Birnenkuchen mit Lavendel
Mittwoch, 16. August 1724 - 20:30 bis - 22:10
Ort: Kino achteinhalb
Treffer: 259
Jeder ist zu einem Glas Birnensaft eingeladen.
Sechs gekühlte Liter Birnensaft von Jaques Weindepot sollten wohl reichen.
LE GOÛT DES MERVEILLES (DER GESCHMACK VON WUNDERN)
Komödie/Liebesfilm Frankreich 2015
Kinostart: 10. März 2016
97 Minuten
FSK: ab 0; f
Regie/Drehbuch: Eric Besnard
Kamera: Philippe Guilbert
Musik: Christophe Julien
Schnitt: Yann Dedet
Darsteller:
Virginie Efira (Louise Legrand), Benjamin Lavernhe (Pierre), Lucie Fagedet (Emma Legrand), Léo Lorléac'h (Félix Legrand), Hervé Pierre (Jules), Hiam Abbass (Dr. Mélanie Ferenza), Laurent Bateau (Paul), Valentin Merlet (Banker), François Bureloup (Barbesitzer)
Wikipedia, EPD-Filmmagazin, Programmkino.de
Kurzkritik Filmdienst
Eine verwitwete Französin führt mit wenig Erfolg den provençalischen Birnen- und Lavendelhof ihres verstorbenen Ehemanns weiter. Als sie einen eigenbrötlerischen Mann mit dem Auto anfährt, wendet sich ihr Schicksal, denn der am Asperger-Syndrom leidende Computerfreak entpuppt sich als Gegengewicht zu ihrer ungebändigten Emotionalität. Die sommerwarme Komödie plädiert mit unterhaltsamen Dialogen und französischem Landhaus-Flair für Toleranz und Verständnis gegenüber Menschen, die „anders“ sind.
Ab 14.
Trailer (103 Sekunden):
ausführliche Kritik Filmdienst
Ein hübsches Städtchen in der Provence, ein Markt mit Produkten aus der Region, ein kleiner Stand, der alles rund um Birnen und Honig feilbietet. Einkaufen wie im „Landlust“-Magazin. Kritisch befingert eine ältere Dame das Angebot. Die Birnen sähen heute nicht so schön aus, findet sie. Seit dem Unfalltod ihres Mannes kümmert sich Louise allein um Obstbäume, Bienenstöcke, Marktstand und zwei Kinder. Obwohl sie von Bio über Gelée Royale bis zu hausgemachtem Kuchen jeden Trend mitmacht, kommt sie auf keinen grünen Zweig. Ihr fehle es an Geschick und Verkaufstalent, lässt nicht nur die Kundin, sondern auch die Bank durchblicken. Das Leben vom Idyll ist kein Zuckerschlecken.
Aber darum geht es nicht in diesem sommerwarmen Film aus Frankreich, dessen malerisches Setting zwischen sanft gewellten Lavendelfeldern und rosa Birnenblüten sowieso mehr auf Romantik als auf Sozialkritik einstimmt. Denn gerade als Louise das alte Steinhaus mitsamt der seit Generationen gehegten Birnbäume zu entgleiten droht, fährt sie mit dem Auto einen Mann an. Sie nimmt den nur leicht verletzten Pierre mit nach Hause, um seine Platzwunde zu versorgen, und lädt sich einen Gast ein, den sie so schnell nicht wieder loswird.
Pierre ist ein seltsamer Typ, mit einer seltsam bestechenden Logik. „Wenn ich nicht weggehe, bleibe ich hier“, sagt er und macht sich in Louises Leben breit. Er ist schmuck anzusehen, immer im dunklen Anzug, steif in der Bewegung, locker im Mundwerk. Er sagt, was er denkt, und macht, was er will. Er mag Louises Kleider und Backkünste, nicht aber ihre Unordnung. Er bleibt gerne über Nacht in dem entlegenen Haus, räumt aber alles akkurat auf, weil es ihm so besser gefällt. Was ihm Angst macht, bekommt einen Klebepunkt aufgedrückt. Hinter all diesen Manierismen einen Traummann durchblitzen zu sehen, fällt trotz unmissverständlicher Signale – Komplimente und ein Meer von Blumensträußen –deshalb zunächst schwer.
Wie Pierre vor Louises Auto geraten ist und wo er herkommt, ist eine andere Geschichte, die den Umgang der Gesellschaft mit dem Asperger-Syndrom ins Visier nimmt. Es geht um Akzeptanz und Toleranz gegenüber Menschen, die anders sind. In diesem Fall um Pierre, dessen Selbstbestimmung und Freiheit von einem psychologischen Gutachten abhängen, seitdem er als begabter Computerfreak beim Einhacken in ein fremdes Rechnernetz mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist. Also doch ein sozialkritischer Film?
Benjamin Lavernhe spielt den autistischen Mann überzeugend mit unauffälliger Auffälligkeit. Seine „Besonderheit“ äußert sich in kleinen Irritationen. Pierres kontrollierte Bewegungen erscheinen erst auf den zweiten Blick merkwürdig. Im Gespräch begreift er die Dinge wortwörtlich, was nicht unbedingt schräg, sondern häufig schlagfertig oder gewitzt wirkt. Um Pierres intensivierte Aufnahmefähigkeit der Umwelt spürbar zu machen, findet Regisseur Éric Besnard ausdrucksstarke Bilder, in denen Licht und Wind Gemütszustände auf die Leinwand malen. Wenn er mit staunender Verzauberung in Louises Garten, in goldene Sonnenstrahlen getaucht, die flirrenden Flugsamen, summenden Bienen und wattigen Wolkengebilde beobachtet, ist er ganz bei sich. Das Idyll hat ihn erwischt.
Die Hüterin dieses „Garten Eden“, die chaotische, emotionale Louise, verkörpert die belgische Schauspielerin Virginie Efira treffend mit einer Art erdverbundener Sexiness. Und natürlich kommt es zwischen dem ungleichen Paar nach zarten Reibungen und komischen Friktionen zur gegenseitigen Rettung. Mit Birnenkuchen, der nur am Rand vorkommt, oder gar Lavendel, der in der Provence nun einmal typischerweise wächst, hat diese Vereinigung freilich nichts zu tun. Der Verweis auf ein Dessert und eine duftende Pflanze im Titel trifft dennoch ziemlich genau, was man in diesem Film serviert bekommt. Zuckriges Gefühlskino mit unterhaltsamen Dialogen und französischem Landhaus-Flair. Umgeben von zu vielen Blüten, Landschaften, gefühlsschwangeren Großaufnahmen und Momenten der züchtig-zaghaften Annäherung schrumpft der sozialkritische Fond der Geschichte zum dramaturgischen Kniff zusammen, der dazu dient, die Liebenden spannungsreich aufzuhalten.
Marguerite Seidel, FILMDIENST 2016/5
Pierre ist ein seltsamer Typ, mit einer seltsam bestechenden Logik. „Wenn ich nicht weggehe, bleibe ich hier“, sagt er und macht sich in Louises Leben breit. Er ist schmuck anzusehen, immer im dunklen Anzug, steif in der Bewegung, locker im Mundwerk. Er sagt, was er denkt, und macht, was er will. Er mag Louises Kleider und Backkünste, nicht aber ihre Unordnung. Er bleibt gerne über Nacht in dem entlegenen Haus, räumt aber alles akkurat auf, weil es ihm so besser gefällt. Was ihm Angst macht, bekommt einen Klebepunkt aufgedrückt. Hinter all diesen Manierismen einen Traummann durchblitzen zu sehen, fällt trotz unmissverständlicher Signale – Komplimente und ein Meer von Blumensträußen –deshalb zunächst schwer.
Wie Pierre vor Louises Auto geraten ist und wo er herkommt, ist eine andere Geschichte, die den Umgang der Gesellschaft mit dem Asperger-Syndrom ins Visier nimmt. Es geht um Akzeptanz und Toleranz gegenüber Menschen, die anders sind. In diesem Fall um Pierre, dessen Selbstbestimmung und Freiheit von einem psychologischen Gutachten abhängen, seitdem er als begabter Computerfreak beim Einhacken in ein fremdes Rechnernetz mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist. Also doch ein sozialkritischer Film?
Benjamin Lavernhe spielt den autistischen Mann überzeugend mit unauffälliger Auffälligkeit. Seine „Besonderheit“ äußert sich in kleinen Irritationen. Pierres kontrollierte Bewegungen erscheinen erst auf den zweiten Blick merkwürdig. Im Gespräch begreift er die Dinge wortwörtlich, was nicht unbedingt schräg, sondern häufig schlagfertig oder gewitzt wirkt. Um Pierres intensivierte Aufnahmefähigkeit der Umwelt spürbar zu machen, findet Regisseur Éric Besnard ausdrucksstarke Bilder, in denen Licht und Wind Gemütszustände auf die Leinwand malen. Wenn er mit staunender Verzauberung in Louises Garten, in goldene Sonnenstrahlen getaucht, die flirrenden Flugsamen, summenden Bienen und wattigen Wolkengebilde beobachtet, ist er ganz bei sich. Das Idyll hat ihn erwischt.
Die Hüterin dieses „Garten Eden“, die chaotische, emotionale Louise, verkörpert die belgische Schauspielerin Virginie Efira treffend mit einer Art erdverbundener Sexiness. Und natürlich kommt es zwischen dem ungleichen Paar nach zarten Reibungen und komischen Friktionen zur gegenseitigen Rettung. Mit Birnenkuchen, der nur am Rand vorkommt, oder gar Lavendel, der in der Provence nun einmal typischerweise wächst, hat diese Vereinigung freilich nichts zu tun. Der Verweis auf ein Dessert und eine duftende Pflanze im Titel trifft dennoch ziemlich genau, was man in diesem Film serviert bekommt. Zuckriges Gefühlskino mit unterhaltsamen Dialogen und französischem Landhaus-Flair. Umgeben von zu vielen Blüten, Landschaften, gefühlsschwangeren Großaufnahmen und Momenten der züchtig-zaghaften Annäherung schrumpft der sozialkritische Fond der Geschichte zum dramaturgischen Kniff zusammen, der dazu dient, die Liebenden spannungsreich aufzuhalten.
Marguerite Seidel, FILMDIENST 2016/5