwerk. Aber jedes Mal, wenn der Gedanke aufkommt, dass es jetzt gerade etwas zu brillant wird, schlägt die Situation durch eine Geste, einen Gesichtsausdruck, eine neue Wendung um in völlige Ironiefreiheit und zeigt uns die Charaktere nackt und bloß in ihrem ganzen Elend. Das ist Timing und Einfühlungsvermögen vom Feinsten. (Die Zeit)
- Sonntag, 04. März 2018Ort: Kino achteinhalb Kategorien: Oscar, Archiv, Filmpreis, Ganz großes Kino in Celle, 2018"Unsere" 9 Filme bringen es zusammen auf 11 Oscars und 40 Nominierungen.
- Dienstag, 05. Dezember 2017 - 15:30Ort: Alte Exerzierhalle am Neuen Rathaus Kategorien: Heike, Europaeischer Filmpreis, Oscar, Frauendrama, 2017, Kooperation, Film, Archiv, Spielfilm, Seniorenkino, europaeischer Film, Niederlande, FilmagentinNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrt eine Holländerin mit ihrer Tochter in ihr Heimatdorf zurück, um nach dem Tod ihrer Mutter den Hof zu bewirtschaften. Als sie ein halbes Jahrhundert später ihr Ende nahen fühlt, läßt sie wichtige Ereignisse ihres bewegten Lebens Revue passieren. Kraftvolle, vitale Familiensaga über vier Generationen, die Geschichte einer unabhängigen Frauendynastie, mythische Utopie und provozierendes Gegenbild in einem. Durch den märchenhaft-erzählerischen Charakter werden wichtige Grundanliegen der Emanzipationsbewegung anschaulich ins Gedächtnis gerufen. - Sehenswert ab 12.
- Freitag, 10. November 2017 - 20:30Kategorien: Berlinale-Baer, Oscar, Golden-Globe-Nominierung, 2017, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Diskussion, Moderation, lateinamerikanischer Film, Preis der Oekumenischen Jury, Independent Spirit Award, Chile, Piffl, ScopeDie transsexuelle Kellnerin Marina (Daniela Vega), die in der Nacht als Sängerin arbeitet, wird vom plötzlichen Tod ihres Geliebten Oscar (Francisco Reyes) aus der Bahn geworfen und muss sich zudem mit zahlreichen Anfeindungen durch die verständnislose Familie des Verstorbenen auseinandersetzen. =========== Nach dem Film bewertet die Transsexuelle Kristina Schneider den Film aus ihrer Sicht und beantwortet Publikumsfragen. Ein "Format", das sich bereits bei "The Danish Girl" bewährt hat. ============ Der unerwartete Tod ihres älteren Partners konfrontiert eine junge chilenische Transgender-Frau mit der Verachtung der Gesellschaft. Während die Polizei ihr demütigende Fragen stellt, will die Familie des Toten sie mit Gewalt von der Beerdigung fernhalten. In die Außenseiter-Position gedrängt, sieht sie sich gezwungen, für ihr Recht auf Trauer zu kämpfen. Genau beobachtendes, kunstvoll aufgebautes Drama, das eine außergewöhnliche Nähe zu seiner brillant verkörperten Hauptfigur aufbaut. Ihr Kampf um Akzeptanz und das Recht auf ihre Trauer erscheinen realistisch und bewegend, während surreale Sequenzen und die Musik einfühlsam ihre Gefühlswelt widerspiegeln. Sehenswert ab 16.
- Freitag, 28. April 2017 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, 2017, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, Golden Globe, British Film Awards, Satellite Award, Critics Choice Movie Award, Gotham Awards, Independent Spirit Award, UPI, Scope, unser Film des MonatsEin schweigsamer Einzelgänger, der als Hausmeister in Boston arbeitet, kehrt anlässlich des Todes seines Bruders in seine kleine Heimatstadt an der US-amerikanischen Ostküste zurück. Als er die Vormundschaft für seinen 16-jährigen Neffen übernehmen muss und es zum Wiedersehen mit seiner Ex-Frau kommt, brechen tiefe seelische Wunden wieder auf. Packendes, komplex konstruiertes Drama um Schuld und Erlösung, das in intensiven Rückblenden die ganze Tragik, Verletztheit und Schuld der Hauptfigur enthüllt. Die emotional und psychologisch genau gezeichneten, grandios gespielten Figuren halten stets die innere Spannung aufrecht.
- Sonnabend, 15. April 2017 - 20:30Kategorien: Oscar, 2017, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Spielfilm, Filmdrama, Literaturverfilmung, Coming of Age, Golden GlobeEin sensibler afroamerikanischer Junge wächst in Liberty City auf, einem „Problembezirk“ Miamis, wobei die Crack-Sucht seiner Mutter und die Schikanen von Gleichalterigen, die ihn mobben, sein Leben überschatten. Ein Dealer nimmt sich seiner an und wird zum Vaterersatz, doch die demonstrative Männlichkeit, die er dem Jungen vorlebt, bringt weitere Konflikte, vor allem auch mit der eigenen homosexuellen Identität. Der bildgewaltige, herausragend gespielte Film wird als Triptychon unterschiedlicher Lebensphasen erzählt. Er besticht durch seine Sensibilität gegenüber den Gefühlen der Figuren ebenso wie durch sein Gespür für ihre Lebenswelt, wobei er präzise Milieuschilderung mit dem Sinn für die Schönheit des Lebens verbindet. ================== Moonlight gilt bereits jetzt als der Film des Jahres. Er hat 205 Filmpreise gewonnen (darunter 3 Oscars) und weitere 245 Nominierungen.
- Freitag, 14. April 2017 - 20:30Kategorien: Heike, 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, 2017, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Spielfilm, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Musical, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, tmdU, evtl. SK, alle Veranstaltungen anzeigenDas Musical des 31-jährigen Regisseurs Damien Chazelle mit dem selbstironischen Bezug "La La Land" im Titel gewann bis April 2017 184 Filmpreise und wurde für 224 weitere nominiert. Bei der "Golden Globe"-Verleihung 2017 brach "La La Land" mit 7 Golden Globes den bisherigen Rekord von "Einer flog über das Kuckucksnest" (1976 - 6 Golden Globes). Wir hatten ihn zwar bereits zwei Tage vor Kinostart geliehen, bekamen später aber bei aller Neugierde Zweifel, ob es unser "Job" ist, ihn auch noch zu zeigen, nachdem er überall schon wochenlang lief. Die historische Oscarpanne brachte uns am gleichen Tag auf die Idee, "Moonlight" & "La La Land" als Double Feature zu zeigen. Wobei es auch hier einen ironischen Bezug im Titel gibt, denn filmhistorisch waren Filmvorführungen im Rahmen eines "Double Features" vor allem in den 1930er- und 1940er-Jahren eine weit verbreitete Strategie der Kinobetreiber, die durch das Blocksystem unfreiwillig erworbenen B-Filme zusammen mit attraktiven A-Filmen zu zeigen.
- Freitag, 14. April 2017 - 00:01Kategorien: Oscar, 2017, Archiv, Ganz großes Kino in CelleDieses und das darauffolgende Wochenende ist unsere Reminiszenz an die historische Panne bei der diesjährigen Verleihung der Oscars (89th Academy Awards) für das Filmjahr 2016 am 26. Februar im Dolby Theatre in Los Angeles, wo zum Abschluss der Feierlichkeiten in der Königskategorie "Bester Film" statt Underdog "Moonlight" irrtümlicherweise "La La Land" zum Gewinner gekürt wurde - zwei Filme, die unterschiedlicher kaum sein können. --------- Zusammen haben diese beiden Filme 9 Oscars gewonnen bei 22 Nominierungen. Bis heute haben beide Filme zusammen sagenhafte 381 Auszeichnungen und weitere 463 Nominierungen erhalten!
- Freitag, 27. Januar 2017 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, Science-Fiction-Film, 2017, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, British Film Awards, National Board of Review, Sony, Scope, unser Film des Monats"Arrival" wurde von den Filmkritikern des führenden deutschen Fachmagazins "Filmdienst" hinter "Toni Erdmann" zum zweitbesten Film des Kinojahrs 2016 gewählt. ----------- Die Filme (u. a. "Die Frau, die singt", "Enemy") des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve wissen immer zu faszinieren. Dabei wechselt Villeneuve das Genre wie andere ihre Hemden. Sein neuester Film kommt im Gewand eines Science-Fiction-Films. ---- Filmdienst: Nach der Landung von zwölf ellipsenförmigen Alien-Raumschiffen an unterschiedlichen Orten der Erde scheitern die ersten Versuche, die Signale der fremden Wesen zu entschlüsseln. Die US-Regierung schickt ein Team um eine Sprachwissenschaftlerin und einen Physiker nach Montana, das Kontakt zu den Außerirdischen herstellen und deren Absichten in Erfahrung bringen soll. Der mit großer Behutsamkeit inszenierte Science-Fiction-Film konzentriert sich ganz auf die Figurenpsychologie und erkundet stilistisch elegant erkenntnistheoretische Fragen. ------------ EPD: Eigenartige Mixturen sind die Filme von Denis Villeneuve, einerseits kühl und distanziert in ihrer Intellektualität, andererseits sinnlich und emotional in ihrer Bilderwucht und erzählerischen Zuspitzung. Sie bedienen zwar das Genrekino, transzendieren es aber zugleich, indem sie einfache Formeln und simple Strukturen hinter sich lassen. Das die Grenzen der Moral auslotende Entführungsdrama »Prisoners«, der philosophische Mysterythriller »Enemy«, das grimmige Cop-Movie »Sicario«: Immer stellen die Arbeiten des Kanadiers provokante Fragen, immer haftet ihnen etwas Philosophisches an, und immer finden sie radikale dramaturgische Wendungen, die das Geschehen an unerwartete Orte führen. Es kann also nicht überraschen, wenn Villeneuves erster Ausflug in die Science-Fiction alles andere als ein üblicher Blockbuster ist. »Arrival« handelt zwar von einer Alien-Ankunft auf der Erde und bietet durchaus den apokalyptischen Thrill und die visuelle Opulenz, die mit so einem Spektakel verbunden sind. Im Grunde aber ist der Film eine leise Meditation über Verlust und Trauer, Kommunikation und Zeit, Vertrauen und Hoffnung. Viele Fragen werden gestellt, nicht alle davon zufriedenstellend beantwortet, aber insgesamt ist Villeneuve ein faszinierendes Gedankenexperiment gelungen.Im Zentrum steht die Linguistin Louise Banks, die viele Sprachen spricht und deshalb vom US-Militär engagiert wird, nachdem eins von zwölf außerirdischen Raumschiffen über Montana gelandet ist. Gemeinsam mit dem Wissenschaftler Ian Donnelly (Jeremy Renner) steigt sie in das knapp über dem Boden schwebende muschelförmige Gefährt und versucht, mit den Aliens, die wie eine Kreuzung aus überdimensionierten Kraken und menschlichen Händen aussehen, zu kommunizieren. Amy Adams spielt diese Frau mit so großer Intensität und Beharrlichkeit, dass man jederzeit das Schicksal der Welt in ihre Hände legen würde.
- Montag, 09. Januar 2017 - 19:00Kategorien: Oscar, Eintritt frei, 2017, Kooperation, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Ev.-luth. Kirchenkreis Celle, Kirche trifft Kino, Filmreihe, Diskussion, Moderation, europaeischer Film, FilmklassikerSechs Angehörige der High Society planen ein Abendessen gehobener Klasse in elitärem Kreis. Doch das stilvolle Dinner muss aufgrund verschiedener Missverständnisse und Pannen dauernd verschoben werden. Ob die Gäste den Termin vergessen haben, ein toter Restaurantbesitzer im Nachbarzimmer den Appetit verdirbt, die Gastgeber über ihren Sextrieb das Menü vernachlässigen oder das Militär einmarschiert – das elegante Mahl scheint einfach nicht zustande zu kommen … Luis Buñuels grandiose, Oscar®-prämierte Satire über ein genusssüchtiges Großbürgertum, das an sinnlosen Ritualen und Etiketten festhält, stellt seinen Spott an dieser sozialen Schicht, welche sich durch Buñuels Lebenswerk zieht, in aller Skurrilität und Surrealität dar.
- Freitag, 06. Mai 2016 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscarkandidat, 2016, Oscar, Golden-Globe-Nominierung, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, HistorienfilmEin Reporter-Team der US-amerikanischen Tageszeitung „The Boston Globe“ wird von seinem neuen Chefredakteur auf Missbrauchsfälle durch katholische Priester in der Erzdiözese Boston gestoßen und deckt deren jahrzehntelange Vertuschung durch den verantwortlichen Kardinal auf. Der an tatsächlichen Vorgängen orientierte, brillant gespielte Film arbeitet detailliert den Skandal auf, wobei er inszenatorisch sensibel die Nähe zu Dokumentarfilmen sucht, ohne dadurch an Spannung und Anteilnahme zu verlieren. Vor allem ist er auch ein leidenschaftliches Plädoyer für den investigativen Printjournalismus.
- Freitag, 25. März 2016 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscarkandidat, 2016, Oscar, schwarze Komoedie, Golden-Globe-Nominierung, Realsatire, Wirtschaftskrimi, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, SpielfilmBanker, Analysten und Wertpapierhändler verbünden sich, um in der Hochphase des Aktienbooms 2005 auf einen Crash zu spekulieren. Dieser wird drei Jahre später Wirklichkeit, als die US-Immobilienblase platzt. Die surreal aufgekratzte Farce entfaltet rund um die Börsenmanie ein wildes Stakkato unterschiedlicher erzählerischer Mittel, um am Ende in die moralische Forderung zu münden, dass Banken für die volkswirtschaftlichen Schäden aufkommen sollen. Der prominent besetzte Film erzählt wider Willen auch von der Schwierigkeit, politisch verbindliche Kritik am Finanzsystem mit den Mittel des Unterhaltungskinos zu formulieren.
- Freitag, 26. Februar 2016 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscarkandidat, 2016, Oscar, Golden-Globe-Nominierung, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Vortrag, Diskussion, Moderation, Biopic, LiebesdramaAuf der wahren Lebensgeschichte der dänischen Malerin Lili Elbe (1882-1931) beruhender Film über eine transsexuelle Pionierin, die Anfang der 1930er-Jahre eine operative Geschlechtsumwandlung durchführen ließ. Der Film berührt als Melodram darüber, was diese Entscheidung für ihre Ehe bedeutet, engt die Perspektive auf seine Protagonistin aber sehr stark ein. ======================================================================== Nach dem Film bewertet die Transsexuelle Kristina Schneider den Film aus ihrer Sicht und beantwortet Fragen.
- Freitag, 08. Mai 2015 - 20:30Kategorien: Oscar, 2015, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, Golden Globe, British Film Awards, Screen Actors Guild Awards, AACTA International Awards, National Board of Review, Women Film Critics Circle Awards, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Hollywood Film Awards, evtl. SKNach unerklärlichen Sprachschwierigkeiten und Orientierungsverlusten wird bei einer 50-jährigen Linguistin eine seltene Form von frühem Alzheimer diagnostiziert, die schnell voranschreitet. Dank seiner überragenden Hauptdarstellerin zeichnet das Drama intensiv den unaufhaltsamen Prozess des Verschwindens einer Persönlichkeit nach, bis der Ich-Verlust erzählerisch in eine strikte Beobachterposition umschlägt.
- Freitag, 17. April 2015 - 20:30Kategorien: Oscar, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2015, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Spielfilm, Biopic, Historienfilm, Golden GlobeIm Januar 1965 eskalieren die US-amerikanischen Rassenunruhen. Der Anführer der Bürgerrechtsbewegung, Martin Luther King, konzentriert seine Bemühungen auf die Stadt Selma, wo die Segregation in vollem Umfang betrieben wird. Ein packendes Historiendrama, das die Bürgerrechtler als ausdifferenzierte Gruppe würdigt, insbesondere aber von der subtilen Interpretation des Hauptdarstellers getragen wird. Die christliche Motivation der Aktivisten vermittelt sich dabei ebenso unaufdringlich wie Kings außergewöhnliche Persönlichkeit sowie sein Blick für realpolitische Notwendigkeiten.
- Freitag, 20. März 2015 - 20:30Kategorien: Oscar, Cesar-Filmpreis, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2015, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Golden Globe, Satellite Award, Gotham Awards, Independent Spirit Award, Screen Actors Guild Awards, National Board of Review, Venedig - Goldener LoeweEin ehemaliger Superhelden-Darsteller will als Theaterregisseur am Broadway eine neue Karriere starten, doch kurz vor der Premiere einer Raymond-Carver-Adaption scheinen sich Kollegen, Kritiker, seine rebellische Tochter sowie sein eigenes „Superhero“-Alter Ego gegen ihn verschworen zu haben. Das virtuos inszenierte Drama entfacht einen schwarzhumorigen „Kultur“-Krieg zwischen alten und neuen Medien, Kunst und Entertainment, Hoch- und Popkultur, bei dem sich die Kamera ohne sichtbare Schnitte an die Fersen der Figuren heftet. Die glänzend besetzte Showbiz-Satire brennt ein Feuerwerk an scharfzüngigen Dialogen ab, wobei stets existenzielle Konflikte um die Angst vor dem Scheitern, dem Altwerden oder der Marginalisierung aufscheinen.
- Sonnabend, 07. März 2015 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, Eintritt frei, 2015, Kooperation, Dokumentarfilm, Film, Archiv, Filmpreis, attac Celle, Rosa-Luxemburg-Club Celle, British Film Awards, Deutscher Filmpreis - Lola, LA Critics Association AwardsIm Juni 2013 treffen sich die Filmemacherin Laura Poitras und der Journalist Glenn Greenwald in Hongkong mit dem US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, der ihnen via Mail-Verkehr Beweise für die Massenüberwachung und Massenausspähung normaler Bürger durch den US-amerikanischen Geheimdienst NSA in Aussicht gestellt hat. Poitras dokumentierte die Treffen mit der Kamera, was die Basis für einen faszinierenden Dokumentarfilm über die Snowden-Affäre bis zu seinem Asyl in Russland und die politische Sprengkraft seiner Enthüllungen liefert. Zwar bringt er dabei kaum neue Erkenntnisse und bleibt zwangsläufig einseitig im Ansatz, beeindruckt aber als engagierte und spannende Aufarbeitung eines weltweit Kreise ziehenden Skandals.
- Freitag, 27. Februar 2015 - 20:30Kategorien: Oscar, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2015, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Biopic, Filmdrama, HistorienfilmDer brillante junge Mathematiker Alan Turing wird im Zweiten Weltkrieg von der britischen Regierung in ein Team von Kryptographen berufen, um die Codes der Enigma-Verschlüsselungsmaschine zu knacken, auf denen der deutsche Funkverkehr beruht. Dabei machen ihm nicht nur technische Probleme zu schaffen, sondern auch seine überhebliche Art, die ihm Gegner in den eigenen Reihen schafft. Konventionelle Filmbiografie, die den Wettlauf gegen die Zeit aber spannend umsetzt und mit einem grandiosen Hauptdarsteller aufwartet. Zwiespältig ist der Film in der Abbildung von Turings Homosexualität, die zwar nicht ausgespart, aber an die Ränder verschoben wird und weitgehend abstrakt bleibt.
- Mittwoch, 18. Februar 2015 - 19:30Kategorien: 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, Eintritt frei, 2015, Kooperation, Dokumentarfilm, Film, Archiv, Filmpreis, attac Celle, Rosa-Luxemburg-Club Celle, British Film Awards, Deutscher Filmpreis - Lola, LA Critics Association AwardsIm Juni 2013 treffen sich die Filmemacherin Laura Poitras und der Journalist Glenn Greenwald in Hongkong mit dem US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, der ihnen via Mail-Verkehr Beweise für die Massenüberwachung und Massenausspähung normaler Bürger durch den US-amerikanischen Geheimdienst NSA in Aussicht gestellt hat. Poitras dokumentierte die Treffen mit der Kamera, was die Basis für einen faszinierenden Dokumentarfilm über die Snowden-Affäre bis zu seinem Asyl in Russland und die politische Sprengkraft seiner Enthüllungen liefert. Zwar bringt er dabei kaum neue Erkenntnisse und bleibt zwangsläufig einseitig im Ansatz, beeindruckt aber als engagierte und spannende Aufarbeitung eines weltweit Kreise ziehenden Skandals.
- Donnerstag, 04. Dezember 2014 - 20:00Kategorien: Oscar, Eintritt frei, 2014, deutscher Film, Film, Archiv, Spielfilm, Ganz großes Kino in Celle, Busenfilm, Kunstfilm in Celle, Liebesfilm, Abenteuerfilm, Filmgeschichte, Literaturverfilmung, Golden Globe, Deutscher Filmpreis - LolaEin nackt unter Wilden aufgewachsenes Mädchen kommt durch eine Urwaldexpedition nach Hamburg, erlebt mit einem Freund die Zivilisation und kehrt enttäuscht in den Urwald zurück. Einfältiger Unsinn, der jedoch durch das aus heutiger Sicht lächerliche Kokettieren mit Nuditäten zu einem der großen finanziellen Erfolge der Nachkriegszeit wurde.
- Freitag, 14. November 2014 - 20:30Kategorien: Heike, Gilde-Filmpreis, Berlinale-Baer, Oscar, Grand Prix de la FIPRESCI, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2014, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Satellite Award, British Independent Film Awards, Gotham Awards, Independent Spirit Award, Screen Actors Guild Awards, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association AwardsIn zwölf Drehjahren mit denselben Schauspielern realisierte Richard Linklater einen Spielfilm über Kindheit und Jugend eines Jungen, der mit seiner Schwester und Mutter in Texas aufwächst. Von der Einschulung bis zum College, in vielen Gesprächen und Alltagssituationen entfaltet sich die fesselnde Reduktion auf das „gemeine Leben“, höchstens torpediert von den Erfahrungen eines Scheidungskindes. Mit hervorragend geschriebenen und gespielten Familienfiguren greifen der dokumentarische Gestus und der fiktive Inhalt in der Langzeitinszenierung virtuos ineinander und zeigen selten zu beobachtende Bilder des Heranwachsens.
- Freitag, 16. Mai 2014 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2014, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, Historienfilm, Golden Globe, British Film Awards, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Independent Spirit Award, National Board of Review, Women Film Critics Circle Awards, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Hollywood Film Awards, Irish Film and Television AwardsBeruhend auf den Memoiren von Solomon Northup, erzählt der Film die Geschichte eines Afroamerikaners, der in den USA des 19. Jahrhunderts als freier Mann in den Nordstaaten lebt, bis er entführt und als Sklave in die Südstaaten verkauft wird. Dort droht er unter der Unterdrückung und Entmenschlichung zu zerbrechen, bis es ihm gelingt, eine Nachricht an seine Familie zu übermitteln, die für seine Befreiung sorgt. Regisseur Steve McQueen fokussiert darauf, was Sklaverei mit Menschen anrichtet. Der emotionalen Wucht des Stoffes steuert er durch vielschichtige Figuren und eine kluge Inszenierung entgegen, die Raum zum Nachdenken jenseits unmittelbarer emotionaler Reaktionen schafft.
- Freitag, 21. Februar 2014 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2014, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, Literaturverfilmung, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Independent Spirit Award, Screen Actors Guild Awards, Women Film Critics Circle Awards, Washington DC Area Film Critics Association AwardsNachdem ihr Mann wegen windiger Finanzgeschäfte verhaftet wurde und im Gefängnis Selbstmord beging, sucht eine Frau aus der New Yorker High Society Zuflucht bei ihrer Schwester im Arbeitermilieu von San Francisco. Bald brechen alte Konflikte um Werte und Lebensstile aus, weil sie die neuen Verhältnisse als "working class", niveaulos und ärmlich empfindet. Fulminant besetzte Tragikomödie, in der die vorzügliche Hauptdarstellerin den Raum nutzt, um den Genuss und den Kater, die Selbsttäuschung und die Euphorie auszuspielen. Hinter diesem Porträt einer Frau, die der Finanzcrash weder von ihrer Oberflächlichkeit noch von übersteigerten Ansprüchen kurieren konnte, offenbart sich die Abrechnung mit einer Gesellschaftsschicht.
- Freitag, 15. November 2013 - 20:30Kategorien: Europaeischer Filmpreis, Oscar, Nominierung Europaeischer Filmpreis, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Golden Globe, 2013, ItalienEin alternder Schriftsteller aus Rom, gerade 65 Jahre alt geworden, spürt ein wachsendes Unbehagen am Müßiggang seines Lebens, das in einer Endlosschleife aus Luxus und Leere gefangen scheint. Ein melancholisch-träumerischer, hypnotisch-verführerischer Film über Exzess, Dekadenz und das eitle Geschwätz der gehobenen Gesellschaft, der mit einer Fülle glänzender filmischer Miniaturen über Sinn und Sinnlosigkeit des Daseins philosophiert. Zugleich eine filmhistorisch raffinierte Hommage auf Fellinis "Das süße Leben", die hinter all der Pracht und Schönheit nach Momenten erfüllter Gegenwart fahndet.
- Freitag, 12. April 2013 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Politthriller, Politdrama, Golden Globe, 2013, LA Critics Association Awards, Satellite Award, National Board of Review, Women Film Critics Circle Awards, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Hollywood Film AwardsNach den Terroranschlägen vom 11.9.2001 sucht die CIA fieberhaft nach Osama Bin Laden, dem Wortführer der islamistischen Terrorgruppe Al Qaida. Unter den Ermittlern ist eine junge CIA-Agentin, für die die Jagd nach Bin Laden zur persönlichen Mission wird. Der Film schildert kühl die akribische Arbeit des Geheimdienstes und lässt dabei auch den Einsatz von Folter als Mittel der Informationsbeschaffung nicht aus. So nüchtern-objektiv die Erzählhaltung dabei auch ist, ergibt sich daraus doch mehr als die schlichte Chronologie einer Jagd: Es entsteht ein beklemmendes Psychogramm der Hauptfigur, für die die Suche nach Bin Laden zur Besessenheit wird, während ihr politischer Sinn äußerst dubios erscheint; darüber hinaus zeichnet der Film ein Bild der US-Gesellschaft im "Krieg gegen den Terror", in dem ethische Prinzipien obsolet werden.
- Freitag, 11. Januar 2013 - 20:00Kategorien: 1SE, Europaeischer Filmpreis, Oscar, NY Critics Circle Award, Cesar-Filmpreis, Oscarnominierung, Nominierung Europaeischer Filmpreis, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Goya - Madrid, Golden Globe, Bayerischer Filmpreis, 2013, Prix Lumieres, LA Critics Association Awards, Independent Spirit Award, Cannes - Goldene Palme, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Frankreich, Oesterreich, evtl. SKEin altes Ehepaar aus Paris ist sich auch nach vielen Jahrzehnten noch in Liebe zugetan. Als die Frau einen Schlaganfall erleidet, beginnt sich ihr gemeinsames Leben entscheidend zu ändern. Das meisterlich inszenierte Kammerspiel fasst nüchtern die Unausweichlichkeit des Todes ins Auge, ohne die Grenze zur Sentimentalität zu überschreiten. Eine von großartigen Darstellern getragene, radikale Apologie der Empathie, überraschend altersmilde, kämpferisch und zurückhaltend zugleich. Der tief berührende Film über die Liebe und die Vergänglichkeit der menschlichen Natur ist eine für viele Auslegungen offene Meditation über das Ende, bar aller Illusionen, gleichwohl getragen von einer Würde, die auch das provokante Finale trägt.
- Freitag, 28. März 2008 - 20:30Kategorien: Oscar, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Liebesfilm, Musikfilm, Irland, evtl. SK, evtl. Open AirEin liebeskranker irischer Straßenmusiker gewinnt die Liebe einer unscheinbaren Rosenverkäuferin, einer tschechischen Exilantin, die sich als Klaviervirtuosin entpuppt. Der sympathisch unterhaltende Musikfilm belebt mit zwei engagierten Schauspielern das Genre des Backstage-Musicals neu und stellt den mittlerweile im Kino üblichen Ausstattungsorgien eine angenehme Bodenhaftung entgegen.
- Freitag, 04. Mai 2001 - 20:30Kategorien: Heike, Oscar, Frauendrama, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, NiederlandeNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrt eine Holländerin mit ihrer Tochter in ihr Heimatdorf zurück, um nach dem Tod ihrer Mutter den Hof zu bewirtschaften. Als sie ein halbes Jahrhundert später ihr Ende nahen fühlt, läßt sie wichtige Ereignisse ihres bewegten Lebens Revue passieren. Kraftvolle, vitale Familiensaga über vier Generationen, die Geschichte einer unabhängigen Frauendynastie, mythische Utopie und provozierendes Gegenbild in einem. Durch den märchenhaft-erzählerischen Charakter werden wichtige Grundanliegen der Emanzipationsbewegung anschaulich ins Gedächtnis gerufen.