Veranstaltungsarchiv

  • Dienstag, 28. Mai 2024 - 19:00
    Regie: Matthias Glasner, DE 2024, 180 Min., FSK 16. Mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Anna Bederke, Ronald Zehrfeld u.a. | Bundesstart Wenige Filme sorgten für mehr Diskussion und Begeisterung auf der jüngst beendeten Berlinale als STERBEN. Zurecht erhielt der neue Film von Matthias Glasner den Silbernen Bären für das Beste Drehbuch. In STERBEN geht es um die Familie Lunies, die schon lange keine mehr ist. Erst als der Tod, der alte Bastard, auftaucht, begegnen sie sich wieder. Lissy Lunies (Corinna Harfouch), Mitte 70, ist im Stillen froh darüber, dass ihr dementer Mann langsam dahinsiechend im Heim verschwindet. Doch ihre neue Freiheit währt nur kurz, denn Diabetes, Krebs, Nierenversagen und beginnende Blindheit geben ihr selbst nicht mehr viel Zeit. Im Zentrum dieses Panoptikums der Todgeweihten aber steht ihr Sohn, der Dirigent Tom Lunies (Lars Eidinger), Anfang 40. Mit seinem depressiven besten Freund Bernard (Robert Gwisdek) arbeitet er an einer Komposition namens „Sterben“ und der Name wird zum Programm. Gleichzeitig macht ihn seine Ex-Freundin Liv (Anne Bederke) zum Ersatzvater ihres Kindes, das eigentlich auch sein eigenes hätte sein können. Toms Schwester Ellen (Lilith Stangenberg) beginnt währenddessen eine wilde Liebesgeschichte mit dem verheirateten Zahnarzt Sebastian (Ronald Zehrfeld). Die beiden verbindet die Liebe zum Alkohol, denn nichts befreit mehr als ein trockener Martini. Sie verweigert es im System zu funktionieren und wählt stattdessen die Lust und den Rausch. Aber alles im Leben hat seinen Preis. STERBEN ist ein Film über die Intensität des Lebens angesichts der Unverschämtheit des Todes. Er ist zart und brutal, absurd lustig und todtraurig, furchtbar bitter und manchmal überraschend schön. Nominiert für 9 Deutsche Filmpreise! U.a. Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Hauptrollen (Lars Eidinger und Corinna Harfouch).
  • Freitag, 26. Mai 2023 - 20:30
    Fazit: Weder streng noch mythologisch aufgeladen geht es zu in Christian Petzolds Sommerfilm "Roter Himmel". Während drei junge Menschen in einem Häuschen an der Ostsee die unbeschwerte Stimmung genießen, gelingt es dem vierten nicht, in einen spannungsfreien Dialog mit ihnen zu treten. Romantische Gefühle verstärken seinen inneren Konflikt, während die Waldbrände näher rücken. Ein Gedicht von Heinrich Heine verleiht diesem hervorragend gespielten, von träger Leichtigkeit erfüllten Film poetische Tiefe. (Bianka Piringer) Aber: „Love’s gonna make us blind“, wie es die zweite Zeile des großartigen Songs verstehen will. Blind für das hier drinnen wartende Glück der Liebe selbst, blind für die da draußen wartende Katastrophe. Blind für den Zustand der Natur, der nicht mehr einfach als Erhabenheit abgebildet werden kann, wie es vielleicht die Romantik noch konnte, weil der Mensch dann erst begann, ihre Kraft gegen sie zu wenden. =================================== Nach "Undine" ist "Roter Himmel" der zweite Film Petzolds, in dem er sich mit der deutschen Romantik beschäftigt. Sein Stadium der Auseinandersetzung kennzeichnet auch, dass er Paula Beer mit "Der Asra" ein Gedicht von Heinrich Heine vorlesen lässt, der ja als einer der letzten Vertreter der Romantik und zugleich als Überwinder der Romantik gilt.
  • Dienstag, 21. Februar 2023 - 19:30
    In den 1870er-Jahren wird das Uhrmacherstädtchen Saint Imier im schweizerischen Jura zum Zentrum des Anarchismus. Unter anderem kreuzen sich die Wege von Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, einem russischen Geographen, und einer Arbeiterin in einer Uhrenfabrik, die sich bald einer anarchistischen Arbeiterbewegung anschließt. Mit einem ausgefeilten Bildkonzept, das auf Dezentralisierung setzt, geht der Film den Verbindungen von Uhrenarbeit, Anarchismus, Fotografie und globaler Kommunikation nach. Die außergewöhnliche Inszenierung fängt dabei ein historisches Moment ein, in dem die Welt noch offen war für alternative Konzepte von Arbeit und Zeit. – Sehenswert ab 14.
  • Donnerstag, 15. Dezember 2022 - 19:00
    Philosophisches Kino heißt: Vortrag durch Dr. Achim Sohns, der die philosophische Struktur des Films offenlegt – Film sehen – Film diskutieren (Philosophische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.). ================================================== Was bedeutet es für das menschliche Selbstbewusstsein, seine Selbstwahrnehmung, wenn sich Maschinen in selbstreferentiellen Prozessen autonom entwickeln, anfangen autonom mit ihm zu kommunizieren, und wenn Menschen künstliche von Maschinen oder rein gentechnisch gefertigte Bestandteile, Maschinenteile, in sich tragen? Wird der emphatische Homo ludens, der spielende Mensch, überflüssig oder bilden die neuen Verbindungen eine neue Realität und Qualität? ================================================== "Ich bin dein Mensch" behandelt die Frage, ob sich ein Mensch in eine Künstliche Intelligenz verlieben kann. Philosophisch: Wie weit die allgegenwärtigen neuen Techniken das alltägliche Empfinden der Menschen durchdringen und verändern werden. ================================================== Eine ebenso intelligente wie sarkastische Archäologin aus Berlin wird ausgewählt, um drei Wochen lang mit einem humanoiden Roboter zusammenzuleben, der als ihr idealer Partner programmiert wurde. Sie soll beurteilen, ob Maschinenwesen künftig Bürgerrechte erhalten können. Ein ebenso stiller wie feinsinniger Science-Fiction-Film mit leisem Humor. Mit einer sorgfältigen, auf kleinste Gesten, Blicke, Körperhaltungen und Sätze konzentrierten Inszenierung kreist er um die Frage, wo die Grenze zwischen Mensch und Maschine verläuft und findet unerwartete Antworten.
  • Freitag, 24. Juni 2022 - 20:30
    Fünf Jahre lang dauerte der Kampf der Bremer Hausfrau Rabiye Kurnaz, bis ihr Sohn Murat, der kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 als Terrorist verdächtigt und ohne Anklage im Gefangenenlager Guantanamo interniert wurde, wieder freikam. Das beherzte Drama zeichnet mit viel Esprit und Verve das Ringen der couragierten Frau mit dem lockeren Mundwerk nach, wobei der Film in ihrem trockenen Rechtbeistand einen humorvollen Kontrapunkt findet und überdies das Versagen der deutschen Behörden anprangert. In den Hauptrollen überwältigend gespielt. – Filmdienst ===================================================================================== Die Süddeutsche Zeitung titelt: "Meisterwerk" ("dem das Kunststück gelingt, ein vom Schicksal zusammengewürfeltes Paar aus dem wirklichen Leben in ein Traumpaar des Kinos zu verwandeln.")
  • Freitag, 03. Dezember 2021 - 20:30
    In seiner grotesken Komödie beschäftigt sich das französische ­Filmemacherduo Gustave Kervern/Benoît Delépine mit dem Fluch des Internets: Dafür gab es auf der Berlinale 2020 einen Silbernen Bären und zahlreiche Publikumspreise ------------- Drei Nachbarn aus einer Wohnsiedlung haben sich in den Fallstricken der digitalen Welt verfangen und geraten immer tiefer in finanzielle und psychische Abhängigkeiten. Um ihre ärgsten Probleme aus der Welt zu schaffen, beschließen sie, ihre Daten bei den großen Internetkonzernen zu löschen, stoßen bei der Umsetzung ihres Plans jedoch auf schier unüberwindliche Schwierigkeiten. Eine durch eine Vielzahl von gelungenen Gags und spielfreudige Darsteller sehr unterhaltsame Satire auf digitale Hörigkeit und die Auswüchse des Online-Konsums.
  • Donnerstag, 02. Dezember 2021 - 19:30
    Die Musikerin und Filmemacherin Janna Ji Wonders erforscht mit feinem Gespür für Bildrhythmen und erzählerische Dramatik die Geschichte ihrer Familie, die fünf Generationen umgreift und sich auf die Frauen konzentriert. Der Familien-„Stammsitz“, ein Ausflugscafé am Walchensee in Oberbayern, wird zum magischen Ort einer Chronik, die aus reichlich sprudelnden Archivquellen geradezu intim Lebenslinien nachzeichnet und zugleich epochentypisch durchsichtig macht. Alle Frauen der Familie mussten sich gegen patriarchale Widerstände behaupten, egal welchen Lebensentwürfen sie folgen. – Sehenswert ab 14.
  • Donnerstag, 12. Januar 2017 - 19:30
    Nominiert für den Oscar 2017 als bester Dokumentarfilm. ------------------- Der Italiener Gianfranco Rosi wurde für sein Werk „Seefeuer“ mit dem Preis für den besten europäischen Dokumentarfilm ausgezeichnet. Rosis erschütternder Film über das Flüchtlingssterben im Mittelmeer hat in diesem Februar bereits den Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin gewonnen. --------------------- Ein Jahr lang beobachtete Regisseur Gianfranco Rosi Leben und Alltag auf Lampedusa, der „Insel der Hoffnung“, die zur Anlaufstelle unzähliger Flüchtlinge wurde. Der bewegende Dokumentarfilm überzeugte auf der diesjährigen Berlinale Publikum wie Kritiker und gewann den Goldenen Bären als Bester Film. Jury-Präsidentin Meryl Streep bezeichnete "Seefeuer" als "das Herzstück der Berlinale".
  • Mittwoch, 09. Dezember 2015 - 19:30
    Ein Taxi fährt durch die Straßen Teherans, auf dem Armaturenbrett ist eine Kamera installiert. Am Steuer sitzt der mit einem Berufsverbot belegte iranische Regisseur Jafar Panahi. Während unterschiedliche Fahrgäste ein- und aussteigen, kommt es zu Gesprächen und kleinen dramatischen Szenen, die die politische und gesellschaftliche Realität im Iran beschreiben: Themen wie Zensur, Geschlechterungleichheit, Armut, Aberglaube und die Scharia. Trotz der begrenzten Mittel erweitert Panahi beständig den Raum seines mobilen Filmstudios. Ein beeindruckendes Dokument einer politischen Zwangslage, aber auch eine Feier des Kinos als Möglichkeitsraum.
  • Freitag, 09. Oktober 2015 - 20:30
    Kurz vor ihrem 45. Hochzeitstag wird das harmonische Leben eines englischen Ehepaars gestört, als nach vielen Jahrzehnten in den Alpen der Leichnam der ersten Freundin des Mannes entdeckt wird. Während der Ehegatte sich in seine Erinnerungen zurückzieht, beginnt sich die Frau schmerzliche Fragen nach der tatsächlichen Stabilität ihre Ehe zu stellen. Ein in ruhigen Bildern entwickeltes Seelendrama, das sich ohne laute Töne auf die sorgfältige Darstellung einer schweren Beziehungserschütterung konzentriert. Durch die sensible Regie und zwei brillante Schauspieler vermitteln sich Schmerz und Unsicherheit der Figuren ebenso glaubhaft wie anrührend.
  • Freitag, 04. September 2015 - 20:30
    Eine junge Spanierin lernt in einem Berliner Club vier proletarische Kleingangster kennen, die in dieser Nacht eine Schuld begleichen wollen. Als einer von ihnen ausfällt, springt sie für ihn ein. Ein radikales auratisches Drama auf Augenhöhe mit Jean-Luc Godards „Außer Atem“, in dem sich die innerlich zerrissene Protagonistin neu entdeckt. Dabei lebt der in einer einzigen Einstellung gedrehte Film von seiner enormen Konzentration sowie von der Intensität der Darsteller. Der Taumel des Geschehens, in dem jederzeit alles möglich ist, überträgt sich auf den Zuschauer, der mit den Protagonisten planlos und doch zugleich hellwach durch die Nacht driftet
  • Freitag, 14. November 2014 - 20:30
    In zwölf Drehjahren mit denselben Schauspielern realisierte Richard Linklater einen Spielfilm über Kindheit und Jugend eines Jungen, der mit seiner Schwester und Mutter in Texas aufwächst. Von der Einschulung bis zum College, in vielen Gesprächen und Alltagssituationen entfaltet sich die fesselnde Reduktion auf das „gemeine Leben“, höchstens torpediert von den Erfahrungen eines Scheidungskindes. Mit hervorragend geschriebenen und gespielten Familienfiguren greifen der dokumentarische Gestus und der fiktive Inhalt in der Langzeitinszenierung virtuos ineinander und zeigen selten zu beobachtende Bilder des Heranwachsens.
  • Sonnabend, 11. Oktober 2014 - 14:30
    Ein zwölfjähriges Mädchen erlebt während des norwegischen Sommers trotz seiner anfänglichen Skepsis gegenüber romantischen Gefühlen die erste Liebe. Während es ein Freund still, aber hartnäckig umwirbt, schwärmt es für einen wesentlich älteren Jungen, der ihm ein Rätsel aufgibt: Welche Farbe hat Milch in ihrem Inneren? Die stimmungsreiche, mal amüsante, mal leicht melancholische, nie aber verniedlichende Adaption eines Kinderbuchs, die sich offensiv und unverblümt dem kindlichen Umgang mit Gefühlen und essenziellen Themen wie Liebe, Sexualität und Tod widmet.
  • Freitag, 06. Juni 2014 - 20:30
    Eine 14-jährige Gymnasiastin wächst in einer katholisch-fundamentalistischen Gemeinschaft auf und bereitet sich auf die Firmung vor. Sie will ihr Dasein ganz Gott weihen und bietet ihm ihr Leben an, wenn er im Gegenzug ihren kranken Bruder heilt. Ein in14 an die Kreuzwegstationen angelehnten Tableaus entfaltetes Drama, das formal konsequent fast ohne Kamerabewegung oder Musik die destruktiven Aspekte des religiösen Fundamentalismus herausarbeitet und zugleich zur Reflexion über angemessene Formen des Glaubens nötigt.
  • Freitag, 20. Dezember 2013 - 20:30
    Zwei ungleiche Männer verbringen den Sommer als Straßenarbeiter in einem menschenleeren Waldgebiet. Der eine liebt die Abgeschiedenheit, der andere will der Einsamkeit entfliehen; die unterschiedlichen Vorlieben, Empfindlichkeiten und Lebenskonzepte lassen das Zusammenleben zum Gegenstand ständiger Verhandlungen werden. Im lakonischen Tonfall und abseits dramaturgisch ausgetretener Pfade erzählt David Gordon Green von Männer- und Naturbeziehungen und den Schwierigkeiten des Zusammenlebens an sich.
  • Freitag, 08. November 2013 - 20:30
    Eine lebenshungrige, unabhängige Mittfünzigerin, die seit Jahren in Scheidung lebt und deren Kinder längst erwachsen sind, beginnt eine Liebesaffäre mit einem etwas älteren, ebenfalls geschiedenen Mann. Doch die Verbindlichkeiten, die diesen mit seiner "alten" Familie verbinden, kommen der neuen Romanze in die Quere: Die Titelheldin gibt sich nicht damit zufrieden, nur die zweite Geige zu spielen. Ein ebenso feinfühliges wie unterhaltsames Frauenporträt, das zwischen sanftem Humor und Melancholie changiert und einen genauen Blick auf die Lebensverhältnisse der Protagonistin an den Rändern zu einem Panorama eines gesellschaftlichen Klimas weitet, das den Wandel bestehender Verhältnisse herbeisehnt.
  • Freitag, 27. September 2013 - 20:30
    Semidokumentarischer Film über eine Inszenierung von Shakespeares Tragödie "Julius Caesar" in einer römischen Haftanstalt. Dabei geht es nicht um die filmische Aufzeichnung von Proben und Aufführung, vielmehr um das spannungsreiche Wechselspiel von Gefängnis-Realität, Theaterdrama und dem Medium Film, wobei im Mittelpunkt die Frage nach der Freiheit, ihrem Wert und ihren Gefährdungen steht. Die Eindringlichkeit der Protagonisten, die ihre eigenen Geschichten in ihre Rollengestaltung miteinbringen, sowie eine kluge Inszenierung machen den Film sowohl zu einem ästhetischen Genuss als auch zum intellektuellen Abenteuer. (O.m.d.U.)
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