Wir sitzen im Süden (anschließend Filmgespräch mit der Regisseurin Martina Priessner)
Eintritt: kostenlos
Deutschland/Türkei 2010
Deutsch und Türkisch mit deutschen Untertiteln
Länge: 88 Minuten
Produktion: Claudia Wolf, Ünsal Meseci
Regie: Martina Priessner
Buch: Martina Priessner
Kamera: Anne Misselwitz
Schnitt: Bettina Blickwede
Filmhomepage, alle Daten zum Film auf Filmportal
Zweite Veranstaltung im Rahmen des Festivals „Migration im Film“ vom 24. September bis 2. Oktober 2013, zu der die Berliner Regisseurin Martina Priessner nach Celle kommt. Neben Fragen zu ihrer Arbeit freut sich die Regisseurin auf eine allgemeine Diskussion zum Thema „Migration im Film“.
Ihr Dokumentarfilm schildert das Leben und die Erfahrungen von Menschen mit türkischen Wurzeln, die aus Deutschland in die Türkei zurückgegangen sind, die einen freiwillig, die anderen durch den Druck der Familie oder Abschiebung. Sie arbeiten als Callcenter-»Agents« in Istanbul, wo sie im klimatisierten Großraumbüro für deutsche Firmen wie Lufthansa oder Neckermann die Telefonate in tiefstem fränkisch oder badenserisch führen.
Sie melden sich mit Ralf Becker und Ilona Manzke. Sie sind freundlich, geduldig und kompetent. »Wir sitzen im Süden« lautet die Antwort auf gelegentliche Fragen der Kunden nach dem Standort der Firma. Die Callcenter-»Agents«, die fränkisch, badenserisch oder auch hochdeutsch sprechen, sitzen tatsächlich im Süden – in klimatisierten Großraumbüros mitten in Istanbul. Deutsche Firmen von Lufthansa bis Neckermann finden hier für wenig Lohn qualifizierte Arbeitskräfte.
Was Bülent (30), Murat (39), Fatos (43) und Çigdem (33) miteinander verbindet, ist ihre Kindheit und Jugend in Deutschland. Für ein Leben in Istanbul haben sie sich nicht selbst entschieden. Nur Çigdem, die junge Managerin mit deutschem Pass, hat sich Istanbul als Wahlheimat ausgesucht. Bülent wurde vor fünf Jahren abgeschoben. Fatos und Murat wurden gegen ihren Willen von den Eltern in die Türkei geschickt. Selbst nach Jahrzehnten im Herkunftsland ihrer Eltern sind sie nie wirklich angekommen. Sie haben sich in einem »Ersatz-Deutschland« eingerichtet. Mehr als 20 Jahre später ist es ungewiss, ob es eine Möglichkeit für sie gibt, nach Deutschland zurückzukehren.
Kurzkritik Filmdienst:
Dokumentarfilm über vier in Deutschland aufgewachsene Call-Center-Agenten, die für wenig Geld in Istanbul für deutsche Firmen arbeiten. Eine von ihnen hat sich freiwillig für die Türkei als Wahlheimat entschieden, zwei wurden als Jugendliche von ihren Eltern mit "zurück" genommen, einer wurde abgeschoben. Der Film porträtiert Menschen, die in ihrer "Heimat" nicht angekommen sind, sich ein "Ersatz-Deutschland" aufgebaut haben oder weiterhin auf die Rückkehr nach Deutschland hoffen. Ein berührender und spannender Einblick in eine "Parallelgesellschaft" mitten in der türkischen Metropole. - Ab 16.