Veranstaltungsarchiv
- Freitag, 03. September 2021 - 20:30Kategorien: Sozialdrama, Oscar, NY Critics Circle Award, US-amerikanischer Film, Archiv, Golden Globe, British Film Awards, Satellite Award, British Independent Film Awards, Independent Spirit Award, National Board of Review, Venedig - Goldener Loewe, Alliance of Women Film Journalists, Walt Disney, Scope, 2021Eine Frau aus dem Mittleren Westen der USA hat nach der großen Rezession in Folge des Bankencrashs 2008 alles verloren. Sie packt ihre Sachen und bricht mit ihrem Van zu einem Leben als Auto-Nomadin auf. ------------------------------ Mit der großartigen Frances McDormand – unter anderem bekannt aus:Three Billboards outside Ebbing, Missouri
- Dienstag, 03. März 2020 - 15:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, US-amerikanischer Film, Kooperation, Film, Archiv, Spielfilm, Seniorenkino, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Musical, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, tmdU, Studiocanal, 2020, Scope, Seniorenbeirat der Stadt CelleDas Musical des 31-jährigen Regisseurs Damien Chazelle mit dem selbstironischen Bezug "La La Land" im Titel gewann 241 Filmpreise und wurde für 276 weitere nominiert. Bei der "Golden Globe"-Verleihung 2017 brach "La La Land" mit 7 Golden Globes den bisherigen Rekord von "Einer flog über das Kuckucksnest" (1976 - 6 Golden Globes).
- Donnerstag, 13. Februar 2020 - 19:00Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Eintritt frei, Film, Archiv, Spielfilm, europaeischer Film, Filmklassiker, Filmkunst, National Board of Review, Italien, Schwarz-Weiß-Film, 2020, Flat, alle Veranstaltungen anzeigenDer Name achteinhalb ist inspiriert von dem gleichnamigen Film Federico Fellinis aus dem Jahre 1962. „Otto e mezzo (achteinhalb)“ handelt über die Schaffenskrise eines Filmregisseurs. Es war der 8 ½ Film des Regisseurs Fellini (einen seiner vorherigen Filme hatte er in Co-Regie produziert). Auch Fellini musste für sein Filmprojekt einen Namen finden. Der Arbeitstitel des Films während der Produktion hieß „la bella confusione“; der französische Filmtheoretiker Christian Metz schrieb: „8½ ist der Film, in dem 8½ entsteht“. All dies passte gut zum Celler Kinoprojekt: Wir waren ursprünglich acht Aktivisten (und mindestens ein halber, der unterstützte, war stets im Hintergrund dabei), wir verfügten über kein programmatisches Konzept oder andere inhaltliche Zielvorstellungen, sondern alles war „work in progress“, war improvisiert – und wir fingen erst mal an, Filme zu zeigen und zu sehen, was sich entwickelt. Der Name sollte daher nicht vorgeben, was man vorhat, sondern das, was man tut, sollte dem Namen seinen Inhalt verleihen. Der Beginn der Kinoabende wurde folgerichtig auf 20.30 Uhr gelegt, der Eintritt betrug seinerzeit 8,50 DM (was laut Inflationsrechner heutzutage ca. 7,50 Euro entsprechen würde).
- Freitag, 07. Februar 2020 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, Krimi, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, Komoedie, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Spielfilm, Satellite Award, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Concorde, 2020, Flat, alle Veranstaltungen anzeigenWie eine Agatha-Christie-Verfilmung auf Speed – „Knives Out“ ist eine phänomenal besetzte Krimifarce, die das Genre zu gleichen Teilen bedient und ad absurdum führt. Das macht Spaß, lädt zum Mitraten ein und wird von Rian Johnson obendrein in hochelegante Bilder gekleidet, in der nicht nur der fantastische Cast bestens zur Geltung kommt, sondern auch die vielen Twists und Wendungen in einem perfekten Licht erstrahlen. (Antje Wessels) ––––––– Krimis sind enorm beliebt, nur im Kino gibt es sie kaum. «Knives Out» ist die brillante Ausnahme. (Denise Bucher – Neue Züricher Zeitung)
- Freitag, 29. November 2019 - 20:30Kategorien: Christine/Diether, Gilde-Filmpreis, Goldene Palme, NY Critics Circle Award, Gesellschaftssatire, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, asiatischer Film, Golden Globe, LA Critics Association Awards, British Independent Film Awards, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Hollywood Film Awards, Alliance of Women Film Journalists, Central, 2019, Scope, SAG-Award , Suedkorea, International Cinephile Society AwardsFamilie Kim ist ganz unten angekommen: Sie hausen in einem Keller und sind sich für keinen Aushilfsjob zu schade. Erst als der Jüngste eine Anstellung als Nachhilfelehrer in der Villa der Familie Park antritt, steigen die Kims ein ins Karussell der Klassenkämpfe. Mit findigen Tricksereien gelingt es ihnen, die bisherigen Bediensteten der Familie Park nach und nach loszuwerden. Doch dann löst ein unerwarteter Zwischenfall eine Kette von Ereignissen aus.
- Freitag, 26. April 2019 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Liebesfilm, Literaturverfilmung, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Independent Spirit Award, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Alliance of Women Film Journalists, DCM, 2019, Academy (4:3 =1.37:1)Wenn Amerika ein Geschenk Gottes ist, findet die 19-jährige Tish, dann sollten seine Tage gezählt sein. Ihre ganz eigene Sicht der Dinge gibt den Ton von Barry Jenkins' Film vor: eine Mischung aus Romantik und Zorn, Poesie und Unerbittlichkeit. Jenkins (Moonlight) hat James Baldwins Roman »Beale Street« in ein Meisterwerk atmosphärischen Erzählens übertragen. (Gerhard Midding – EPD-Film – 5 von 5 Sternen) –––––––––––– In den 1970er-Jahren wird ein afroamerikanisches Liebespaar aus New York durch die ungerechtfertigte Inhaftierung des Mannes mit den Vorurteilen seiner Umgebung konfrontiert. Die nach einem Roman von James Baldwin in bemerkenswert unkonfrontativem, aber umso berührenderem Stil erzählte Geschichte über das Schicksal eines jungen Paares zeichnet ein mit viel Wärme entworfenes Porträt des Lebens in einer von Rassismus beeinflussten Welt. Lange Einstellungen, steter Blickkontakt und in die Kamera gesprochene Dialoge verleihen der mit der gesellschaftlichen Realität durchsetzten Romanze eine lyrisch-intensive Qualität. – Sehenswert ab 14 (Franz Everschor – Filmdienst – 4 von 5 Sternen)
- Freitag, 19. April 2019 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Komoedie, US-amerikanischer Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Biopic, Historienfilm, Golden Globe, British Film Awards, Washington DC Area Film Critics Association Awards, DCM, 2019, Scope, unser Film des Monats, eigener Texteigener Text kino achteinhalb: "Vice" ist ein geniales Biopic, das mit leichter Hand ein filmisches Füllhorn kreativer Einfälle ausgießt. Die Ideendichte von "Vice" ist geradezu schwindelerregend. "Vice" unterhält, ist bestes Entertainment und zugleich geniales Infotainment. "Vice" amüsiert, lässt einen lachen (nicht zuletzt über die Banalität des Bösen) und macht einen zugleich fassungslos. Ruft einem längst vergessene Fakten ins Gedächtnis zurück, informiert über weitere Puzzleteile, die weitestgehend unbekannt sind, und präsentiert einem so Zusammenhänge, die unter den republikanischen Regierungen dazu dienten, die Welt gehörig umzukrempeln und der Macht des Weißen Hauses unterzuordnen und heute – verdrängt, vergessen, partikularisiert – bereits der Normalität überantwortet worden sind. Aus der Menge der Werke des inzwischen inflationären Genres Biopic ragt "Vice" heraus. Es offenbart mit seinen ironischen-doppelbödigen Montagen eine Ästhetik des Politischen zwischen gesellschaftlicher Rolle und hemmungslosem Geschacher von Partikularinteressen. Man muss dieses phantastische Stück kinematografisch aufgearbeiteter Zeitgeschichte mit zu den Spitzen seines Genres zählen. Es zeugt von großem Mut und aufklärerischem Selbstbewusstsein seines Regisseurs Adam McKay. ––––– Hauptfigur des Films ist Dick Cheney (* 30. Januar 1941 in Nebraska, später Wyoming). Cheney ist keineswegs als gewissenloser Machtpolitiker geboren, sondern in eine skrupellose Politwelt hineingewachsen. Anfänglich Studienabbrecher, zweimal wegen Trunkenheit am Steuer bestraft. 1969 erstmals im Weißen Haus als besserer Botenjunge von Donald Rumsfeld unter der Regierung Nixon, wo er anfangs noch dachte, man glaube als Politiker an Werte und propagiere sie nicht nur, arbeitete er sich in Perioden republikanischer Präsidentschaften auf der Beamtenleiter geduldig nach oben. 1975 Stabschef unter der Regierung Gerald Ford. 1989 bis 1993 Verteidigungsminister unter der Regierung George Bush senior. Während der Amtszeit Bill Clintos war Cheney Aufsichtsratsvorsitzender des Ölkonzerns Halliburton. 2001 bis 2009 Vizepräsident unter George W. Bush, der dank Cheneys Mithilfe 2000 gegen Al Gore denkbar knapp auf umstrittene Art und Weise die Präsidentschaft errang. ––––– Unter Cheneys Ägide wurde durch zahlreiche Entscheidungen – erst durch Kampagnen und Fälschungen noch verborgen – der Weg frei gemacht für einen unverhüllten Zynismus der Macht, der unter Trump zur vollen öffentlichen Blüte gelangt ist. Im Wesentlichen hat er die Gewaltenteilung aufgeweicht, indem er die exekutive Gewalt von demokratischen Kontrollen entkoppelt hat. Als Lobbyist der Konzerne fossiler Energien hat er diese mit zahlreichen Vergünstigungen von Steuererleichterungen, Subventionen bis hin zu Milliardenaufträgen bedacht - allein nach dem Irakkrieg stiegen die Aktien von Halliburton um 500 %. Generell wurde unter seiner Ägide die Steuerlast der Vermögenden gesenkt. Folterpraktiken (erweiterte Befragung) wurden legalisiert bzw. jeglicher Kontrolle entzogen. Der Afghanistankrieg sowie der Irakkrieg mit all seinen verheerenden Folgen bis heute (u. a. Destabilisierung des Nahen Ostens, Bildung des IS) gehen auf das Konto Cheneys. ––––– Der Titel des Films bezieht sich nicht nur auf das höchste Staatsamt in Cheneys Karriere, sondern auch auf seine Rolle als Strippenzieher hinter den Kulissen – "Vice" bedeutet übersetzt auch Laster/Untugend. ––––– McKay gelingt es, all ihre Verstrickungen, ihr Übervorteilen der oberen Zehntausend und ihre Aushöhlung des Rechtsstaats verständlich und trotzdem unterhaltsam auf die Leinwand zu bringen. Viel mehr kann Kino nicht leisten. Wenn ein Qualitätsmerkmal von Film ist, wie lange man nach dem Verlassen des Kinos noch an ihn denkt – diese 130-minütige Geschichtsstunde McKays wird man als Publikum so schnell nicht vergessen. ––––– Der Film endet mit einem Monolog Cheneys. McKay sagt hierzu im Interview mit dem Tagesspiegel: "Ich wollte das Publikum ein allerletztes Mal mit dem manipulativen Charakter Cheneys konfrontieren, wenn er erklärt, dass er Amerika Sicherheit gegeben habe. Dieses Machtspiel einer autoritären Vaterfigur hat er in 30 Jahren Washington erlernt. Und es gab bei Testvorführungen tatsächlich Leute, die danach meinten: „Irgendwie hatte er ja recht!“ Es ist der älteste Trick, aber er scheint immer noch zu funktionieren. Cheney sagt: „Ich bin stolz, gedient zu haben.“ Doch er spricht nicht zu Amerika, er spricht zur Macht selbst, mit Tränen in den Augen. Ich finde den Monolog erschreckend."
- Freitag, 12. April 2019 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, Komoedie, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Biopic, Nominierung British Film Awards, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Independent Spirit Award, National Board of Review, Alliance of Women Film Journalists, Fox, 2019, Scope, eigener Texteigener Text Kino achteinhalb: "Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber" dieser legendäre Ausspruch von Dorothy Parker steht exemplarisch für den Charme der Komödie und Biopics "Can you ever forgive me?" Der Filmtitel ist zugleich der Buchtitel der Memoiren von Lee Israel (gespielt von Melissa McCarthy, die hierfür eine Oscarnominierung erhielt), der kongenialen Fälscherin der teuer gehandelten Briefe Dorothy Parkers. – Nebenbei bemerkt, das Filmplakat ist denkbar unzutreffend.
- Freitag, 29. März 2019 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, OmdU, Goya - Madrid, lateinamerikanischer Film, Golden Globe, British Film Awards, LA Critics Association Awards, Satellite Award, British Independent Film Awards, Independent Spirit Award, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Hollywood Film Awards, Venedig - Goldener Loewe, Alliance of Women Film Journalists, Schwarz-Weiß-Film, Filmwelt, 2019, Scope, unser Film des Monats, Mexiko, International Cinephile Society AwardsAnfang der 1970er-Jahre unterstützt ein indigenes Hausmädchen im Stadtviertel Colonia Roma in Mexico-City die Mutter von vier Kindern, die immer wieder mit längeren Abwesenheiten ihres Mannes zurechtkommen muss. An mehreren Schicksalsschlägen entlang und vor dem Hintergrund von Studentenunruhen, die am Fronleichnamstag 1971 im sogenannten „Corpus Christi Massaker“ blutig niedergeschlagen wurden, entfaltet der Film in luziden Schwarz-weiß-Bildern ein fesselndes Zeitbild, das durch seine meisterliche Bild- und Tongestaltung ebenso fasziniert wie durch seine sensible Hommage auf eine starke Frauenfigur. Der fiktionalisierte Rückblick auf die eigene Kindheit des Filmemachers Alfonso Cuarón changiert elegant zwischen realistischen Alltagsdarstellungen, Poesie und gelegentlichen humoristischen Zuspitzungen. – Sehenswert ab 14
- Freitag, 08. März 2019 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Nominierung Europaeischer Filmpreis, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Biopic, Historienfilm, Golden Globe, British Film Awards, Satellite Award, Women Film Critics Circle Awards, Venedig - Goldener Loewe, England, Alliance of Women Film Journalists, Fox, 2019, Flat, 8MEngland befindet sich im Krieg mit Frankreich, doch bei Hofe erfreut man sich an einem luxuriösen Lebensstil, an extravaganten Kostümfesten, an Hummer- und Entenrennen in pompösen Marmorhallen. In acht Kapiteln zeigt der Film eine matriarchalische Gesellschaft im frühen 18. Jahrhundert: Olivia Colman spielt die über das englische Empire herrschende Anne, deren Regierungsgeschäfte fest in den Händen ihrer „Favoritin“, der von Rachel Weisz gespielten Lady Sarah liegen. Als Sarah ihrer verarmten Cousine Abigail (Emma Stone) am königlichen Hofe Arbeit gewährt, beginnt ein erbarmungsloses Ringen um die Gunst ihrer Majestät – mit hinterhältigen Verleumdungen, sexuellen Erpressungen und politischen Intrigen.
- Freitag, 11. Januar 2019 - 20:30Kategorien: Stefan, Europaeischer Filmpreis, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Liebesfilm, Historienfilm, Cannes - Beste Regie, National Board of Review, tmdU, Neue Visionen, 2019, Polen, Academy (4:3 =1.37:1)Aus dem Presseheft: COLD WAR – DER BREITENGRAD DER LIEBE ist den Eltern (Zula und Wiktor) des Regisseurs Paweł Pawlikowski gewidmet, nach denen die Protagonisten benannt sind. Der echte Wiktor und die echte Zula starben 1989 kurz vor dem Fall der Berliner Mauer. Sie hatten die letzten 40 Jahre zusammen ver- bracht, trennten und fanden sich immer wieder, sich ge- genseitig jagend und bestrafend auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. „Sie beide waren starke, wunderbare Menschen, aber als Paar eine unendliche Katastrophe“, erinnert sich Pawlikowski. Obwohl das fiktive Paar im Detail ganz anders ist als das echte, überlegte Pawlikowski seit fast einem Jahrzehnt, wie er die Geschichte seiner Eltern erzählen kann. Wie kann das ganze Hin und Her erzählt werden? Wie sollte man mit dem ausgedehnten Zeitraum umgehen? „Ihr Leben hatte keine dramatische Form“, sagt er, „obwohl meine Eltern und ich uns sehr nahe standen – ich war ihr einziges Kind – je mehr ich an sie dachte, desto weniger verstand ich sie.“ Trotz der Schwierigkeiten versuchte er weiterhin, das Geheimnis ihrer Beziehung zu ergründen. „Ich habe lange gelebt und viel gesehen, aber die Ge- schichte meiner Eltern hat alles andere in den Schatten gestellt. Sie waren die interessantesten dramatischen Fi- guren, die mir je begegnet sind.“ Um den Film zu realisieren, konnte er ihn nicht ausdrück- lich als die Geschichte seiner Eltern bezeichnen. Die Ge- meinsamkeiten sind allerdings eindeutig: „temperament- volle Unvereinbarkeit, nicht in der Lage sein, zusammen zu sein und dennoch Sehnsucht haben, wenn man ge- trennt ist; die Schwierigkeit des Lebens im Exil, sich selbst in einer anderen Kultur treu bleiben; die Schwierigkeit, in einem totalitären Regime zu leben, sich anständig zu verhalten trotz der Versuchungen, es nicht zu tun.“ Das Ergebnis ist eine starke, mitreißende Geschichte, die, wie Pawlikowski es ausdrückt, von seinen Eltern inspiriert ist. „Eine komplizierte und zerrissene Liebe.“
- Montag, 01. Oktober 2018 - 19:30Kategorien: NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Dokumentarfilm, Film, Archiv, Filmpreis, europaeischer Film, Prix Lumieres, LA Critics Association Awards, Independent Spirit Award, National Board of Review, Frankreich, Weltkino, 2018Die 90-jährige Filmemacherin Agnès Varda und der Street-Art-Künstler JR reisen mit einem Fotomobil durch das ländliche Frankreich. Dabei treffen sie Menschen, lassen sich ihre Geschichten erzählen und halten deren Gesichter in überlebensgroßen Ausdrucken an Häuserfassaden und Mauern fest. In dem von großer Leichtigkeit getragenen Dokumentarfilm reihen sich vignettenhafte Porträts und Szenen einer während dieser Tour entstandenen Freundschaft aneinander, wobei sich mitunter auch ein Gefühl leiser Melancholie breitmacht. Ein einfühlsames, von einem leichten Schalk getragenes Road Movie, in dem unterschwellig auch das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit mitverhandelt wird.
- Freitag, 31. August 2018 - 20:30Kategorien: 1SE, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Komoedie, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Coming of Age, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Independent Spirit Award, Women Film Critics Circle Awards, Alliance of Women Film Journalists, UPI, 2018, Flat, unser Film des MonatsChristine »Lady Bird« McPherson wird flügge: Sie träumt hoch hinaus und lässt sich weder von amourösen Fehlgriffen noch von der Skepsis ihrer Mutter zu Boden ziehen. Gerwigs schwungvolle Dialoge sowie souveräne Regie im Verein mit darstellerischer Finesse ergeben ein aufrichtiges Sehvergnügen.--------- Von der Gilde der US-Kritiker zum besten Film des Jahres gekürt. --------- Die Zeit: "Greta Gerwig hat einen grandiosen Film gemacht. Er heißt Lady Bird und ist so herzzerreißend schön, dass man gar nicht anders kann, als immer wieder unverhofft mit den Tränen zu kämpfen. - Der Film erzählt diese Universalgeschichte auf eine so erfrischend leichtfüßige und humorvolle Weise, dass alle Vorurteile über die ausgelutschten Grundmotive völlig in den Hintergrund geraten. Das Gegenteil ist der Fall: Aus dem Universalen zieht dieser Film seine individuelle Kraft. Das liegt vermutlich an dem tief sitzenden Eltern-Kind-Konflikt, der reichlich Identifikationsspielraum bietet und verschlossene Türen im Unterbewussten öffnet." --------- Kino-Zeit: "In diesen Charakteren, Bildern und Momenten stecken sehr viel Liebe und Zuneigung -und vor allem ein wahrer Kern. Er ist es, der Lady Bird zu einem Sehvergnügen und nahezu unwiderstehlichen Film macht. Sicherlich besteht das Drehbuch aus allerhand cleveren und lustigen Dialogen, aber selten wurde weibliches Coming of Age so glaubwürdig auf die Leinwand gebracht." --------- Programmkino.de: " LADY BIRD ist ein schlicht und ergreifend grandioser Film mit einer hoch begabten, jungen Schauspielerin, Saoirse Ronan, in der Hauptrolle. Diese Konstellation erinnert zeitweilig stark an Dustin Hoffmann in DIE REIFEPRÜFUNG. Bekanntlich war dies seinerzeit der Start einer Weltkarriere … Saoirse Ronan (gesprochen in etwa: Schirse Rounen) spielt die 17-Jährige mit Grazie, Power und kämpferischem Elan." --------- EPD-Film: "Nicht zuletzt aber ist »Lady Bird« ein angenehm unaufgeregter Film über gelingende weibliche Selbstermächtigung – dessen rebellische Heldin zudem ein gutes Vorbild abgibt."
- Freitag, 04. Mai 2018 - 20:30Kategorien: Stefan, 1SE, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, US-amerikanischer Film, Tragikomoedie, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, LA Critics Association Awards, National Board of Review, Women Film Critics Circle Awards, tmdU, Fox, 2018, Scope, eigener TextEigener Text des achteinhalbs nach Sichtung: Als Walt Disney in den 60er-Jahren seinen Vergnügungspark "Walt Disney World Resort" in Florida plante, hieß sein Prestigeprojekt zuerst „The Florida Project“. Es sollte ein (überteuertes) Familienparadies aus bunten Farben werden, mit tanzenden Micky Mäusen, strahlenden Kinderaugen und Eiscreme zum Frühstück - das "Mekka" für jede amerikanische Familie. Im Jahr 1971 öffnete "Magic Kingdom" die Türen in einen Tempel der Sorglosigkeit, einer Ikonografie US-amerikanischer Traumwelten. Hierzulande in seiner Funktion vielleicht, wenn überhaupt, am ehesten vergleichbar mit dem KaDeWe, dem Schaufenster des Westens, dem Inbegriff des freien Westens und seinen Werten. Bakers Film spielt in den heruntergekommenen Motelanlagen im Hinterhof um Disney World Orlando, die gebaut wurden, als der Tourismus noch weiträumig florierte. Die quietschbunten Betonriegel sind in ihrer Namensgebung "Magic Castle" und "Futureland Inn" dem benachbarten Konsumparadies angepasst, für deren prekären Bewohner (Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, working poor), die nicht mehr die Mittel für eine Wohnungsmiete aufbringen, ist es in Wirklichkeit ein No-Future-Land - die Zwischenstation, der letzte Zufluchtsort, der ihre potenzielle Obdachlosigkeit kaschiert ("hidden homeless"), vor dem unaufhaltsamen Sturz in die Obdachlosigkeit, in der sich ca. 5,5 Millionen Menschen („disconnected people“, ca. 1,7% der Bevölkerung) in den USA befinden - Amerika ausgeträumt. Regisseuer Sean Baker porträtiert diese Welt aber alles andere als in Form einer Elendsreportage, sondern aus der Perspektive (auch Kameraperspektive) von siebenjährigen Kindern, die mit unbändiger kindlicher Lebensfreude durch die sonnendurchflutete Ikonografie eines vergangenen Amerikas toben und streunen, sich die Welt zu eigen machen und Episoden voll kindlicher Magie und Poesie erleben. Vor allem aber zeigt es die Welt aus dem Blickwinkel des rotzfrechen Balgs Moonee, die vermutlich bereits mit ausgestrecktem Stinkefinger zur Welt gekommen ist. Baker, der im Vorfeld viele Filme mit Kindern studiert hat, verrät im Interview, dass den größten Einfluss auf ihn die Slapstickserie "Die kleinen Strolche", die zur Zeit der Großen Depression spielt, ausgeübt habe. In der Schlusssequenz des Film wechselt das Aufnahmematerial des Films vom farbintensiven 35mm-Material auf Smartphonekamera und es wird das tatsächliche "Magic Castle" das Cinderella Castle, das Disneys weltbekanntes Logo ziert und in jedem Filmtrailer von Feuerwerk gekrönt wird, gezeigt.
- Freitag, 16. März 2018 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Historienfilm, British Film Awards, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Critics Choice Movie Award, National Board of Review, evtl. SK, UPI, 2018, FlatEin Londoner Modeschöpfer der 1950er-Jahre bringt von einem Urlaub in der Schweizer Bergwelt eine junge Kellnerin in seine Hochburg der Haute Couture mit, die ihm zauberhaftes Ornament und Muse zugleich sein soll, zunehmend aber ihren Platz im Haus zu behaupten beginnt. Der Film kreist um die Beschreibung eines selbstorientierten, übersensiblen, einsamen Künstlers, der mit manischer Besessenheit in seinem Werk aufgeht und für den die Außenwelt mehr lästige Notwendigkeit als wahrer Bestandteil seines Daseins ist. Das mit großer Einfühlungskraft und formalem Können inszenierte Drama verdichtet sich auch durch filmhistorische Anklänge zu einem bezwingenden, gelegentlich sogar ironisch unterfütterten Meisterwerk. - Der dreifache Oscarpreisträger (dreimal Bester Hauptdarsteller) Daniel Day Lewis (geb. 1957) hat angekündigt, dass dies sein letzter Film sei.
- Freitag, 09. Februar 2018 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, deutscher Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Politthriller, Golden Globe, Bayerischer Filmpreis, Critics Choice Movie Award, Cannes - Beste Darstellerin, Warner, 2018, ScopeEine Frau verliert bei einem Bombenanschlag ihren deutsch-türkischen Mann und ihren Sohn und verfällt in tiefe Depressionen. Die rechtsextremistischen Täter werden vor Gericht gestellt, doch das Verfahren endet mangels Beweisen mit einem Freispruch, was den Glauben der Witwe an den Rechtsstaat zerstört. Der an den NSU-Anschlag 2004 in Köln angelehnte Film wechselt vom Melodram über einen Gerichtsfilm zum Rachethriller, wobei er sich durchgängig auf die Trauernde und ihre Gefühle konzentriert. Zugleich macht er die Wut über die jahrelange Kriminalisierung der Opfer spürbar. Die herausragende Hauptdarstellerin bewahrt den Film jederzeit vor dem Abgleiten in ein plakatives Politdrama. - Ab 14.
- Freitag, 01. September 2017 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2017, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Biopic, Liebesfilm, Historienfilm, Politdrama, Satellite Award, Women Film Critics Circle Awards, Alliance of Women Film Journalists, UPIDie Liebe von Mildred und Richard Loving verstieß 1958 gegen die Segregationsgesetze des US-Bundesstaats Virginia, die eine Ehe zwischen dem weißen Bauarbeiter und der afroamerikanischen 18-Jährigen verboten. Erst 1967 wurde ihre Verbindung mit der Aufhebung des Verbots so genannter Mischehen legalisiert. Das still in sich schwingende, souverän und differenziert ausbalancierte Drama erzählt den realen „Fall“ nahe an den bekannten Fakten. Dabei schwebt über der von zwei grandiosen Hauptdarstellern getragenen Inszenierung stets die Zuversicht, dass sich die Dinge zum Besseren ändern. Sehenswert ab 14. - (Filmdienst - 4 von 5 Sternen) ================== Erfreulich unaufgeregter Historienfilm, der die Geschichte von Richard und Mildred Loving erzählt, die in den 60er Jahren gegen das in ihrem Heimatstaat Virginia geltende Verbot »gemischtrassiger« Ehen klagen. Statt als pathosschwangeres Gerichtsdrama inszeniert Nichols das bedeutsame Geschehen als intimes Porträt zweier Menschen, die Geschichte schreiben, weil sie sich einfach nur lieben wollen – und trifft damit den Kern der Sache. (EPD-Film - 5 von 5 Sternen)
- Freitag, 11. August 2017 - 20:30Kategorien: Heike, 1SE, Episodenfilm, NY Critics Circle Award, Frauendrama, 2017, US-amerikanischer Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmkunst, LA Critics Association Awards, London Film Festival, Alliance of Women Film Journalists, unser Film des MonatsDrei ebenso leise wie präzise inszenierte Geschichten über vier Frauen in Montana, erzählt nach Kurzgeschichten der Schriftstellerin Maile Meloy. Die Aufmerksamkeit gilt dabei insbesondere der Vereinzelung der Frauen inmitten von Landschaft und Raum. Unaufdringlich treten in den nur lose miteinander verknüpften Erzählungen die Bruchlinien zwischen Tradition und modernem Life Style, zwischen amerikanischer Mythologie und der unausweichlichen Realität der Lebensverhältnisse hervor. - Sehenswert ab 14 (Kathrin Häger, Filmdienst, 5 von 5 Sternen) ================ In ihrem neuen Film adaptiert Kelly Reichardt vor dem Hintergrund des winterlichen Montana drei Kurzgeschichten von Maile Meloy, in denen es um die spezifisch weibliche Lebenserfahrung alltäglicher Frustration geht. (Alexandra Seitz, EPD-Film, 5 von 5 Sternen) .
- Freitag, 19. Mai 2017 - 20:30Kategorien: 1SE, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2017, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Spaetwestern, Nominierung British Film Awards, Satellite Award, Independent Spirit Award, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Paramount, Scope, unser Film des MonatsTanner, ein hitzköpfiger Querulant, der sich nur schwer an Regeln halten kann und gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde, stiftet seinen jüngeren Bruder Toby dazu an, all die Banken auszurauben, die das Land ihrer hoch verschuldeten Familie zwangsversteigern ließen, um mit dem Geld die Familienfarm im Westen von Texas zu retten, bevor sie in staatliche Hände fällt. Erst ist Toby nicht wirklich von der Idee begeistert, doch er ist frisch geschieden und will seinem Sohn ein besseres Leben ermöglich. Schnell kommen der gnadenlose Texas Ranger Marcus Hamilton, der sich kurz vor dem Ruhestand befindet und einen letzten Triumph feiern will, und dessen Partner Alberto Parker den Brüdern auf die Schliche.
- Freitag, 28. April 2017 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, 2017, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, Golden Globe, British Film Awards, Satellite Award, Critics Choice Movie Award, Gotham Awards, Independent Spirit Award, UPI, Scope, unser Film des MonatsEin schweigsamer Einzelgänger, der als Hausmeister in Boston arbeitet, kehrt anlässlich des Todes seines Bruders in seine kleine Heimatstadt an der US-amerikanischen Ostküste zurück. Als er die Vormundschaft für seinen 16-jährigen Neffen übernehmen muss und es zum Wiedersehen mit seiner Ex-Frau kommt, brechen tiefe seelische Wunden wieder auf. Packendes, komplex konstruiertes Drama um Schuld und Erlösung, das in intensiven Rückblenden die ganze Tragik, Verletztheit und Schuld der Hauptfigur enthüllt. Die emotional und psychologisch genau gezeichneten, grandios gespielten Figuren halten stets die innere Spannung aufrecht.
- Freitag, 14. April 2017 - 20:30Kategorien: Heike, 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, 2017, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Spielfilm, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Musical, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, tmdU, evtl. SK, alle Veranstaltungen anzeigenDas Musical des 31-jährigen Regisseurs Damien Chazelle mit dem selbstironischen Bezug "La La Land" im Titel gewann bis April 2017 184 Filmpreise und wurde für 224 weitere nominiert. Bei der "Golden Globe"-Verleihung 2017 brach "La La Land" mit 7 Golden Globes den bisherigen Rekord von "Einer flog über das Kuckucksnest" (1976 - 6 Golden Globes). Wir hatten ihn zwar bereits zwei Tage vor Kinostart geliehen, bekamen später aber bei aller Neugierde Zweifel, ob es unser "Job" ist, ihn auch noch zu zeigen, nachdem er überall schon wochenlang lief. Die historische Oscarpanne brachte uns am gleichen Tag auf die Idee, "Moonlight" & "La La Land" als Double Feature zu zeigen. Wobei es auch hier einen ironischen Bezug im Titel gibt, denn filmhistorisch waren Filmvorführungen im Rahmen eines "Double Features" vor allem in den 1930er- und 1940er-Jahren eine weit verbreitete Strategie der Kinobetreiber, die durch das Blocksystem unfreiwillig erworbenen B-Filme zusammen mit attraktiven A-Filmen zu zeigen.
- Freitag, 31. März 2017 - 20:30Kategorien: Stefan, 1SE, NY Critics Circle Award, Gesellschaftssatire, Cesar-Filmpreis, Oscarnominierung, Nominierung Europaeischer Filmpreis, 2017, Film, Archiv, Spielfilm, europaeischer Film, Filmdrama, Literaturverfilmung, Goya - Madrid, Golden Globe, Prix Lumieres, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Rape-Revenge-ThrillerDer Film "Elle" (Elle ist das französische Personalpronomen für "sie", aber auch die zweite Silbe in "Isabelle" und könnte fast die zweite Silbe in Michèle sein.) ist einerseits eine Zumutung und zugleich in seiner Amoralität und Schamlosigkeit faszinierend. Zudem erinnert "Elle" an die Gesellschaftssatiren eines Luis Bunuel - außer Michèles Freundin Anna gibt es hier niemanden, der nicht "gestört" ist. Die unergründliche 64-jährige Isabelle Huppert brilliert in der Rolle einer gut 20 Jahre jüngeren Frau. ----- Jörg Albrecht im Deutschlandfunk: "In jedem anderen Film würden die Informationen, die uns die Handlung nach und nach über Michèle gibt, ihren Charakter, ihr Verhalten erklärbar machen. Bei "Elle" aber bleibt immer ein Restzweifel, ein Stück Unsicherheit. Dieses Rätselhafte, das Isabelle Huppert mit jeder Faser ihres Körpers spiegelt, macht diese Geschichte bis zum Ende unvorhersehbar. Huppert ist kalkuliert, pampig, leidenschaftlich, manipulativ, verschmitzt und sie ist noch so vieles mehr. Es ist die Quintessenz einer über 40 Jahre dauernden Karriere, bei der sich die erstaunlich alterslose Schauspielerin grundsätzlich eine Distanz zu ihren Figuren bewahrt hat."
- Freitag, 03. März 2017 - 20:30Kategorien: Stefan, NY Critics Circle Award, 2017, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Literaturverfilmung, asiatischer Film, British Film Awards, Erotikthriller, Directors Cut Awards, LA Critics Association Awards, National Board of Review, Women Film Critics Circle Awards, Alliance of Women Film Journalists, Filmagentin, Scope, SuedkoreaWährend der japanischen Besatzung Koreas in den 1930er-Jahren soll eine zur Taschendiebin ausgebildete junge Frau einer reichen, unverheirateten Erbin in einem abgelegenen Anwesen zu Diensten sein. Das Mädchen ist Teil eines raffinierten Eheschwindelplans, verliebt sich dann aber in die Erbin, was nur eine von mehreren überraschenden Wendungen ist. Die in drei Kapiteln virtuos entfaltete Liebesgeschichte ist mit einem romantischen Kriminalthriller verknüpft und entfaltet als kunstvolles Vexierspiel eine illustre Dynamik voller Perspektivwechsel und optischer Täuschungen. Ein kluger, facettenreicher Film voller Eleganz und Tempo, geprägt von intensiver Musik und großer Inszenierungskunst.
- Freitag, 27. Januar 2017 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, Science-Fiction-Film, 2017, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, British Film Awards, National Board of Review, Sony, Scope, unser Film des Monats"Arrival" wurde von den Filmkritikern des führenden deutschen Fachmagazins "Filmdienst" hinter "Toni Erdmann" zum zweitbesten Film des Kinojahrs 2016 gewählt. ----------- Die Filme (u. a. "Die Frau, die singt", "Enemy") des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve wissen immer zu faszinieren. Dabei wechselt Villeneuve das Genre wie andere ihre Hemden. Sein neuester Film kommt im Gewand eines Science-Fiction-Films. ---- Filmdienst: Nach der Landung von zwölf ellipsenförmigen Alien-Raumschiffen an unterschiedlichen Orten der Erde scheitern die ersten Versuche, die Signale der fremden Wesen zu entschlüsseln. Die US-Regierung schickt ein Team um eine Sprachwissenschaftlerin und einen Physiker nach Montana, das Kontakt zu den Außerirdischen herstellen und deren Absichten in Erfahrung bringen soll. Der mit großer Behutsamkeit inszenierte Science-Fiction-Film konzentriert sich ganz auf die Figurenpsychologie und erkundet stilistisch elegant erkenntnistheoretische Fragen. ------------ EPD: Eigenartige Mixturen sind die Filme von Denis Villeneuve, einerseits kühl und distanziert in ihrer Intellektualität, andererseits sinnlich und emotional in ihrer Bilderwucht und erzählerischen Zuspitzung. Sie bedienen zwar das Genrekino, transzendieren es aber zugleich, indem sie einfache Formeln und simple Strukturen hinter sich lassen. Das die Grenzen der Moral auslotende Entführungsdrama »Prisoners«, der philosophische Mysterythriller »Enemy«, das grimmige Cop-Movie »Sicario«: Immer stellen die Arbeiten des Kanadiers provokante Fragen, immer haftet ihnen etwas Philosophisches an, und immer finden sie radikale dramaturgische Wendungen, die das Geschehen an unerwartete Orte führen. Es kann also nicht überraschen, wenn Villeneuves erster Ausflug in die Science-Fiction alles andere als ein üblicher Blockbuster ist. »Arrival« handelt zwar von einer Alien-Ankunft auf der Erde und bietet durchaus den apokalyptischen Thrill und die visuelle Opulenz, die mit so einem Spektakel verbunden sind. Im Grunde aber ist der Film eine leise Meditation über Verlust und Trauer, Kommunikation und Zeit, Vertrauen und Hoffnung. Viele Fragen werden gestellt, nicht alle davon zufriedenstellend beantwortet, aber insgesamt ist Villeneuve ein faszinierendes Gedankenexperiment gelungen.Im Zentrum steht die Linguistin Louise Banks, die viele Sprachen spricht und deshalb vom US-Militär engagiert wird, nachdem eins von zwölf außerirdischen Raumschiffen über Montana gelandet ist. Gemeinsam mit dem Wissenschaftler Ian Donnelly (Jeremy Renner) steigt sie in das knapp über dem Boden schwebende muschelförmige Gefährt und versucht, mit den Aliens, die wie eine Kreuzung aus überdimensionierten Kraken und menschlichen Händen aussehen, zu kommunizieren. Amy Adams spielt diese Frau mit so großer Intensität und Beharrlichkeit, dass man jederzeit das Schicksal der Welt in ihre Hände legen würde.
- Mittwoch, 11. Januar 2017 - 19:00Kategorien: Heike, Gilde-Filmpreis, Oscarkandidat, Europaeischer Filmpreis, FIPRESCI-Preis, Grand Prix de la FIPRESCI, LUX-Filmpreis, NY Critics Circle Award, EPD - Film des Jahres 2016, Gesellschaftssatire, Frauendrama, Familienkomoedie, zeitgenoessisches Gesellschaftsportraet, Golden-Globe-Nominierung, Vater-Tochter-Drama, 2017, deutscher Film, Tragikomoedie, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmplus - Bild-Kunst Schnittpreis, eigener TextDieser Film verblüfft die Welt als deutscher Ausnahmeerfolg: Der Film mit dem besten Kritikerschnitt aller Zeiten, demzufolge von der internationalen Vereinigung der Filmkritiker als bester Film des Jahres gewählt. Gefeiert in Cannes, wo er es nach acht Jahren (2008 - "Palermo Shooting" von Wim Wenders) als erster deutscher Film in den exklusiven Wettbewerb des Festivals geschafft hatte, dort von Publikum und Kritik bei der Premiere frenetisch gefeiert worden ist, aber zur Überraschung aller ungekrönt blieb, jetzt gekrönt als bester europäischer Film des Jahres 2016. Zudem "räumte" er alle fünf möglichen Preise ab - einen solchen "Durchmarsch" gab es noch nie. Außerdem ist er nominiert für die Golden Globe Vergabe am 8. Januar und am 26. Februar geht er als aussichtsreicher Oscarkandidat ins Rennen. Maren Ades nonkonformistische Tragikomödie/Gesellschaftssatire wie präzises Gesellschaftsporträt „Toni Erdmann“ wurde in Breslau (Wroclaw) nicht nur als bester europäischer Spielfilm geehrt - mit dem Vater-Tochter-Drama erhielt erstmal ein Film auch alle vier weiteren möglichen Auszeichnungen. Die 38-jährige Sandra Hüller ("Theater ist mein Liebe, Kino ist meine Liaison" - "Das Ideal ist die reine Anwesenheit, nicht die Handlung. Die Möglichkeit, Räume zu füllen, nicht die Tricks der Verwandlung.") wurde für die beste schauspielerische Darstellung des Jahres 2016 ausgezeichnet. Der 70-jährige Peter Simonischek, der im Film Winfried Conradi, der wiederum amateurhaft „Toni Erdmann“ mimt, spielt, nahm den Preis als bester Schauspieler entgegen. Mit der 39-jährigen Maren Ade wurde bei der 29. Preisverleihung erstmals der Film einer Regisseurin ausgezeichnet. Ade erhielt den Preis für den besten Film, die beste Regie sowie das beste Drehbuch. „Toni Erdmann“ nimmt sich die Zeit, in 162 Minuten die Beziehung zwischen Ines, einer taffen, ehrgeizigen Unternehmensberaterin, die sich in einer Männerdomäne zu behaupten weiß und mit ihrem Leben in Hotel-Lounges und Shopping Malls das neoliberale Lebensmodell in Schwung hält, dabei aber vor lauter Biss und Pflicht innerlich verarmt und ihrem herumalbernden, krawalligen Alt-68er-Vater Winfried zu beschreiben, der versucht notdürftig mit zotteliger Langhaarperücke und falschen Zähnen als Alter Ego Toni Erdmann verkleidet, seiner Tochter neu zu begegnen.
- Freitag, 25. November 2016 - 20:30Kategorien: 1SE, Berlinale-Baer, 2016, NY Critics Circle Award, Frauendrama, Cesar-Filmpreis, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Filmkunst, LA Critics Association Awards, FrankreichWieder eine starke Frauenrolle für Isabelle Huppert. Die 63-jährige Französin spielt in "Alles was kommt" die Pariser Philosophie-Lehrerin Nathalie - eine Frau, die ihr Leben perfekt unter Kontrolle hat. Doch von einem Tag auf den anderen ändert sich für Nathalie alles: Ihr Mann verlässt sie nach einem Vierteljahrhundert Ehe für eine andere Frau. Ihr Verlag wirft ihre Werke aus dem Programm. Und ihre Mutter muss ins Altenheim. Nathalie ist plötzlich gezwungen, sich mit dem eigenen Altern auseinanderzusetzen. Regisseurin Mia Hansen-Løve wurde für ihr subtiles Frauenporträt bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären für die Beste Regie ausgezeichnet.
- Sonnabend, 07. März 2015 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, Eintritt frei, 2015, Kooperation, Dokumentarfilm, Film, Archiv, Filmpreis, attac Celle, Rosa-Luxemburg-Club Celle, British Film Awards, Deutscher Filmpreis - Lola, LA Critics Association AwardsIm Juni 2013 treffen sich die Filmemacherin Laura Poitras und der Journalist Glenn Greenwald in Hongkong mit dem US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, der ihnen via Mail-Verkehr Beweise für die Massenüberwachung und Massenausspähung normaler Bürger durch den US-amerikanischen Geheimdienst NSA in Aussicht gestellt hat. Poitras dokumentierte die Treffen mit der Kamera, was die Basis für einen faszinierenden Dokumentarfilm über die Snowden-Affäre bis zu seinem Asyl in Russland und die politische Sprengkraft seiner Enthüllungen liefert. Zwar bringt er dabei kaum neue Erkenntnisse und bleibt zwangsläufig einseitig im Ansatz, beeindruckt aber als engagierte und spannende Aufarbeitung eines weltweit Kreise ziehenden Skandals.
- Freitag, 20. Februar 2015 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, Cesar-Filmpreis, 2015, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Filmdrama, Louis-Delluc-Preis, Prix LumieresEine gefeierte Schauspielerin um die 50 soll an der Neuinszenierung jenes Theaterstücks mitwirken, das sie vor 20 Jahren berühmt machte. Während sie die Rolle einer älteren Frau spielen soll, wird ihre einstige Rolle von einem Hollywood-Starlet verkörpert. Im Schweizer Bergdorf Sils Maria, in das sie sich mit ihrer jungen Assistentin zurückzieht, geraten die Vorbereitungen zur krisenhaften Erfahrung. Die Geschichte einer Lebens- und Rollenkrise enthüllt sich als ebenso melancholischer wie ironischer Kommentar auf die digitale Moderne. Dabei sind die Beziehungen zwischen den Figuren ebenso vielschichtig wie die komplexen (film-)kulturellen Referenzen.
- Mittwoch, 18. Februar 2015 - 19:30Kategorien: 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, Eintritt frei, 2015, Kooperation, Dokumentarfilm, Film, Archiv, Filmpreis, attac Celle, Rosa-Luxemburg-Club Celle, British Film Awards, Deutscher Filmpreis - Lola, LA Critics Association AwardsIm Juni 2013 treffen sich die Filmemacherin Laura Poitras und der Journalist Glenn Greenwald in Hongkong mit dem US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, der ihnen via Mail-Verkehr Beweise für die Massenüberwachung und Massenausspähung normaler Bürger durch den US-amerikanischen Geheimdienst NSA in Aussicht gestellt hat. Poitras dokumentierte die Treffen mit der Kamera, was die Basis für einen faszinierenden Dokumentarfilm über die Snowden-Affäre bis zu seinem Asyl in Russland und die politische Sprengkraft seiner Enthüllungen liefert. Zwar bringt er dabei kaum neue Erkenntnisse und bleibt zwangsläufig einseitig im Ansatz, beeindruckt aber als engagierte und spannende Aufarbeitung eines weltweit Kreise ziehenden Skandals.
- Freitag, 06. Februar 2015 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, 2015, Dokumentarfilm, Film, Archiv, Filmpreis, LA Critics Association Awards, National Board of Review, Women Film Critics Circle AwardsDie Schauspielerin und Regisseurin Sarah Polley sucht nach den Spuren ihrer früh verstorbenen Mutter. Im Austausch mit Geschwistern, dem Vater und Verwandten erfährt sie Familiengeschichte(n) als mehrstimmige, teils widersprüchliche Erzählungen, in denen Erinnerungen, persönliche Erlebnisse, Gerüchte und die Lust an Mythenbildung miteinander verschmelzen. Der unterhaltsame Dokumentarfilm legt seine formalen Mittel wiederholt offen und hinterfragt selbstkritisch die eigene Position. Das verleiht ihm ein hohes Maß an Selbstreflexivität.
- Freitag, 30. Januar 2015 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, Cesar-Filmpreis, Oscarnominierung, 2015, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Preis der Oekumenischen Jury, Friedenspreis des Deutschen Films – Die Bruecke, afrikanischer FilmEine Gruppe islamistischer Rebellen besetzt die Oasenstadt Timbuktu in Mali und verhängt ein strenges fundamentalistisches Regelwerk. Anfangs nehmen die Einwohner die Dschihadisten nicht ernst, sondern führen ihr Leben wie gewohnt weiter, doch schon bald sehen sie sich mit der Scharia konfrontiert. Der lakonische Film fängt meisterhaft die wachsende Erschöpfung eines vormals toleranten und weltoffenen Gemeinwesens ein. Ausdrucksstarke Figuren tragen das bildmächtige tragische Geschehen, das die Frage nach der Rolle von Freiheit und Humanität stellt.
- Freitag, 16. Januar 2015 - 20:30Kategorien: 1SE, Europaeischer Filmpreis, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, 2015, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Filmdrama, Prix Lumieres, National Board of Review, Women Film Critics Circle AwardsNach einem Krankheitsausfall möchte eine Frau in ihren Job zurück. Inzwischen wurde ihre Arbeit jedoch gegen einen Bonus auf ihre Kollegen verteilt. Ihr Chef will dies zum Status quo machen und ihre Stelle einsparen; die Kollegen sind des finanziellen Vorteils wegen damit zufrieden. Der Frau bleibt ein einziges Wochenende, sie dazu zu überreden, sich mit ihr zu solidarisieren. Dank genauer Beobachtung der Arbeitswelt und eines differenzierten Figurenensembles machen die Brüder Dardenne aus der oberflächlich gesehen etwas modellhaften Konstellation ein meisterliches soziales Panorama und ein Plädoyer für Solidarität.
- Freitag, 14. November 2014 - 20:30Kategorien: Heike, Gilde-Filmpreis, Berlinale-Baer, Oscar, Grand Prix de la FIPRESCI, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2014, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Satellite Award, British Independent Film Awards, Gotham Awards, Independent Spirit Award, Screen Actors Guild Awards, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association AwardsIn zwölf Drehjahren mit denselben Schauspielern realisierte Richard Linklater einen Spielfilm über Kindheit und Jugend eines Jungen, der mit seiner Schwester und Mutter in Texas aufwächst. Von der Einschulung bis zum College, in vielen Gesprächen und Alltagssituationen entfaltet sich die fesselnde Reduktion auf das „gemeine Leben“, höchstens torpediert von den Erfahrungen eines Scheidungskindes. Mit hervorragend geschriebenen und gespielten Familienfiguren greifen der dokumentarische Gestus und der fiktive Inhalt in der Langzeitinszenierung virtuos ineinander und zeigen selten zu beobachtende Bilder des Heranwachsens.
- Freitag, 23. Mai 2014 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2014, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, Golden GlobeEin alter Mann segelt mit seiner Yacht im Indischen Ozean. Wer er ist und wohin er will, erfährt man nicht. Stattdessen setzt der in seinen sparsamen Mitteln ganz auf Mann und Boot konzentrierte Film auf die wachsende Identifikation des Publikums mit dem von Naturgewalten heimgesuchten Segler. Ein minimalistischer Film, dessen Freude am dramatischen Detail mehr und mehr existenzieller Kontemplation weicht und allegorische Bezüge durchaus zulässt.
- Freitag, 16. Mai 2014 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2014, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, Historienfilm, Golden Globe, British Film Awards, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Independent Spirit Award, National Board of Review, Women Film Critics Circle Awards, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Hollywood Film Awards, Irish Film and Television AwardsBeruhend auf den Memoiren von Solomon Northup, erzählt der Film die Geschichte eines Afroamerikaners, der in den USA des 19. Jahrhunderts als freier Mann in den Nordstaaten lebt, bis er entführt und als Sklave in die Südstaaten verkauft wird. Dort droht er unter der Unterdrückung und Entmenschlichung zu zerbrechen, bis es ihm gelingt, eine Nachricht an seine Familie zu übermitteln, die für seine Befreiung sorgt. Regisseur Steve McQueen fokussiert darauf, was Sklaverei mit Menschen anrichtet. Der emotionalen Wucht des Stoffes steuert er durch vielschichtige Figuren und eine kluge Inszenierung entgegen, die Raum zum Nachdenken jenseits unmittelbarer emotionaler Reaktionen schafft.
- Freitag, 11. April 2014 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2014, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Musikfilm, Gotham Awards, Cannes - Grosser Preis der Jury, National Board of ReviewDer Folkmusiker Llewyn Davis hat im New York der frühen 1960er-Jahre wenig Erfolg, dafür aber jede Menge Probleme, die ihn schließlich auf eine Reise treiben. Mit dem Porträt des „Verlierer“-Antihelden, der stoisch an seiner Kunst festhält, entfaltet sich eine großartige, durchaus etwas boshaft erzählte Apotheose des Scheiterns. Diese weitet sich zum mit akribischer Liebe gestalteten Zeitbild der "Sixties" und der Folkmusik-Szene, das einen ähnlichen Respekt vor der Musik an den Tag legt wie sein Held.
- Freitag, 21. Februar 2014 - 20:30Kategorien: 1SE, Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, 2014, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, Literaturverfilmung, Golden Globe, LA Critics Association Awards, Satellite Award, Independent Spirit Award, Screen Actors Guild Awards, Women Film Critics Circle Awards, Washington DC Area Film Critics Association AwardsNachdem ihr Mann wegen windiger Finanzgeschäfte verhaftet wurde und im Gefängnis Selbstmord beging, sucht eine Frau aus der New Yorker High Society Zuflucht bei ihrer Schwester im Arbeitermilieu von San Francisco. Bald brechen alte Konflikte um Werte und Lebensstile aus, weil sie die neuen Verhältnisse als "working class", niveaulos und ärmlich empfindet. Fulminant besetzte Tragikomödie, in der die vorzügliche Hauptdarstellerin den Raum nutzt, um den Genuss und den Kater, die Selbsttäuschung und die Euphorie auszuspielen. Hinter diesem Porträt einer Frau, die der Finanzcrash weder von ihrer Oberflächlichkeit noch von übersteigerten Ansprüchen kurieren konnte, offenbart sich die Abrechnung mit einer Gesellschaftsschicht.
- Freitag, 14. Februar 2014 - 20:30Kategorien: 1SE, Grand Prix de la FIPRESCI, NY Critics Circle Award, Cesar-Filmpreis, Nominierung Europaeischer Filmpreis, Golden-Globe-Nominierung, 2014, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Liebesdrama, Prix Lumieres, LA Critics Association Awards, British Independent Film Awards, Critics Choice Movie Award, Independent Spirit Award, Cannes - Goldene Palme, National Board of Review, Women Film Critics Circle AwardsEine französische Schülerin aus einfachen Verhältnissen verliebt sich in eine Kunststudentin mit blauen Haaren. Nach ihrem Schulabschluss nimmt sie ein pädagogisches Studium auf und zieht zu ihrer Geliebten. Das Gefälle zwischen den Milieus macht sich jedoch bald bemerkbar. Eine intensive Adaption einer Graphic Novel, die mit außerordentlicher filmischer Kraft die Geschichte einer erschütternden ersten Liebe einfängt. Die mitreißende, sensualistische Inszenierung lässt unmittelbar an den Erfahrungen der Protagonistin teilhaben.
- Freitag, 20. September 2013 - 20:30Kategorien: NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, 2013, LA Critics Association Awards, Women Film Critics Circle Awards, Hollywood Film AwardsDritter Teil von Richard Linklaters "Before"-Reihe um einen Amerikaner und eine Französin. Während sie in den früheren Filmen zusammenfanden und am Ende jeweils wieder auseinandergingen, sind sie nun ein Paar mit Kindern, das während eines Urlaubs in Griechenland sein Zusammenleben hinterfragt. Der Film findet dabei keine angemessene Sprache für die Intimität einer Langzeitbeziehung, sondern mäandert unterhaltsam, aber recht oberflächlich durch Konflikte und Streitereien. Die formale Konsequenz, sich in langen Sequenzen ganz der Dynamik von Dialogen zu überlassen, beeindruckt gleichwohl weiterhin.
- Freitag, 12. April 2013 - 20:30Kategorien: Oscar, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Golden-Globe-Nominierung, US-amerikanischer Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Politthriller, Politdrama, Golden Globe, 2013, LA Critics Association Awards, Satellite Award, National Board of Review, Women Film Critics Circle Awards, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Hollywood Film AwardsNach den Terroranschlägen vom 11.9.2001 sucht die CIA fieberhaft nach Osama Bin Laden, dem Wortführer der islamistischen Terrorgruppe Al Qaida. Unter den Ermittlern ist eine junge CIA-Agentin, für die die Jagd nach Bin Laden zur persönlichen Mission wird. Der Film schildert kühl die akribische Arbeit des Geheimdienstes und lässt dabei auch den Einsatz von Folter als Mittel der Informationsbeschaffung nicht aus. So nüchtern-objektiv die Erzählhaltung dabei auch ist, ergibt sich daraus doch mehr als die schlichte Chronologie einer Jagd: Es entsteht ein beklemmendes Psychogramm der Hauptfigur, für die die Suche nach Bin Laden zur Besessenheit wird, während ihr politischer Sinn äußerst dubios erscheint; darüber hinaus zeichnet der Film ein Bild der US-Gesellschaft im "Krieg gegen den Terror", in dem ethische Prinzipien obsolet werden.
- Freitag, 11. Januar 2013 - 20:00Kategorien: 1SE, Europaeischer Filmpreis, Oscar, NY Critics Circle Award, Cesar-Filmpreis, Oscarnominierung, Nominierung Europaeischer Filmpreis, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Goya - Madrid, Golden Globe, Bayerischer Filmpreis, 2013, Prix Lumieres, LA Critics Association Awards, Independent Spirit Award, Cannes - Goldene Palme, National Board of Review, Washington DC Area Film Critics Association Awards, Frankreich, Oesterreich, evtl. SKEin altes Ehepaar aus Paris ist sich auch nach vielen Jahrzehnten noch in Liebe zugetan. Als die Frau einen Schlaganfall erleidet, beginnt sich ihr gemeinsames Leben entscheidend zu ändern. Das meisterlich inszenierte Kammerspiel fasst nüchtern die Unausweichlichkeit des Todes ins Auge, ohne die Grenze zur Sentimentalität zu überschreiten. Eine von großartigen Darstellern getragene, radikale Apologie der Empathie, überraschend altersmilde, kämpferisch und zurückhaltend zugleich. Der tief berührende Film über die Liebe und die Vergänglichkeit der menschlichen Natur ist eine für viele Auslegungen offene Meditation über das Ende, bar aller Illusionen, gleichwohl getragen von einer Würde, die auch das provokante Finale trägt.