"EU / Griechenland – Autoritäre Krisenpolitik und demokratischer Widerstand"

Mittwoch, 20. Mai 2015 - 19:30

Eintritt: frei
Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Club Celle
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Vortrag und Diskussion mit Dr. Gregor Kritidis (Hannover)

Die bisherigen sogenannten Rettungsmaßnahmen der Troika haben Griechenland nicht gerettet, sondern tiefer in die Katastrophe gestürzt: noch höhere Staatsverschuldung, noch größerer Rückgang der wirtschaftlichen Tätigkeit, noch größere Arbeitslosigkeit und tiefere Armut. Die Rettung galt vor allem deutschen und französischen Banken. Das von der Troika so zugerichtete Griechenland kann seine Schulden niemals zurückzahlen. Diese zerstörerische Logik wird nicht dadurch gewendet, dass Griechenland noch weiter stranguliert wird.
An Griechenland wird ein Exempel statuiert und prototypisch die Verschärfung der neoliberalen Krisenpolitik erprobt. Seit den Kreditverträgen vom Mai 2010 zwischen Griechenland, der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds stehen alle zentralen Entscheidungen des griechischen Parlaments unter dem Vorbehalt der Gläubiger, d.h. der »Troika« und der so genannten Task-Force, deren staatsrechtliche Legitimation mehr als zweifelhaft ist. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" spricht von einer »eingeschränkten Demokratie«. Die von Brüssel verordnete Schock-Therapie verschärft die ökonomische und soziale Krise. Die Anfang des Jahres gewählte Syriza-Regierung versucht, den demokratischen Ausnahmezustand aufzuheben und die soziale Krise einzudämmen. Erkämpft werden muss dies gegen Brüssel und vor allem Berlin.

Gregor Kritidis hat in seinem im vergangenen Jahr erschienenen Buch „Griechenland – auf dem Weg in den Maßnahmestaat?“ die offiziösen Legenden rund um die „Griechenland-Rettung“ widerlegt und die Gründe aufgezeigt, die Griechenland zu einem Testfeld für die Erprobung einer Krisenpolitik werden lässt, die historisch erreichten sozialen und demokratischen Standards in atemberaubenden Tempo zu demontieren. Gleichzeitig beschäftigt Kritidis sich mit der Widerstandsbewegung gegen die Zerstörung der Demokratie und beschreibt die aktuelle Lage als ein Laboratorium für neue politische und gesellschaftliche Aktions- und Organisationsformen.

Dr. Gregor Kritidis (Jg. 1971) ist Sozialwissenschaftler, er studierte in Athen und Hannover und arbeitet zur Zeit in Hannover in der Erwachsenenbildung; er ist ferner Sekretär der Loccumer Initiative Kritischer Wissenschaftler und Mitherausgeber des Internetmagazins www.sopos.org. Im Offizin-Verlag erschien im vergangenen Jahr sein Buch „Griechenland – auf dem Weg in den Maßnahmestaat? Autoritäre Krisenpolitik und demokratischer Widerstand“.