Veranstaltungsarchiv
- Freitag, 07. März 2025 - 19:00Kategorien: Oscar, FIPRESCI-Preis, Archiv, Historienfilm, Golden Globe, British Film Awards, England, tmdU, UPI, Flat, NS, 2025Der Hauptdarsteller des Films ist Architekt. Der Brutalismus ist ein Baustil der Moderne, der ab 1950 Verbreitung fand. Brutalismus verfolgte das Ziel, Architektur zu schaffen, die ehrlich und unverfälscht ist, mit einem Fokus auf Funktionalität und Struktur. Der Begriff „Brutalismus“ leitet sich vom französischen Ausdruck „béton brut“ ab, was „roher (unverputzer) Beton“ bedeutet. Diese Ableitung des Begriffs zeigt, wie zentral sichtbarer Beton für diesen Stil war. Eine passende deutschsprachliche Analogie für "Brutalismus" wäre "Sichtbeton-Stil". https://planner5d.com/blog/de/brutalismus ---- https://de.wikipedia.org/wiki/Brutalismus ============================================= 1947 emigriert ein ungarisch-jüdischer Architekt, der mit seiner Frau den Holocaust überlebt hat, in die USA. Dort findet er in einem Millionär einen mächtigen Gönner, der ihn mit der Planung eines gigantischen Bauprojekts beauftragt. Die Zusammenarbeit entpuppt sich jedoch als doppelbödige Angelegenheit. Auch die Traumata der Vergangenheit lassen sich nicht mehr abschütteln, als seine Frau wieder mit ihm vereint ist. Ein im VistaVision-Format gedrehtes Filmepos um einen Mann, der dem Faschismus entkommt, in den USA aber auf einen Herrenmenschen großkapitalistischer Prägung trifft. Mit packenden Figuren und suggestiven Raumfantasien werden Seelenlandschaften einer Moderne entworfen, die energisch der Zukunft entgegenstrebt, während sich das Vergangene gleichzeitig als hartnäckiger Subtext in sie einschreibt. ======================== Fazit: „Der Brutalist“ ist ein überlebensgroßes Werk darüber, wie sich ein vom Holocaust gezeichneter, jüdisch-ungarischer Architekt die Deutungshoheit über seine Identität zurückholt. Famos bebildert und voller Ehrfurcht vor der Architektur, gelingt Brady Corbet und seinem grandiosen Ensemble ein moderner Klassiker, dem man noch nicht einmal seine dreieinhalbstündige Laufzeit anmerkt. (Antje Wessels) ======================================== Fazit: Wäre „The Brutalist“ ein literarisches Werk, würde man ihm wohl den Stempel eines Jahrhundert-Romans aufdrücken. Brady Corbet entwirft hier eine solch gewaltige Vision von Licht, Dunkelheit und Beton, dass das Projekt realistischerweise eigentlich nur komplett scheitern oder sich als selbstverliebt-prätentiöser Mummenschanz entpuppen konnte. Aber Pustekuchen! „The Brutalist“ ist ein wahnsinnig ambitionierter und trotz seiner stolzen Laufzeit konstant mitreißender Instant-Klassiker, der so ziemlich alle anderen Kino-Biografien, ob nun von realen oder fantasierten Personen, plötzlich ziemlich unbedeutend und klein erscheinen lässt. (Christoph Petersen)
- Freitag, 28. Februar 2025 - 20:00Kategorien: Goldene Palme, Europaeischer Filmpreis, FIPRESCI-Preis, Oscarnominierung, Archiv, Drama, Golden Globe, LA Critics Association Awards, National Board of Review, tmdU, Filmagentin, Scope, Iran, 2025Ein iranischer Jurist wird zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran berufen, was auch das Unterschreiben von Todesurteilen beinhaltet. Während der blutigen Proteste gegen den Tod der Jugendlichen Jina Mahsa Amini im September 2022 kommt es jedoch auch innerhalb der Familie zu Spannungen. Als die Waffe des Richters verschwindet, glaubt er, dass eine seine Töchter dahintersteckt, und beginnt seine Angehörigen zu terrorisieren. Ein zuerst im gemächlichen Tempo sorgsam erzähltes Familiendrama, das sich zusehends zum Paranoia-Thriller wandelt, der in ein intensives Finale mündet. Indem der Film sich von den Kompromissen des iranischen Autorenkinos entfernt und immer wieder Handyaufnahmen von den Protesten aufgreift, klagt er nicht nur das Regime an, sondern distanziert sich zugleich von der bislang vorherrschenden Filmästhetik. – Sehenswert ab 16. (Lukas Foerster für den Filmdienst)
- Freitag, 14. Februar 2025 - 20:30Kategorien: Europaeischer Filmpreis, FIPRESCI-Preis, Archiv, Cannes - Goldene Kamera, Norwegen, Filmagentin, Flat, 2025„Armand“ ist vieles: eine böse Komödie, ein exzellenter Schauspielerfilm, ein groteskes Psychodrama – kurz und gut: Arthouse-Kino vom Feinsten. Im Fokus steht eigentlich die Auseinandersetzung an einer Grundschule, in den zwei sechsjährige Jungen verwickelt sind. Möglicherweise ist einer der beiden, der kleine Armand, sogar sexuell übergriffig geworden. Doch je länger die eilig herbeigerufenen Erziehungsberechtigten mit der Klassenlehrerin und dem Direktorenteam sprechen, desto weniger geht es um den Vorfall selbst. (Gaby Sikorski für Programmkino.de)
- Freitag, 08. März 2024 - 20:30Kategorien: Europaeischer Filmpreis, Oscar, FIPRESCI-Preis, Golden-Globe-Nominierung, Kooperation, Archiv, Historienfilm, Literaturverfilmung, Gedenkstaette Bergen Belsen, Cannes - Grosser Preis der Jury, Flat, Leonine, 2024, NSIn den 1940er-Jahren bewohnt die Familie des KZ-Kommandanten Rudolf Höß unweit des Lagers in Auschwitz ein Haus mit Garten. Als Höß versetzt werden soll, droht das Familienidyll zu zerbrechen. Seine Frau weigert sich, ihr „Traumhaus“ zu verlassen. Das Historiendrama fußt auf dem gleichnamigen Roman von Martin Amis und fokussiert auf der Perspektive von Menschen, die als unbeteiligte Zuschauer am Rande des Genozids stehen. – Sehenswert ab 14. ================================== Rudolf Franz Ferdinand Höß (* 25. November 1901 in Baden-Baden; † 16. April 1947 in Auschwitz) war ein deutscher Nationalsozialist, SS-Obersturmbannführer und von Mai 1940 bis November 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Er wurde als Kriegsverbrecher 1947 zum Tode durch den Strang verurteilt und am Ort des ehemaligen Stammlagers hingerichtet.
- Freitag, 25. November 2022 - 20:30Eine ältere Frau hat alle Freude am Leben verloren, seitdem ihr Mann sie verlassen hat. Das ändert sich, als ein polnischer Arbeiter aushilfsweise den Job der Putzfrau übernimmt. Obwohl sie ohne ihn bald verkümmern würde, behandelt sie ihn nicht immer wohlwollend und kann sich nicht gegen das Stirnrunzeln ihrer Umgebung zur Wehr setzen. Erst als der Mann nach einer Demütigung den Kontakt abbricht, beginnt bei ihr ein Erkenntnisprozess. Das mit lakonischem Humor gespickte Porträt einer vernachlässigten Frau balanciert perfekt zwischen Stimmungslagen und Selbstbehauptung, wobei sich Satire und Gesellschaftsporträt, Vorurteile, Lebensdrama und saturierte Wohlstandsgefälligkeit die Waage halten. =============================================================== „Da kommt noch was“ ist eine wunderbar leise Komödie, die ihr Pulver nicht vorschnell verschießt, sondern den Biss der Satire nur sanft zwicken lässt. Insofern ist es ganz sinnig, dass der eigentlich plausible Originaltitel „Monday um zehn“ zum Filmstart in eine vieldeutigere und verheißungsvollere Version umgedichtet wurde. Damit ist nicht zu viel versprochen.-- =============================================================== Der Film erfasst das Umfeld seiner Protagonistin präzise und mit klugem Witz. Von den Dialogen über die Figurenzeichnung bis hin zur Interpretation von Ulrike Willenbacher und Zbigniew Zamachowski ist alles vollauf gelungen!
- Freitag, 01. Juli 2022 - 20:30Kategorien: FIPRESCI-Preis, Oscarnominierung, Nominierung Europaeischer Filmpreis, Komoedie, Archiv, Cannes - Beste Darstellerin, Norwegen, Studiocanal, Flat, 2022, SEEine junge Norwegerin tut sich schwer damit, ihren Platz im Leben zu finden, hat ihr Studium abgebrochen und arbeitet in einer Buchhandlung. Auch in Beziehungen ist sie sprunghaft, sodass die Bindung an einen älteren Comiczeichner sie überfordert und zu einem Mann ihres Alters treibt, dessen Energie wiederum eigene Probleme hervorbringt. Ein sanft ironisches, leicht erzähltes, dabei aber tiefgründiges und prägnantes Drama um die Selbstfindung einer jungen Frau in einer undurchsichtigen Welt. Mit großer Sensibilität arbeitet der Film den Einfluss technologischer und sozialer Umbrüche auf die Figuren heraus, verfällt dabei aber nicht in Kulturpessimismus, sondern bleibt lebensbejahend und voller untergründigem Humor. – Sehenswert ab 14.
- Freitag, 06. Mai 2022 - 20:30Kategorien: FIPRESCI-Preis, Archiv, LA Critics Association Awards, Frankreich, Filmagentin, Flat, 2022Der magische Realismus des Film lässt einem das Allerungewöhnlichste wie das Allernormalste sehen. Die achtjährige Nelly freundet sich mit der gleichaltrigen Marione an. Nelly erkennt in Marion ihre Mutter. In Marions Mutter trifft Nelly ihre gerade verstorbene Großmutter in jungen Jahren und kann zu dieser nun am Ende »Au Revoir« sagen und sich gebührend verabschieden, was sie bei ihrer verstorbenen Großmutter verpasst hatte. Der Film zeigt zwei kleine Mädchen, die einander und aneinander glauben und erzählt von dem Band von Müttern zu ihren Töchtern. Das Leben wird gern als Kreislauf beschrieben – hier erscheint es als Staffellauf. ================ Im Kino ist alles möglich. Und alles erlaubt. Man kann jetzt als Zuschauer deuten, interpretieren, man kann diese Wendung ins Phantastische als ein naives oder romantisches Märchen auffassen, als eine Form magischer Realismus, man kann dem Ganzen eine psychoanalytische oder therapeutische Deutung geben und sich sagen, dass Nelly sich das alles nur einbildet. Aber ganz so einfach ist es nicht – nur ist es völlig egal, wie man sich die Sache letztendlich erklärt; und am besten lässt man alles auf sich beruhen und nimmt es mit ähnlicher Selbstverständlichkeit wie die achtjährige Hauptfigur. Petite Maman steht auch fast exemplarisch für eine bestimmte Form des Kinos, die wir zur Zeit verloren haben, obwohl sich viele Zuschauer nach ihr sehnen: Filme, die Ernst und Unernst verbinden, die das Wirkliche und das Phantastische verbinden, die grundsätzliche Fragen nach dem Sinn des Lebens stellen und die diese Fragen, je grundsätzlicher sie werden, umso leichter und heiterer stellen, nicht schwerer. Immerhin darf man konstatieren, und das ist schon ein großes Glück des Zuschauens: Petite maman kommt diesen zurzeit vermissten Filmen nahe wie leider nicht sehr viele im augenblicklichen Kino. Mit Petite Maman zeigt Sciamma, dass sie tief in die Kinderseele eintauchen kann und ein großes Verständnis für soziale Dynamik und Kinderwahrnehmung besitzt. Wo verlieren wir unsere Jugend? Wo verlieren wir den Menschen, der wir waren? Diese Zeit kann nicht nachgeholt werden. Gerade weil wir immer ein Kind bleiben. ================ Erinnern heißt für mich nicht nur, die Vergangenheit aufzusuchen. Es kann auch bedeuten, neue Erinnerungen zu schaffen. Ich möchte, dass die Leute meine Filme anschauen und das Gefühl haben, sie bauen gerade Erinnerungen auf. Viele meiner Erinnerungen stammen aus dem Kino. Nicht nur von den Filmen, sondern davon, wie ich mich gefühlt habe, als ich im Kino war. Bevor ich eine reale Person geliebt habe, war ich in viele Filmfiguren verliebt. Deshalb ist es auch egal, ob Nelly die Geschichte in „Petite Maman“ nur träumt oder wirklich erlebt. Der Effekt ist derselbe. (Regisseurin Céline Sciamma) ================ Ihre Mutter ist nur kurz zu sehen, sie erscheint wortkarg, introvertiert. Als Nelly deren jüngerem Ich im nahen Wald begegnet, könnte dies auch eine Wunschfantasie nach Nähe sein. Sciamma inszeniert das aber realistisch, wie eine Parallelspur. Auf der gibt es kein Rätsel zu klären, nur Möglichkeiten anzunehmen: Dasselbe Haus, dieselben herbstlichen Farben, selbst überraschende Überschneidungen der Welten – also das Wiedersehen mit der jüngeren Oma – sind plötzlich möglich. Die Treffen erlauben es Nelly, ihre Mutter als Gleichgesinnte zu betrachten. Sciamma entwirft einen zarten Dialog, der sich nicht ans Alter, an soziale Normen halten muss. Von ernsthaften Erwachsenengesprächen unter Kindern wechselt der Film zurück in spielerisches Miteinander. In Rollenspielen meint man dann aber, etwas von den Sehnsüchten der beiden herauszuhören. Darin liegt auch die findige Politik dieses kleinen Films – er flacht Hierarchien tatsächlich ab und schafft es für Kinder und Erwachsene gleichermaßen auf Augenhöhe zu sein. (Wiener Standard)
- Freitag, 13. Dezember 2019 - 20:30Kategorien: Gilde-Filmpreis, FIPRESCI-Preis, deutscher Film, Film, Archiv, Spielfilm, Filmfest Muenchen, Studiocanal, 2019, ScopeEs ist Laras (Corinna Harfouch) sechzigster Geburtstag, und eigentlich hätte sie allen Grund zur Freude, denn ihr Sohn Viktor gibt an diesem Abend das wichtigste Klavierkonzert seiner Karriere. Schließlich war sie es, die seinen musikalischen Werdegang entworfen und forciert hat. Doch Viktor ist schon seit Wochen nicht mehr erreichbar und nichts deutet darauf hin, dass Lara bei seiner Uraufführung willkommen ist. Kurzerhand kauft sie sämtliche Restkarten und verteilt sie an jeden, dem sie an diesem Tag begegnet. Doch je mehr Lara um einen gelungenen Abend ringt, desto mehr geraten die Geschehnisse außer Kontrolle.
- Freitag, 15. November 2019 - 20:30Kategorien: Stefan, Berlinale-Baer, Oscarkandidat, FIPRESCI-Preis, Nominierung Europaeischer Filmpreis, Guenter-Rohrbach-Filmpreis, deutscher Film, Film, Archiv, Spielfilm, Preis der Oekumenischen Jury, Thomas-Strittmatter-Drehbuchpreis, 24Bilder, 2019, FlatPflegefamilie, Wohngruppe, Sonderschule: Egal, wo Benni (Helena Zengel) hinkommt, sie fliegt sofort wieder raus. Die wilde Neunjährige ist das, was man im Jugendamt einen "Systemsprenger" nennt. Dabei will Benni nur eines: Liebe, Geborgenheit und wieder bei Mama wohnen! Doch Bianca hat Angst vor ihrer unberechenbaren Tochter. Als es keinen Platz mehr für Benni zu geben scheint und keine Lösung mehr in Sicht ist, versucht der Anti-Gewalttrainer Micha, sie aus der Spirale von Wut und Aggression zu befreien. Der erste, mehrfach ausgezeichnete Spielfilm der aus Braunschweig stammenden Regisseurin Nora Fingscheidt feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb der Berlinale 2019.
- Dienstag, 22. Oktober 2019 - 19:30Kategorien: Stefan, Berlinale-Baer, FIPRESCI-Preis, Nominierung Europaeischer Filmpreis, Film, Archiv, Spielfilm, europaeischer Film, tmdU, Grandfilm, 2019, Scope, IsraelYoav hat keinen guten Start in Paris. Die Wohnung, an deren Tür er klopft, ist leer. Als er dort ein Bad nimmt, werden seine Sachen gestohlen. Dabei ist der junge Israeli mit höchsten Erwartungen hierher gekommen. Er will so schnell wie möglich seine Nationalität loswerden. Israeli zu sein, ist für ihn eine Belastung, seine Landsleute nerven ihn ebenso wie die Besuche auf der israelischen Botschaft. Franzose zu werden hingegen bedeutet für ihn die Erlösung. Um seine Herkunft auszulöschen, versucht Yoav die Sprache zu ersetzen. Kein hebräisches Wort soll mehr über seine Lippen kommen, stattdessen setzt er alles daran, sein Französisch zu vervollkommnen. Das Wörterbuch wird zum ständigen Begleiter auf seinen ziellosen Streifzügen durch Paris. Halt findet er scheinbar bei Caroline und Emile, einem jungen französischen Paar, mit dem er sich anfreundet. Doch ihr Interesse an seiner Person scheint nicht ganz selbstlos zu sein...
- Dienstag, 22. Januar 2019 - 19:00Kategorien: Stefan, FIPRESCI-Preis, Eintritt frei, Film, Archiv, Spielfilm, Demokratie leben, Diskussion, Moderation, OmdU, wehrhafte Demokratie staerken - Ausgrenzung entgegentreten, Filmkunst, Grandfilm, Flat, unser Film des Monats, experimenteller Spielfilm, Portugal»Als eines Nachts Maschinen aus ihrer Fabrik abtransportiert werden, ahnen die Arbeiter schon Böses. Die Besitzer wollen die Produktion an einen anderen Standort verlagern. Sie haben aber nicht mit dem Widerstand ihrer Arbeitnehmer gerechnet: Die lassen sich nicht einfach auf die Straße scheuchen, sondern besetzen die Fabrik.« (Film Festival Cologne) ––– Georg Seeßlen in der Wochenzeitung "DIE ZEIT": Die Fabrik der Hoffnung – Pedro Pinho gelingt mit "A Fábrica de Nada" die Wiedergeburt des politischen Films: A Fábrica de Nada erzählt nämlich diese Geschichte nicht einfach, wie es vielleicht ein "Arbeiterfilm" vergangener Tage getan hätte und er reduziert sich auch nicht auf das moralisch-politische Dilemma zwischen Familien- und Klassensolidarität, wie es die Gebrüder Dardenne etwa in "Zwei Tage, eine Nacht" taten; er ist nicht von dieser heroisch-stoischen Sympathie für working class-Rebellen durchdrungen wie Filme von Ken Loach und obwohl es in diesem Film von Pedro Pinho sehr viel und ernsthaft um Theorie und Form geht, entzieht er sich nicht dem emotionalen Engagement, wie es Jean-Luc Godard tat. – A Fábrica de Nada denkt, in Bildern, in Worten, in Bewegungen und nicht zuletzt in Musik, über alle Möglichkeiten nach, Film und Politik miteinander zu verbinden. Der klassische teilnehmende Dokumentarismus, pasolinische Überhöhungen, Neorealismus, Melodrama, Komödie, brechtsche Verfremdungen, sogar Surrealismus und schließlich Musical: Alles wird in diesem Film erprobt und wunderbar montiert. – Die Befreiung, von der A Fábrica de Nada träumt, vollzieht der Film nämlich auch selbst. Es ist ein Film, der sich alles erlaubt und der das kann, weil er für all das gute Gründe hat. Der formale Reichtum und die immer wieder überraschend in- und übereinandergeschichteten Ebenen von Reflexion und Kritik, einschließlich einer kritischen Anwesenheit des intellektuellen Filmemachers selbst, funktionieren, weil sie von beeindruckender cineastischer Intelligenz zusammengehalten werden. Dieser Film ist so komplex, dass am Ende etwas sehr Einfaches herauskommt.
- Mittwoch, 05. Dezember 2018 - 19:00Kategorien: FIPRESCI-Preis, Eintritt frei, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Demokratie leben, Filmreihe, Diskussion, Moderation, OmdU, europaeischer Film, wehrhafte Demokratie staerken - Ausgrenzung entgegentreten, Grandfilm, 2018, Flat, experimenteller Spielfilm, Portugal»Als eines Nachts Maschinen aus ihrer Fabrik abtransportiert werden, ahnen die Arbeiter schon Böses. Die Besitzer wollen die Produktion an einen anderen Standort verlagern. Sie haben aber nicht mit dem Widerstand ihrer Arbeitnehmer gerechnet: Die lassen sich nicht einfach auf die Straße scheuchen, sondern besetzen die Fabrik.« (Film Festival Cologne) ––– Georg Seeßlen in der Wochenzeitung "DIE ZEIT": Die Fabrik der Hoffnung – Pedro Pinho gelingt mit "A Fábrica de Nada" die Wiedergeburt des politischen Films: A Fábrica de Nada erzählt nämlich diese Geschichte nicht einfach, wie es vielleicht ein "Arbeiterfilm" vergangener Tage getan hätte und er reduziert sich auch nicht auf das moralisch-politische Dilemma zwischen Familien- und Klassensolidarität, wie es die Gebrüder Dardenne etwa in "Zwei Tage, eine Nacht" taten; er ist nicht von dieser heroisch-stoischen Sympathie für working class-Rebellen durchdrungen wie Filme von Ken Loach und obwohl es in diesem Film von Pedro Pinho sehr viel und ernsthaft um Theorie und Form geht, entzieht er sich nicht dem emotionalen Engagement, wie es Jean-Luc Godard tat. – A Fábrica de Nada denkt, in Bildern, in Worten, in Bewegungen und nicht zuletzt in Musik, über alle Möglichkeiten nach, Film und Politik miteinander zu verbinden. Der klassische teilnehmende Dokumentarismus, pasolinische Überhöhungen, Neorealismus, Melodrama, Komödie, brechtsche Verfremdungen, sogar Surrealismus und schließlich Musical: Alles wird in diesem Film erprobt und wunderbar montiert. – Die Befreiung, von der A Fábrica de Nada träumt, vollzieht der Film nämlich auch selbst. Es ist ein Film, der sich alles erlaubt und der das kann, weil er für all das gute Gründe hat. Der formale Reichtum und die immer wieder überraschend in- und übereinandergeschichteten Ebenen von Reflexion und Kritik, einschließlich einer kritischen Anwesenheit des intellektuellen Filmemachers selbst, funktionieren, weil sie von beeindruckender cineastischer Intelligenz zusammengehalten werden. Dieser Film ist so komplex, dass am Ende etwas sehr Einfaches herauskommt.
- Freitag, 23. November 2018 - 20:30Kategorien: FIPRESCI-Preis, Cannes - Un Certain Regard, Golden-Globe-Nominierung, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, London Film Festival, Cannes - Goldene Kamera, Cannes - Queer Palm, Belgien, DCM, 2018, externer Referent/ReferentinGroßartiger Film des jungen belgischen Regisseurs Lukas Dhont über Lara (Victor Polster), eine sechzehnjährige Ballettschülerin, die kurz vor dem Abschluss ihrer Geschlechtsumwandlung zur Frau steht. Die Transition ihres Körpers und das Tanzen greifen ineinander und bilden ein Gesamtkunstwerk in ständiger Bewegung, im ständigen Übergang. Dafür gab es in Cannes zurecht die Caméra d'Or für den besten Erstling. (Philipp Stadelmaier - Süddeutsche Zeitung)
- Montag, 05. November 2018 - 19:30Kategorien: 1SE, FIPRESCI-Preis, Oscarnominierung, Eintritt frei, Kooperation, Film, Archiv, Spielfilm, Ev.-luth. Kirchenkreis Celle, Kirche trifft Kino, Filmreihe, Diskussion, Moderation, europaeischer Film, Filmklassiker, Filmkunst, Golden Globe, National Board of Review, Schweden, Studiocanal, 2018, externer Referent/ReferentinEin Tag im Leben eines 78jährigen Medizinprofessors, der auf dem Weg ins schwedische Lund, wo er eine Auszeichnung entgegennehmen soll, seine Vergangenheit wiederentdeckt. Die Stationen der Reise werden in Träumen, Visionen und Erinnerungsbildern zu Stationen einer Lebensbilanz; indem er Orten seiner Kindheit und Verwandten begegnet, erkennt er mit zunehmender Klarheit die Ursache seiner Kälte, Isolation, seelischen Verhärtung und Todesangst. Ingmar Bergmans sensibel gestaltetes Meisterwerk um Leben, Gott und Tod fasziniert durch die virtuose Verschränkung von realistischen und surrealen Stilmitteln, von psychologischem Charakterporträt und philosophischem Diskurs. Hervorragend in der Hauptrolle: der schwedische Theater- und Stummfilmregisseur Victor Sjöström.
- Freitag, 22. Juni 2018 - 20:30Kategorien: Stefan, Gilde-Filmpreis, 1SE, FIPRESCI-Preis, Guenter-Rohrbach-Filmpreis, deutscher Film, Tragikomoedie, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Liebesfilm, Preis der Oekumenischen Jury, Deutscher Filmpreis - Lola, Deutscher Schauspielerpreis, 2018, Flat, Deutscher Drehbuchpreis, Zorro, EPD - Film des Jahres 2018Der schweigsame Christian (Franz Rogowski) tritt eine neue Stelle im Großmarkt an. Bruno (Peter Kurth) aus der Getränkeabteilung nimmt ihn unter seine Fittiche und zeigt ihm, wie die Dinge in dem kleinen Universum funktionieren. Die beiden werden schnell Freunde. Auch die anderen Mitarbeiter behandeln Christian bald wie ein Familienmitglied. Als er sich in Marion (Sandra Hüller) von den Süßwaren verliebt, drückt der ganze Großmarkt ihrer Liebe die Daumen. Einziges Problem: Marion ist bereits verheiratet. Obwohl es heißt, sie sei in ihrer Ehe nicht glücklich, respektiert der schüchterne Christian ihr Gelübde und hält seine Hormone so gut es geht im Zaum. Die beiden kommen sich dennoch näher und bald ist klar, dass auch Marion Gefühle für ihren Kollegen hegt. Dann kommt sie eines Tages plötzlich nicht mehr zur Arbeit...
- Freitag, 17. November 2017 - 20:30Kategorien: Stefan, Berlinale-Baer, Europaeischer Filmpreis, FIPRESCI-Preis, 2017, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Filmkunst, Liebesfilm, Preis der Oekumenischen Jury, evtl. SK, Filmagentin, unser Film des MonatsDer introvertierte Finanzdirektor eines Schlachthofs und eine autistisch erscheinende Qualitätsprüferin erfahren durch Zufall von identischen Träumen, in denen sie als Hirsche durch einen friedlichen Wald wandeln. Diese Erkenntnis führt die beiden dazu, sich auch im Leben aufeinander zuzubewegen. Während der ältere Mann verdrängte Gefühlsregungen wachrufen muss, bemüht sich die Frau, dem ihr unbekannten Phänomen der Liebe mit akribischem Studium gerecht zu werden. Eine subtil entwickelte Romanze in fein komponierten Bildern, die mit großer inszenatorischer Meisterschaft und hervorragenden Darstellern von einer allmählich wachsenden Leidenschaft erzählt. Voller bezaubernder Details spürt der Film dem Wesen der Liebe nach, wobei sich surreale Momente, skurriler Humor und einfühlsame Beobachtungen die Waage halten. - Sehenswert ab 16. (5 von 5 Sternen sowohl seitens des Filmdienstes als auch von EPD-Film - das gibt es zwei- dreimal im Jahr.)
- Mittwoch, 11. Januar 2017 - 19:00Kategorien: Heike, Gilde-Filmpreis, Oscarkandidat, Europaeischer Filmpreis, FIPRESCI-Preis, Grand Prix de la FIPRESCI, LUX-Filmpreis, NY Critics Circle Award, EPD - Film des Jahres 2016, Gesellschaftssatire, Frauendrama, Familienkomoedie, zeitgenoessisches Gesellschaftsportraet, Golden-Globe-Nominierung, Vater-Tochter-Drama, 2017, deutscher Film, Tragikomoedie, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmplus - Bild-Kunst Schnittpreis, eigener TextDieser Film verblüfft die Welt als deutscher Ausnahmeerfolg: Der Film mit dem besten Kritikerschnitt aller Zeiten, demzufolge von der internationalen Vereinigung der Filmkritiker als bester Film des Jahres gewählt. Gefeiert in Cannes, wo er es nach acht Jahren (2008 - "Palermo Shooting" von Wim Wenders) als erster deutscher Film in den exklusiven Wettbewerb des Festivals geschafft hatte, dort von Publikum und Kritik bei der Premiere frenetisch gefeiert worden ist, aber zur Überraschung aller ungekrönt blieb, jetzt gekrönt als bester europäischer Film des Jahres 2016. Zudem "räumte" er alle fünf möglichen Preise ab - einen solchen "Durchmarsch" gab es noch nie. Außerdem ist er nominiert für die Golden Globe Vergabe am 8. Januar und am 26. Februar geht er als aussichtsreicher Oscarkandidat ins Rennen. Maren Ades nonkonformistische Tragikomödie/Gesellschaftssatire wie präzises Gesellschaftsporträt „Toni Erdmann“ wurde in Breslau (Wroclaw) nicht nur als bester europäischer Spielfilm geehrt - mit dem Vater-Tochter-Drama erhielt erstmal ein Film auch alle vier weiteren möglichen Auszeichnungen. Die 38-jährige Sandra Hüller ("Theater ist mein Liebe, Kino ist meine Liaison" - "Das Ideal ist die reine Anwesenheit, nicht die Handlung. Die Möglichkeit, Räume zu füllen, nicht die Tricks der Verwandlung.") wurde für die beste schauspielerische Darstellung des Jahres 2016 ausgezeichnet. Der 70-jährige Peter Simonischek, der im Film Winfried Conradi, der wiederum amateurhaft „Toni Erdmann“ mimt, spielt, nahm den Preis als bester Schauspieler entgegen. Mit der 39-jährigen Maren Ade wurde bei der 29. Preisverleihung erstmals der Film einer Regisseurin ausgezeichnet. Ade erhielt den Preis für den besten Film, die beste Regie sowie das beste Drehbuch. „Toni Erdmann“ nimmt sich die Zeit, in 162 Minuten die Beziehung zwischen Ines, einer taffen, ehrgeizigen Unternehmensberaterin, die sich in einer Männerdomäne zu behaupten weiß und mit ihrem Leben in Hotel-Lounges und Shopping Malls das neoliberale Lebensmodell in Schwung hält, dabei aber vor lauter Biss und Pflicht innerlich verarmt und ihrem herumalbernden, krawalligen Alt-68er-Vater Winfried zu beschreiben, der versucht notdürftig mit zotteliger Langhaarperücke und falschen Zähnen als Alter Ego Toni Erdmann verkleidet, seiner Tochter neu zu begegnen.
- Freitag, 09. Dezember 2016 - 20:30Kategorien: Stefan, 1SE, 2016, FIPRESCI-Preis, zeitgenoessisches Gesellschaftsportraet, Psychodrama, Krimi, deutscher Film, Film, Archiv, Filmpreis, SpielfilmNach einer Party in Karstens Wohnung gehen alle nach Hause, nur Anna bleibt. Karsten fühlt sich von der mysteriösen jungen Frau angezogen. Ein unvorhergesehenes Ereignis und ein Moment der Schwäche verändern alles, Karsten verliert die Kontrolle über sein wohlgeordnetes Leben in einer deutschen Kleinstadt. Spannungen in der Familie und im Freundeskreis folgen; der Versuch, so weiterzuleben, als wäre nichts passiert, scheitert. Aus Enttäuschung erwachsen Wut und Unrecht, das Unheil nimmt seinen Lauf, und als er meint, sein Leben wieder im Griff zu haben, ist er ein anderer geworden. Die Berliner Autorin und Regisseurin Aslı Özge stellt ihrem Film ein Zitat aus Shakespeares "Hamlet" voran: "Denn an sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu". In ruhigen, sorgfältig arrangierten und ausgeleuchteten Bildern und mit stimmigem Sound Design erzeugt sie eine Anspannung, lässt den Zuschauer wachsendes Unbehagen und das heraufziehende Desaster spüren. Fragen um Schuld und Moral, Gerechtigkeit und Scheinheiligkeit werden verhandelt. Quelle: 66. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog) Die Wochenzeitung "Die Zeit": "Viele gute Menschen und eine Tote - Die Regisseurin Aslı Özge hat einen der interessantesten Filme des Jahres gedreht."
- Freitag, 23. September 2016 - 20:30Kategorien: Gilde-Filmpreis, 1SE, Oscarkandidat, 2016, Europaeischer Filmpreis, FIPRESCI-Preis, Grand Prix de la FIPRESCI, LUX-Filmpreis, EPD - Film des Jahres 2016, Gesellschaftssatire, Frauendrama, Familienkomoedie, zeitgenoessisches Gesellschaftsportraet, Vater-Tochter-Drama, deutscher Film, Tragikomoedie, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, FilmkunstEin alternder Musiklehrer taucht unangemeldet bei seiner Tochter in Bukarest auf, wo diese für eine Unternehmensberatung an Rationalisierungskonzepten für die Ölindustrie arbeitet. Entsetzt von ihrem freudlosen Manager-Dasein, will er sie in der Gestalt eines kauzigen Alter Egos aus der Reserve locken. Eine souverän zwischen Komik, Tragik und surrealen Momenten wandelnde Dramödie um einen Generationenkonflikt, bei dem sich beide Seiten umkreisen, befehden und doch annähern. Vorzüglich inszeniert und getragen von zwei überragenden Darstellern, entwirft der Film mit großer innerer Wahrhaftigkeit ein vielschichtiges Vater-Tochter-Verhältnis mit zeitkritischen Anklängen. Untergründig kreist er dabei stets auch um die Frage, wie man leben will.
- Mittwoch, 09. Dezember 2015 - 19:30Kategorien: Berlinale-Baer, FIPRESCI-Preis, 2015, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, asiatischer Film, DokufiktionEin Taxi fährt durch die Straßen Teherans, auf dem Armaturenbrett ist eine Kamera installiert. Am Steuer sitzt der mit einem Berufsverbot belegte iranische Regisseur Jafar Panahi. Während unterschiedliche Fahrgäste ein- und aussteigen, kommt es zu Gesprächen und kleinen dramatischen Szenen, die die politische und gesellschaftliche Realität im Iran beschreiben: Themen wie Zensur, Geschlechterungleichheit, Armut, Aberglaube und die Scharia. Trotz der begrenzten Mittel erweitert Panahi beständig den Raum seines mobilen Filmstudios. Ein beeindruckendes Dokument einer politischen Zwangslage, aber auch eine Feier des Kinos als Möglichkeitsraum.
- Freitag, 24. April 2015 - 20:30Kategorien: FIPRESCI-Preis, Oscarnominierung, Nominierung Europaeischer Filmpreis, 2015, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Golden Globe, Nominierung British Film Awards, Cannes - Bestes Drehbuch, Nika - russischer nationaler FilmpreisDer korrupte Bürgermeister einer kleinen russischen Stadt setzt alle Mittel politischer Repression ein, um einem sturköpfigen Mechaniker dessen markant an der Barentsee gelegenes Landstück abzujagen. Dessen Auflehnen gegen die Autorität scheint angesichts der umfassenden Verflechtung der staatlichen Organe und ihrer Sanktionierung durch die orthodoxe Kirche von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Das in überwältigenden Bildern fotografierte Drama gibt sich durch erzählerische und visuelle Details als moderne Variation der biblischen Hiobsgeschichte zu erkennen, wobei es das wieder erstarkende Bündnis aus Klerus und Nomenklatura als ein alles verschlingendes Ungeheuer kritisiert.
- Freitag, 28. November 2014 - 20:30Kategorien: 1SE, FIPRESCI-Preis, 2014, deutscher Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, Filmdrama, Deutscher Filmpreis - Lola, Nominierung Deutscher Filmpreis - Lola, National Board of ReviewEine Frau kehrt nach dem Zweiten Weltkrieg mit schweren Gesichtsverletzungen aus dem KZ nach Berlin zurück. Ihr Ehemann erkennt sie nicht, überredet aber die vermeintliche Fremde, in die Rolle seiner Frau zu schlüpfen, um an deren Erbe zu kommen. Literaturverfilmung, die sich dem Umgang mit dem Holocaust im Nachkriegsdeutschland mit den Mitteln der (Kino-)Mythen nähert. Eine bekSonntag bilemmende Raumpoetik, eine Bildsprache im Sinne des Film noir sowie großartige Darsteller machen den Film zu intensivem Gefühls- und Spannungskino über Schuld und Verdrängung.
- Sonntag, 29. September 2013 - 18:00Kategorien: 1SE, FIPRESCI-Preis, Eintritt frei, Kooperation, deutscher Film, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, CD-Kaserne, Filmreihe, Diskussion, Moderation, Migration, Filmdrama, Preis der Oekumenischen Jury, Deutscher Filmpreis - Lola, 2013, Migration im Film, Toleranz foerdern - Kompetenz staerken, Festival der VielfaltAn Einsamkeit und gesellschaftlicher Isolierung entzündet sich die Beziehung zwischen einer Witwe und einem 20 Jahre jüngeren marokkanischen Gastarbeiter. Ihre wahre Belastungsprobe aber erlebt die Verbindung erst, als sie in Form einer bürgerlichen Ehe institutionalisiert werden soll. Melodram, das mit kühler Brillanz die Mißachtung von Minderheiten und die Mechanismen sozialer Unterdrückung analysiert. Zugleich populär und bitter-ironisch erzählend, sucht Fassbinder ein breites Publikum, ohne persönliche Obsessionen zu verleugnen und ohne an kritischer Schärfe zu verlieren.
- Freitag, 25. Januar 2013 - 20:30Kategorien: FIPRESCI-Preis, Cesar-Filmpreis, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Filmdrama, 2013, Prix Lumieres, FrankreichDer französische Verkehrsminister eilt zu einem Busunglück in den Ardennen, was ihm die Aufmerksamkeit der Medien, aber auch die Rivalität seiner Kabinettskollegen sichert. Sein Engagement gegen die Privatisierung der Bahnhöfe befördert ihn in höchste Sphären, droht ihn anderntags aber auch zu zerschmettern. Mit hohem Tempo und wohltuend direktem Zugriff seziert das bissige Drama das Leben eines Politikers, der sich zwischen den Zwängen einer omnipräsenten (Medien-)Öffentlichkeit und den Ränkespielen der Macht zu verlieren droht. Ein energetischer, virtuos inszenierter und fotografierter Film, der die Chiffren des Genres meidet und in Tuchfühlung mit den realen politischen Verhältnissen bleibt.
- Freitag, 04. Januar 2013 - 20:30Kategorien: 1SE, FIPRESCI-Preis, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Filmdrama, 2013, RusslandWeißrussland im Zweiten Weltkrieg. Ein vermeintlicher Kollaborateur soll von russischen Partisanen gerichtet werden. Erzählt in verschachtelten Rückblenden, setzt der Film das Puzzle der letzten Lebensmonate seines Protagonisten zusammen und verdichtet dessen Leidensweg zum Essay über Schuld und Gewissen, Lebensnot und Todeswillen. Lange Plansequenzen, reduzierte Dialoge, der weitgehende Verzicht auf Musik, die Verwendung von Naturbildern als Spiegel der Seelen und die religiöse Motivik verweisen nachdrücklich auf das philosophische Kino von Andrej Tarkowski oder Béla Tarr.