Landstück
Eintritt: 5,00 €
Deutschland 2016
Kinostart: 3. März 2016
127 Minuten
FSK: ab 0; f
Produktion: Volker Koepp, Rainer Baumert
Regie: Volker Koepp
Buch: Barbara Frankenstein, Volker Koepp
Kamera: Lotta Kilian
Musik: Ulrike Haage
Schnitt: Christoph Krüger
Edition Salzgeber,
Filmhomepage, Homepage von Volker Koepp, Programmkino.de, EPD-Film (5 von 5 Sternen)
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die Filme von Volker Koepp
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Kurzkritik Filmdienst
Inmitten seiner Wahlheimat Uckermark reflektiert der Dokumentarist Volker Koepp über die Veränderungen der letzten 20 Jahre. Zärtlich lässt er als sanftmütiger Begleiter Menschen zu Wort kommen, die sich der Zerstörungswut der industriellen Moderne, den riesigen Tiermastanlagen, Golfplätzen, Windparks und Monokulturen entgegenstellen, befragt Alteingesessene und Zugezogene, Landwirte und Umweltschützer. Dabei hält der Film das Prinzip Solidarität als die gemeinsame Kraft der vermeintlich Schwachen hoch, die dazu beiträgt, ein Stück Kulturlandschaft für die Menschheit zu retten.
Sehenswert ab 14
Trailer (135 Sekunden):
ausführliche Kritik Filmdienst
Auch filmbiografisch schließt sich ein Kreis: Schon 1976 drehten Koepp und sein Kameramann Christian Lehmann hier die DEFA-Produktion „Das weite Land“. Die Zuneigung des Regisseurs zur Uckermark rührt aus dieser Zeit, dauert mithin ein halbes Leben.
Koepp reflektiert über die Veränderungen der letzten 20 Jahre, befragt Nachbarn und Freunde, auch alte Damen, die seit Ewigkeiten hier zu Hause sind, und er ergreift Partei. Dass die Nachfolgeinstitution der Treuhand das ehemalige Staatseigentum an Landwirtschafts- und Forstfläche im Zuge der Privatisierung nicht selten an branchenfremde Investoren und Spekulanten verkaufte, auch an Möbelproduzenten oder Restpostenhändler, macht ihn betroffen. Die Bodenpreise haben sich inzwischen vervielfacht. Riesige Tiermastbetriebe und Biogasanlagen, dazu Windparks, vom Staat geförderte Golfplätze und Monokulturen, besonders der Anbau von Mais und Raps setzen der Erde zu. Der Humus verschwindet, die Böden können sich oft kaum noch erholen; zahllose Pflanzenarten, aber auch Tiere, die hier über Jahrhunderte ansässig waren, gehören schon jetzt der Vergangenheit an.
Koepp hält dagegen. In seinem wie immer leisen, zurückhaltenden Kommentar breitet er zwar auch Zahlen und Fakten aus, versteht sich aber eher als ruhiger, zärtlicher Beobachter, als sanftmütiger Begleiter derjenigen, die sich der Zerstörungswut der industriellen Moderne mit Vernunft und Sachverstand entgegenstellen.
So kommen in „Landstück“ Alteingesessene und Zugezogene, Landwirte und Umweltschützer zu Wort, die sich dem ökologischen Landbau verschrieben haben oder ihn fachlich begleiten. Koepp feiert das Prinzip Solidarität, die gemeinsame Kraft der vermeintlich Schwachen, die letztlich dazu beiträgt, ein Stück Kulturlandschaft für die Menschheit zu retten.
Aus dem Ensemble seiner Gesprächspartner ragt vor allem der Biologe und Agrarwissenschaftler Michael Succow heraus, der mit seiner 1999 gegründeten Stiftung zum Schutz der Natur wesentlich hilft, ein neues Bewusstsein für alternative Modelle zur urbanisierten Welt zu schaffen. Succows Definition der Kulturlandschaft als Quelle geistig-seelischen Wohlbefindens, seine Haltung, die umweltgerechte Entwicklung sei der „einzig zukunftsfähige Pfad der menschlichen Zivilisation“, unterstützt der Film durch entsprechende Szenen.
Die Kamera von Lotta Kilian begleitet Succow beim Entdecken kleiner Ackerwildkräuter, sie registriert seine Freude beim Aufspüren wilder Pflanzen und seinen Zorn, wenn er von sozialen und ökonomischen Verödungen spricht, von absurden globalen Geld- und Futtermitteltransfers, von der Zerstörung landwirtschaftlicher Räume in Afrika durch hoch subventionierte Exporte von Fleisch aus Europa. Das sei kein Fortschritt, sondern Unheil, und: „Ein Weitermachen geht nicht!“
So ist „Landstück“, mehr als andere Arbeiten von Volker Koepp, ein durchaus polemischer Dokumentarfilm, eine uckermärkische Fußnote zu den internationalen Umweltfilmen etwa eines Erwin Wagenhofer oder Michael Glawogger, gerichtet gegen die weltweit vernetzte Profitgier und den ihr innewohnenden Vertreibungs- und Vernichtungswahn. Ein Film, der Geschichten aus der Geschichte erzählt, um sie für die Zukunft nutzbar werden zu lassen. Kino, das trotz schöner Landschaftsbilder keine falsche Harmonie beschwört, sondern wachmacht für die Dringlichkeiten der Gegenwart.
Ralf Schenk, FILMDIENST 2016/5