Hieronymus Bosch - Schöpfer der Teufel

  Sonnabend, 15. Dezember 1990 - 20:30 bis - 23:15
Treffer: 1806

Eintritt: 5,00 €


Niederlande 2015
Dokumentarfilm

92 Minuten
FSK:     ab 6; f
Erstaufführung:     15.9.2016
10.11.2016 Schweiz
16.12.2016 DVD & BD
FILMDIENST-Nummer:     44144
Produktion:     Pieter van Huystee


Regie:     Pieter van Huystee
Buch:     Pieter van Huystee, Hans Dortmans
Kamera:     Hans Fels, Gregor Meerman, Giovanni Andreotta, Erik van Empel, David de Jongh, Rogier Timmermans
Musik:     Paul M. van Brugge
Schnitt:     David de Jongh, Chris van Oers, Tim Wijbenga, Michiel Rummens


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Kurzkritik Filmdienst
Anlässlich des 500. Todestags des niederländischen Renaissance-Malers Hieronymus Bosch (1450-1516) plant seine Heimatstadt 's-Hertogenbosch eine große Ausstellung, die sich mit einer ähnlichen Schau des Madrider Prado kreuzt. Der Dokumentarfilm begleitet ein Team aus Kunsthistorikern und Restauratoren vier Jahre lang während der Vorbereitungen. Dabei geht es ihm vorrangig um die detektivische Ermittlungsarbeit, um echte von unechten Bosch-Bildern zu unterscheiden. Die eher sportive Annäherung an das singuläre Werk, das auch die Kompetenzrangeleien unter den Museen streift, fügt sich damit gut in die Marketing-Maschinerie des Bosch-Jahres ein. (O.m.d.U.) - Ab 14. Sehenswert ab 16.
Esther Buss, FILMDIENST 2017/22

 

Trailer (142 Sekunden):



ausführliche Kritik Filmdienst
Der niederländische Renaissancemaler Hieronymus Bosch besaß unter anderem ein Faible für Eulen. Der Kunsthistoriker Matthijs Ilsink, Kurator am Noordbranabants Museum in der Stadt Den Bosch (’s-Hertogenbosch) hat auf Boschs Werken insgesamt 20 Eulen gezählt. Dass die Eule für Gefahr, Dunkelheit und für das Böse steht, aber auch für Narrheit, ist für den Wissenschaftler eher nebensächlich. Das Zählen und Abgleichen von Eulen, Männerbärten oder Dudelsäcken ist essentieller Teil seiner Forschungsarbeit. Boschs Werk ist in den letzten Jahrzehnten schmaler geworden, von ursprünglich 41 Arbeiten werden ihm heute nur noch 20 Gemälde und acht Zeichnungen zugeordnet. Da anlässlich seines 500. Todestags die bisher umfangreichste Ausstellung in der niederländischen Heimat des Künstlers ansteht, hat das Museum ein mit modernster Technologie ausgestattetes Forschungsteam zusammengestellt. Es soll die Echtheit aller Gemälde verifizieren und eventuell falsche Zuordnungen aufdecken. Der niederländische Kunsthistoriker Ilsink ist Teil des Teams, zu dem auch ein Kunstwissenschaftler, ein Restaurator und ein Fotograf gehören.

„Hieronymus Bosch“ – Schöpfer der Teufel“ ist kein Film über Bosch, den Künstler. Regisseur Pieter van Huystee geht es vielmehr um den Spannungsaspekt der Forschungsarbeit. Sein Blick auf das Forschungsteam betont die Analogien zu einer „Special Force“, die einen hochkomplizierten Kriminalfall aufzuklären hat. Gemälde werden mikroskopisch untersucht, ein Holzexperte inspiziert akribisch die Bildrückwand, bestimmt anhand der Rillen, wann genau der Baum gefällt wurde, und gleicht die Daten mit Boschs Biographie ab. Infrarotkameras und Röntgenstrahlen kommen zum Einsatz und legen die verschiedenen Stadien des Bildes frei. Ein Kunsthistoriker springt mitten in der Bildbetrachtung wie von der Tarantel gestochen von seinem Stuhl hoch, als habe er gerade eine heiße Spur entdeckt. Ermittelt wird außerdem, ob die Gemälde von einem Links- oder einem Rechtshänder gemalt wurde – auch das ein Job für Detektive.

Eine kompetitive Seite bekommt der Plot, als das Forschungsteam im Madrider Prado auftaucht, auf deren Kooperation das Noordbranabants Museum angewiesen ist. Das Prado, dessen Bosch-Bestände die Forscher ebenfalls untersuchen wollen, plant selbst eine große Jubiläumsausstellung zu Bosch. Es kommt zu Spannungen und Kompetenzrangeleien, was auch mit der hohen Bosch-Identifikation der Spanier zu tun hat, die seinen Name sprachlich eingemeindet haben (man nennt ihn El Bosco). „Für die Zuschreibung braucht es ein gutes Auge. Das hat nicht jeder“, sagt die spanische Kunsthistorikerin mit einem süffisanten Lächeln, das zweifellos an ihren niederländischen Kollegen adressiert ist, dem der Film unangenehm viel „screen time“ einräumt.

Der Film streift auch die Verhandlungen mit anderen Leihgebern, etwa einem Museum in Venedig, das Arbeiten von Bosch auszuleihen bereit ist, wenn die Niederländer im Gegenzug die Restaurierung der Bilder bezahlen. Die institutionenpolitische Ebene, die in solchen Deals zu Tage tritt, streift der Film jedoch nur sehr oberflächlich; von der präzisen Beobachtung eines Frederick Wiseman ist van Huystee weit entfernt. So steuert „Hieronymus Bosch“ dramaturgisch auf eher simple Fragen zu wie: Gelingt der Deal? Oder: Stellt sich das in Kansas City überraschend aufgetauchte Gemälde als „echter“ Bosch heraus? Eine insgesamt eher sportliche Annäherung an den Dämonenmaler Bosch, die sich in die gut geölte Marketingmaschinerie im Bosch-Jahr einfügt.

Esther Buss, FILMDIENST 2016/19