Wie schreibt man Liebe?

Freitag, 02. Januar 2015 - 20:30

Eintritt: 5,00 €

USA 2014
Kinostart: 13. November 2014
Kinostart:  106 Minuten
FSK: ab 0; f

Regie/Buch:  Marc Lawrence    
Kamera:  Jonathan Brown    
Musik:  Clyde Lawrence    
Schnitt:  Ken Eluto    

Darsteller:   Hugh Grant (Keith Michaels), Marisa Tomei (Holly Carpenter), Allison Janney (Prof. Mary Weldon), J.K. Simmons (Dr. Harold Lerner), Chris Elliott (Prof. Jim Harper), Bella Heathcote (Karen), Veanne Cox (Cara), Lily Wen (Judy), Olivia Luccardi (Chloe), Emily Morden (Andrea), Andrew Keenan-Bolger (Billy), Steven Kaplan (Clem), Aja Naomi King (Rosa), Annie Qian (Sara), Nicole Patrick (Jessica), Maggoie Geha (Flo), Caroline Aaron (Ellen)

Kurzkritik Filmdienst

Ein arroganter Hollywood-Autor nimmt aus Geldnot einen Dozenten-Job in einem College-Nest an und hofft, mit minimalem Arbeitsaufwand über die Runde zu kommen. Doch die Begegnung mit einer alleinerziehenden Mutter zwingt ihn, seine Lebensmaximen zu überdenken. Solide romantische Liebeskomödie, die stimmig dem Thema „Midlife Crisis“ nachgeht und fragt, ob man im vorgerückten Alter eine zweite Chance erhält. Bei aller Vorhersehbarkeit lebt sie von liebevoll gezeichneten Charakteren und guten Darstellern. - Ab 14.

 

Trailer:

ausführliche Kritik Filmdienst

Ein selbstverliebter Schnösel und Womanizer, der vom Ruhm vergangener Tage zehrt und meint, für nichts außer sich selbst Verantwortung übernehmen zu müssen. Der aber, versteckt unter einer arroganten Fassade, das Herz am rechten Fleck trägt und von der wahren Liebe gerettet wird. Wer könnte das besser spielen als Hugh Grant? In Filmen wie „About a boy“ „Ein Chef zum Verlieben“ , „Mitten ins Herz“  oder „Bridget Jones“ war dies stets der Part des britische Schauspieler. Allein durch seine Besetzung weiß man vorher schon, was man bekommt: (fast immer) eine solide romantische Komödie, mit Witz und Herz. In „Wie schreibt man Liebe?“ entdeckt man überdies, dass Grant sich schauspielerisch ausdifferenziert hat, dass er zurückhaltender und präziser spielt und nicht mehr allein auf die Hundeblick-Masche setzt.
Diesmal ist er Keith Michaels, ein Drehbuchautor aus Hollywood, dessen großer (und einziger) Hit 15 Jahre zurück liegt. Aus purer Geldnot nimmt er einen Job als Collegedozent an. In Binghamton, einem verschlafenen, wolkenverhangenen Ort im Staate New York. Hier gelten seine „Oscar“-Meriten noch etwas, hier soll er einen Drehbuchkurs unterrichten. Doch schon vor der ersten Stunde landet er mit der Studentin Karen im Bett; die Teilnehmerinnen wählt er nach dem Äußeren aus, und die erste Kurseinheit ist nach fünf Minuten beendet. Michaels will das Jahr in Binghamton nutzen, um sich auf sein neues Drehbuch zu konzentrieren. Doch dann funkt ihm Holly dazwischen, eine alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern, die neben ihrem Kellnerinnen- und ihrem Verkäuferinnenjob auch noch studiert. Holly ist ein sonniges Working Girl, das sich seinen Optimismus jeden Tag neu erkämpft – für Marisa Tomei die perfekte Rolle. Sie bringt Michaels den Glauben ans Unterrichten bei, sie zeigt ihm, was wirklich zählt – und in welche Richtung sich sein eigener „dritter Akt“, der nächste Abschnitt seines Lebens, bewegen könnte.
Alles altbekannte RomCom-Strukturen, charmant gespielt und erzählt. Und um den Subtext der zweiten Chance erweitert, der so schön zur Altersklasse der 40-Somethings passt, in der diese Komödie trotz des College-Umfeldes spielt. Die typische Frage in der Mitte des Lebens, ob man dieses noch einmal in eine andere Richtung lenken kann und wenn ja, wohin, grundiert diese romantische Komödie stimmig, ohne aufdringlich zu sein.
Natürlich gehören zu einer solchen Komödie auch Sidekicks: Michaels’ Kollegium, bestehend aus dem von J.K. Simmons nah am Wasser gebauten College-Direktor, Chris Elliott als nerdigem Kollegen und Allison Janney als strenger Jane-Austen-Expertin, die der schulischen Ethikkommission vorsteht und sich zur Gegenspielerin entwickelt. Auch die jungen Darsteller überzeugen, Bella Heathcote als Karen oder etwa Emily Morden als deren naive Kommilitonin Andrea. Sie alle werden mit wenigen Strichen, aber effektiv und liebevoll gezeichnet, ähnlich wie die (reale) Universitätsstadt Binghamton, über der am Ende endlich auch die Sonne strahlt.
Regisseur und Drehbuchautor Marc Lawrence legt mit diesem im Original mal wieder sehr viel passender betitelten Film („The Rewrite“, also „Die Neufassung“) eine runde Sache vor, der man höchstens vorwerfen könnte, etwas sehr aufgeräumt und harmlos daherzukommen und auch visuell nicht viel zu bieten. Alles nicht sonderlich tiefschürfend, aber durchaus gelungene Komödienkost. Wie gesagt: Man weiß, was man kriegt. Und das ist ja gar nicht so wenig.
Katharina Zeckau, FILMDIENST 2014/24