Seniorenkino: Camino de Santiago
Eintritt: 5,00 €
Großbritannien 2015
Kinostart: 4. Juni 2015
109 Minuten
FSK: ab 6; f
Regie: Simon Curtis
Buch: Alexi Kaye Campbell
Kamera: Ross Emery
Musik: Martin Phipps, Hans Zimmer
Schnitt: Peter Lambert
Darsteller: Helen Mirren (Maria Altmann), Ryan Reynolds (Randol Schoenberg), Daniel Brühl (Hubertus Czernin), Katie Holmes (Pam), Tatiana Maslany (junge Maria Altmann), Max Irons (Fritz), Charles Dance (Sherman), Antje Traue (Adele Bloch-Bauer), Elizabeth McGovern (Florence-Marie Cooper), Frances Fisher (Barbara Schoenberg), Moritz Bleibtreu (Gustav Klimt), Tom Schilling (Heinrich), Allan Corduner (Gustav Bloch-Bauer), Henry Goodman (Ferdinand Bloch-Bauer), Nina Kunzendorf (Therese Bloch-Bauer), Justus von Dohnányi (Dreimann)
Filmhomepage, Wikipedia, Programmkino.de
Pressespiegel
Kurzkritik Filmdienst
Auf dem traditionellen Jakobsweg nach Santiago de Compostela, auf dem religiöse Pilger mittlerweile die Ausnahme geworden sind, folgt der Dokumentarfilm Wanderern durch Frankreich und Spanien. Dabei kommen am Wegesrand weit mehr als 50 Protagonisten zu Wort, deren knappe Statements belanglose Momentaufnahmen bleiben. Die Vielfalt der Motivationen, auf dem Jakobsweg zu wandern, kommt dabei ebenso zu kurz wie eine kritische Analyse dieser Modeerscheinung, während dazwischen geschnittene, pittoreske Landschaftsaufnahmen jegliche Inspiration vermissen lassen. - Ab 14.
Trailer:
vierminütige Filmbesprechung in ZDF "Neu im Kino":
ausführliche Kritik Filmdienst
Immerhin wird deutlich, dass christlich motivierte Pilger auf diesem Weg längst in der Minderheit sind, während die Mehrzahl auf einem mehr oder minder diffusen Wellness-Trip unterwegs ist. Einzelgänger preisen die Einsamkeit, während andere mit leuchtenden Augen erklären, sie hätten unterwegs viele wunderbare Menschen getroffen. Und dann ist da noch ein Ungar, der mit veritablen Insider-Tipps aufwartet: Bei heißem Wetter empfehle sich ein Sonnenhut und die Mitnahme von genügend Trinkwasser. Wer hätte das gedacht?!
Gut möglich, dass sich unter den Protagonisten Menschen befinden, die wirklich bewegende Geschichten zu erzählen gehabt hätten. Doch dazu lassen ihnen die Filmemacher leider keine Zeit. Die Statements beschränken sich auf drei, vier Sätze; danach tauchen die einzelnen Wanderer auch nicht wieder auf. Und weil hier am Wegesrand weit über fünfzig von ihnen zu Wort kommen, gelangen die Begegnungen über flüchtige Momentaufnahmen kaum hinaus. Dazwischen werden, unterlegt mit gefälliger Musik, immer wieder pittoreske Landschaftspanoramen geschnitten, die oft mit Kamera-Drohnen aufgenommen wurden und das Ganze bisweilen aussehen lassen wie „Der Jakobsweg von oben“. Erst gegen Ende des Films werden dezent kritische Stimmen zum modischen Pilger-Hype hörbar. Da berichtet ein Herbergs-Wirt von Wanderern, die abends schon mal einen über den Durst trinken und andere Gäste um den Schlaf bringen, und ein anderer wettert gegen Pilger-Touristen, die das Ganze als Pauschalreise mit Vollpension buchen, aber nur wenige Kilometer zu Fuß zurücklegen. Zu sehen (und zu hören) bekommt man von diesen Trittbrettfahrern der Erleuchtung jedoch leider keinen einzigen Vertreter. Unter dem Strich: Ein uninspirierter Dokumentarfilm mit einem gänzlich schlichten Konzept, der sich ähnlich zieht wie der Jakobsweg. Das Kino wird diesen Pilgerpfad allerdings so schnell nicht loswerden. Nachdem Hollywood 2010 Martin Sheen in „Dein Weg“ auf Selbsterfahrungstrip nach Spanien schickte, feiert Ende dieses Jahres die Adaption von Kerkelings Bestseller als Spielfilm Premiere.
Reinhard Lüke, FILMDIENST 2015/11