Hinter diesen Mauern

Donnerstag, 01. August 2013 - 19:30

Eintritt: kostenlos

Burjes, Jule und Kieffner, Heike
BRD 1996, 70 Minuten
Filmsprache: Deutsch

Jule Buerjes, geb. 1962 in Oldenburg, lebt und arbeitet in Köln und Heike Kleffner: Als wir mit den Planungen zu dem Film "Hinter diesen Mauern - Mumia Abu Jamal und der lange Kampf um Freiheit" begannen, hatte Mumia gerade eine sehr intensive und bedrohliche Zeit hinter sich: Im Sommer 1995 war er aus dem Gefängnis SCI Huntingdon, in dem er die ersten 14 Jahre seiner Haftzeit mit wenigen Unterbrechungen verbracht hatte, in den Todestrakt des Hochsicherheitsgefängnisses SCI Greene verlegt worden - und musste sich erst einmal an die dort herrschenden strikteren Bedingungen gewöhnen. Und, viel gravierender, am 1. Juni 1995 unterzeichnete der damalige Gouverneur Pennsylvanias, Thomas Ridge, einen Vollstreckungsbefehl für Mumias Hinrichtung. Als Datum setze er den 17. August 1995 an. Darauf folgte eine bis dato beispiellose Welle internationaler Solidarität für Mumia, aber eben auch die sehr konkrete Angst um sein Leben, sowie wenig später eine gerichtliche Anhörung in Philadelphia in Mumias Beisein im Juli und August 1995, in deren Verlauf die Hinrichtung am 17. August ausgesetzt wurde. Ich hatte Mumia 1992 das erste Mal besucht und dann in unregelmäßigen Abständen als Journalistin über seine Situation im Todestrakt sowie über die gerichtliche Anhörung in Philadelphia berichtet. Während der Mobilisierung in jenem Sommer 1995 stand immer wieder die Frage im Raum, ob es nicht möglich wäre, einen Film über Mumia zu drehen: um seine Person und seinen Kampf gegen die Todesstrafe - auch für alle anderen Todeskandidaten - international hör- und sichtbarer zu machen. In dem Film sollte aber auch Platz für die komplexen Hintergründe des Falls sein - deshalb entschieden wir uns auch dafür, neben Mumia und seinem damaligen Rechtsanwalt Len Weinlass, Mumias Schwester, Pam Africa und anderen UnterstützerInnen auch die damalige Generalstaatsanwältin von Pennsylvania sowie einen Sprecher der Polizeigewerkschaft FOP zu Wort kommen zu lassen - weil wir es den ZuschauerInnen überlassen wollten, sich selbst ein Urteil zu bilden. Nachdem Mumia seine Einwilligung gegeben hatte, dauerte es Monate, bis wir schließlich kurzfristig auch die Dreherlaubnis der Gefängnisleitung im SCI Greene erhielten und sich KAOSFilm und Peter Kleinert aus Köln fanden, die den Film vorfinanzierten. Bei den wenigen Stunden der direkten Dreharbeiten mit Mumia im Todestrakt von SCI Greene gab es immer wieder Momente, wo die Wand aus Sicherheitsglas, die Mumia und uns als "Team from Germany" trennen sollte, zu schmelzen schien: durch Mumias Präsenz, aber auch seine große Professionalität im Umgang mit Kamera und Mikrofon trotz aller Barrieren. Schließlich konnten wir aus insgesamt 30 Stunden Ton- und Bildmaterial im Sommer 1996 einen 67-minütigen Film präsentieren, der seitdem auf unzähligen Veranstaltungen und Festivals und im Jahr 2000 auch auf 3sat gezeigt wurde. - Damit hat er sein Ziel sicherlich erreicht: Mumia eine Stimme und Präsenz zu geben und den ZuschauerInnen einen winzigen Einblick hinter die inzwischen für Kameras nicht mehr zugänglichen Mauern des Todestraktes SCI Greene zu gewähren. Seit den Dreharbeiten zu "Hinter diesen Mauern" sind knapp 15 Jahre vergangen - Mumia ist immer noch im Todestrakt und braucht unsere Solidarität mehr denn je, damit am Ende seines langen Kampfes tatsächlich die Freiheit steht.


In Kooperation mit dem Rosa Luxemburg Club Celle