107 Filmpreise plus 202 Nominierungen
"Lady Bird" konnte bislang 99 Prozent der Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen und erhielt hierbei eine Bewertung von 8,7 der möglichen 10 Punkte. Mit 196 ausschließlich positiven Bewertungen bis zum 10. Dezember 2017 handelt es sich hierbei um den ersten Film in der Geschichte von Rotten Tomatoes, der von so einer großen Zahl von Kritikern eine positive Bewertung erhielt. Im Rahmen der Golden Tomato Awards des Jahres 2017 ging der Film zudem als Sieger in der Kategorie Beste Filmkomödie hervor. Auch auf Metacritic erhielt Lady Bird eine exzellente Bewertung von 94 von 100 möglichen Punkten. Vom New Yorker Filmkritikerverband wurde Lady Bird 2017 zum besten Film des Jahres gekürt.
Zwei Golden Globes: Bester Film, Beste Hauptdarstellerin Komödie/Musical
Fünf Oscar-Nominierungen: Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch, Beste Hauptdarstellerin, Beste Nebendarstellerin
Übrigens spielt Timothée Chalamet mit, den wir kürzlich als Elio in "Call me by your name" anhimmeln durften. Diesmal aber in einer weniger charmanten Rolle.
Eintritt: 5,00 €
Komödie USA 2017
Kinostart: 19. April 2018
123 Minuten
FSK: ab 0; f
Regie/Drehbuch: Greta Gerwig
Nach Lina Wertmüller, Jane Campion, Sofia Coppola und Kathryn Bigelow war Gerwig die erst fünfte Frau in der Geschichte der Oscars, die (mit ihrem Debütfilm Lady Bird) für den Regiepreis nominiert war.
Kamera: Sam Levy
Musik: Jon Brion
Schnitt: Nick Houy
Darsteller:
Saoirse Ronan (Christine "Lady Bird" McPherson) · Laurie Metcalf (Marion McPherson) · Tracy Letts (Larry McPherson) · Lucas Hedges (Danny O'Neill) · Timothée Chalamet (Kyle Scheible) · Beanie Feldstein (Julie Steffans) · Stephen McKinley Henderson (Pater Leviatch) · Lois Smith (Schwester Sarah Joan) · Laura Marano (Diana Greenway) · Jordan Rodrigues (Miguel McPherson) · Odeya Rush (Jenna Walton)
Filmhomepage, Facebookseite, WIKIPEDIA
Kritik von Alexandra Seitz im Filmmagazin EPD (4 von 5 Sternen)
Kritik von Gaby Sikorski auf Programmkino.de
Kritik von Tomasz Kurianowicz in der Zeit
Kritik von Hannah Pilarczyk im Spiegel
Kritik von Gregor Torinus auf artechock film
Kritik von Rüdiger Suchsland auf artechock film
Kritik von Andreas Busche im Tagesspiegel
Kritik von Barbara Schweizerhof in der taz
Kritik von Sonja Hartl auf Kino-Zeit.de
Kritik von Philipp Rhensius auf Kunst & Film
Kritik von Susanne Ostwald in der Neuen Züricher Zeitung
Videokritik (195 Sekunden - Titel der Kritik: " Unbedingt empfehlenswert") von Kathleen Hildebrand
auf der Webseite der Süddeutschen Zeitung
Porträt von Gerta Gerwig und Kritik von Lady Bird von Dominik Kamalzadeh im Wiener Standard
Interview mit Greta Gerwig in der Welt
Interview mit Greta Gerwig in der Stuttgarter Zeitung
.
Kurzkritik Filmdienst
Ein Jahr im Leben einer 18-jährigen Schülerin in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento, das von den Umbruchstimmungen des Jahres 2002 nach den Anschlägen des 11. September geprägt ist. Der zwischen Ernst und Komik alternierende Film entwirft ein feinfühliges, unprätentiöses Porträt einer Generation auf der Suche nach Selbstsicherheit und Selbstverwirklichung. Ein weiser und liebevoller Film mit einer hervorragenden Hauptdarstellerin, der sich wohltuend von anderen Teenagerfilmen unterscheidet und immer wieder durch die Natürlichkeit der Figuren überrascht.
Franz Everschor
FAZ-Videokritik von Verena Lueken (171 Sekunden):
Warum sich ein Kinobesuch für alle Altersgruppen lohnt, erklärt FAZ-Redakteurin Verena Lueken
Trailer (148 Sekunden):
ausführliche Kritik Filmdienst
Lady Bird meint nicht etwa Lady Bird Johnson, die von allen Amerikanern verehrte Gattin des 36. US-Präsidenten, sondern eine 18-jährige Schülerin auf einer katholischen High School kurz vor dem Sprung an die Universität. Sie heißt eigentlich Christine und hat sich den Namen Lady Bird selbst gegeben. Ein bisschen Selbstbewusstsein und ein bisschen Opposition gegen ihre harsche Mutter haben dabei eine große Rolle gespielt. Ein Jahr in Christines Leben ist Gegenstand des Films.
Ein Teenagerfilm also, ein Film über das Erwachsenwerden, ein Film über die eigenartige Mischung aus Unsicherheit und Selbstfindung, die Teil dieses Alters ist. „Lady Bird“ ist aber auch ein Film, der beständig zwischen Ernst und Komik alterniert: in der Schule, im Elternhaus, in der Stadt, in der Christine aufwächst. Die Stadt spielt mehr als nur eine auswechselbare Rolle. Es ist Sacramento, die provinziell anheimelnde Hauptstadt von Kalifornien. Sie besitzt so viele Nestqualitäten, dass sie in jungen Menschen mit Freiheitsdrang geradezu die Sehnsucht nach den Verheißungen der Ostküste fördert. Die Autorin und Regisseurin Greta Gerwig ist dort aufgewachsen. Sie kennt sich aus in Sacramento, und ihr Film ist ebenso eine Liebeserklärung an die Stadt wie an die junge Hauptfigur.
Dass „Lady Bird“ ganz anders ist als alles, was man von Teenagerfilmen gewohnt ist, macht den Film sympathisch. Damit ist nicht gesagt, dass „Lady Bird“ die Welt der Teenager mit anderen Augen sieht. Vielmehr besitzt der Film einen wunderbaren Tonfall, der im Filmschaffen selten geworden ist. Er ist liebevoll, weise, heiter und zärtlich, alles zur selben Zeit und selbst in Szenen der Konfrontation und des Konflikts, die keineswegs selten sind.
Christine ist kein außergewöhnliches Mädchen. Sie hat die gleichen Ambitionen wie die meisten Mädchen ihres Alters, sie hat einen Freund und eine Freundin, sie lebt in mittelständischen Verhältnissen, „jenseits der Bahngleise“, was in Sacramento heißt, dass sie nicht zu „den Reichen“ gehört, sie ist keine Einser-Schülerin, aber sie schafft die Abschlussprüfung. Mal strahlt sie ansteckenden Idealismus aus, mal ist sie rebellisch, dann wieder anpassungsfähig. Sie wächst einem gerade durch ihre Normalität rasch ans Herz, was an der feinfühligen Inszenierung von Gerwig, aber auch an der begabten Darstellerin Saoirse Ronan liegt.
Die Handlung spielt im Jahr 2002. Das ist weder nebensächlich noch zufällig. Es ist ein Jahr nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001, das Jahr also, in dem Amerikas Transformation begonnen hat und viele ihre Selbstgewissheit und ihr Selbstwertgefühl verloren haben. Gerwig macht daraus keine große Sache, aber die Umbruchstimmung ist jederzeit spürbar. Sacramento ist eine Fluchtburg, in der auch für die Verunsicherten ein Weiterleben möglich ist. Figuren und Befindlichkeiten werden jedoch weder wie in den meisten Teenagerfilmen nach konventionellen Regeln „abgearbeitet“, sondern erstaunen von Szene zu Szene durch die Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit, mit der sich die Menschen bewegen, mit der sie reden und reagieren.
Auch der Stil des Films drängt sich nie selbstzweckhaft auf. Alles passt einfach und besitzt einen unprätentiösen Charme, der an die Filme von Preston Sturges zurückdenken lässt, mit denen „Lady Bird“ einen gewinnenden Humor teilt. Manche Zuschauer mögen sich daran stören, dass es in Christines Geschichte nichts Radikales oder Aufrührerisches gibt, wie es zur Jugendszene meist dazu gehört. Aber es ist eben das Jahr 2002, und Gerwig zählt nicht zu den Autoren, die stets die Revolution vor Augen haben. Sie ist mehr damit beschäftigt, ihrer Heldin ins Herz zu schauen. Die weise Schwester Sarah, die Christines Entwicklung mit eben so viel Autorität wie Einfühlsamkeit verfolgt, wagt einmal einen Vergleich zwischen „Liebe“ und „Aufmerksamkeit“ – zwei Eigenschaften, die man auch Gerwigs Arbeit durchaus attestieren möchte.
Franz Everschor