Seniorenkino: Zu Ende ist alles erst am Schluss
Ort: Alte Exerzierhalle am Neuen Rathaus
Einlass: ab 14.30 Uhr
Eintritt: 4,00 €
Kaffee und Kuchen für 2,50
Komödie Frankreich 2014
Kinostart: 26. März 2015
94 Minuten
FSK: ab 0; f
Regie: Jean-Paul Rouve
Buch: David Foenkinos, Jean-Paul Rouve
Vorlage: David Foenkinos (Roman "Les Souvenirs")
Kamera: Christophe Offenstein
Musik: Alexis Rault
Schnitt: Christel Dewynter
Darsteller: Michel Blanc (Michel), Annie Cordy (Madeleine), Mathieu Spinosi (Romain), Chantal Lauby (Nathalie), William Lebghil (Karim), Audrey Lamy (Leiterin des Altersheims), Flore Bonaventura (Louise), Jean-Paul Rouve (Hotelbesitzer), Jacques Boudet (Maler)
Filmhomepage, WIKIPEDIA, Programmkino.de, EPD-Film
Pressespiegel
Kurzkritik Filmdienst
Nach dem Tod ihres Ehemanns zieht die Großmutter auf Betreiben ihrer Familie ins Altersheim. Da es ihr dort nicht gefällt, nimmt sie Reißaus und macht sich auf den Weg in die Normandie, wo sie geboren wurde. Eine Postkarte führt ihren Enkel, einen unentschlossenen Studenten, auf ihre Spur. Leise, melancholische Komödie mit einigen absurden Zwischenspielen, die trotz der anklingenden Themen um Alter, Einsamkeit und Sinnkrisen positiv auf das Leben schaut und für einen unangestrengten Generationenvertrag plädiert.
Ab 14.
Trailer:
ausführliche Kritik Filmdienst
Nach einem Roman von David Foenkinos, der schon die Vorlage zu „Nathalie küsst“ lieferte und mit seinem Bruder Stéphane selbst verfilmte, inszenierte Jean-Paul Rouve eine leise Komödie, die trotz der anklingenden Themen – Alter, Einsamkeit, Tod, Zukunftsangst, Rentnerdasein und einer damit einhergehenden Sinnkrise – positiv auf das Leben schaut. Wenn jung und alt zusammenhalten, gegenseitiges Verständnis aufbringen und sich umeinander kümmern, wird es schon klappen, so die freundliche, unspektakuläre, aber auch selbstironisch präsentierte Botschaft, die so etwas wie einen unangestrengten Generationenvertrag einklagt. Das Interesse des Regisseurs gilt dabei eindeutig Romain, der sich vor den vielen Möglichkeiten fürchtet, die ihm das Leben bietet, und sich deshalb zunächst verweigert. Dennoch hat er von allen den besten Draht zur Großmutter, weil er ihre Lebenserfahrung und Altersweisheit schätzt; beide sind durch eine Art Komplizenschaft verbunden, die das Zentrum des Films bildet.
„Les Souvenirs“ heißt der Film im Original. Es geht also auch um die Erinnerung, um den Rückblick auf gelebtes Leben, um die Suche nach der verlorenen Zeit. Und so führt der Weg der Figuren – ohne dass der Film erzählerisch einen Bruch erleidet – von Paris in die Normandie, ans Meer, an den Geburtsort von Madeleine, dort, wo für sie alles begann. Ihr Lebenskreis schließt sich hier gewissermaßen, und so endet der Film, wie er begonnen hat: mit einer Beerdigung.
Die leise Melancholie fängt Rouve gelegentlich durch kleine, komische Abstecher ins Absurde auf. So fungiert ein Tankwart als griechisches Orakel, das seinen entscheidungsschwachen Kunden – darunter Michel – mit lebensklugem Rat zur Seite steht und so zum Handeln verleitet. Einmal besuchen Romain und seine Großmutter jenen Maler, dessen naive, seltsame und darum keiner Wirklichkeit zuzuordnenden Bilder im Altersheim hängen. Köstlich auch Romains Stippvisite in der Touristeninformation von Etretat, wo ihn eine hübsche Angestellte schnippisch über die Anziehungskraft des Küstenorts auf Selbstmörder informiert. Sonne, Strand und Meer – manchmal ist Schönheit eben schwer zu ertragen.
Michael Ranze, FILMDIENST 2015/6