Im Westen nichts Neues (1930)

Dienstag, 20. Januar 2015 - 19:30
Kategorien: Filmklassiker
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Die Bühnenfassung des Romans "Im Westen nichts Neues" des deutschen Schriftstellers Erich Maria Remarque hat am Donnerstag, den 22. Januar, Premiere im Schlosstheater. Gespielt wird unweit vom Kino achteinhalb in der Halle 19. Wir nehmen dies zum Anlass, die legendäre Erstverfilmung des Romans zu zeigen.

Eintritt frei

USA 1930 (ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT)
Deutsche Erstaufführung am 4.12.1930 im Berliner Mozartsaal am Nollendorfplatz

133 Minuten
FSK: 12; f
FBW: Prädikat wertvoll (nur wertvoll - lächerlich und typisch für die Zeit)

Produktion: Carl Laemmle jr.    
Regie: Lewis Milestone    
Buch: Del Andrews, Maxwell Anderson, George Abbott, Lewis Milestone (ungenannt)    
Vorlage: Erich Maria Remarque (Roman)    
Kamera: Arthur Edeson, Karl Freund (ungenannt)    
Musik: David Broekman    
Schnitt: Edgar Adams, Milton Carruth   

Darsteller: Lew Ayres (Paul Bäumler), Louis Wolheim (Katczinsky), John Wray (Himmelstoss), Slim Summerville (Tjaden), Russell Gleason (Müller), William Bakewell (Albert), Scott Kolk (Leer), Ben Alexander (Kemmerich), Harold Goodwin (Detering), Beryl Mercer (Pauls Mutter), Raymond Griffith (Gérard Duval), Edmund Breese (Herr Meyer), Edwin Maxwell (Herr Bäumer), Fred Zinnemann, Robert Parrish    

Auszeichnungen:
Carl Laemmle jr., Oscar 1930, Bester Film
Lewis Milestone, Oscar 1930, Beste Regie

WIKIPEDIA

Kurzkritik Filmdienst

Das Schicksal des jungen Paul Bäumler und dessen Verstrickung in das Grauen des Kriegs: seine Konflikte, Skrupel und Ängste und schließlich sein banaler Tod auf dem Schlachtfeld kurz vor Kriegsende. Dazwischen Heimatszenen im Kontrast zu Trommelfeuer und blutigen Schlachten. Der wohl bedeutendste und ehrlichste Antikriegsfilm der USA - eine realistische Abrechnung mit dem Ersten Weltkrieg. In Deutschland zu seiner Zeit von nationalen und faschistischen Kreisen verunglimpft, zensiert und verstümmelt, wurde der Film zunächst 1983/84 vom ZDF nach der Urfassung rekonstruiert und neu synchronisiert. Eine zusätzlich um weitere Teile (im O.m.d.U.) 1995 vom WDR ergänzte Fassung bietet die bis heute letztgültige Rekonstruktion des Films. - Sehenswert.


Die Bücher Erich Maria Remarque wurden in Deutschland als „schädliches und unerwünschtes Schrifttum“ verboten und 1933 öffentlich verbrannt.
Wikipedia:
Auf Antrag der Landesregierungen Thüringens, Braunschweigs, Sachsens, Bayerns und Württembergs verbot die Oberste Filmprüfstelle unter der Leitung von Ernst Seeger am 11. Dezember die Vorführung des Films im Deutschen Reich wegen der von ihm ausgehenden „Gefährdung des deutschen Ansehens in der Welt“ und der „Herabsetzung der deutschen Reichswehr“. Der Film habe eine „ungehemmte pazifistische Tendenz“, und „wenn eine derartige Darstellung auf die Menschen treffe, könne bei der heutigen seelischen Not nicht ausbleiben, daß Explosionen entstünden.“
Dieses Verbot stieß auf heftige Proteste. Namentlich Carl von Ossietzky, Carl Zuckmayer, Heinrich Mann, Herbert Ihering und Käthe Kollwitz setzten sich für den Film ein. Erst nach einer Novellierung des Lichtspielgesetzes (Lex Remarque), die am 31. März 1931 in Kraft getreten war, wurde der Film am 8. Juni 1931 „für bestimmte Personenkreise und in geschlossenen Veranstaltungen“ wieder freigegeben. Am 2. September 1931 erfolgte die allgemeine Wiederzulassung des Films in einer nochmals gekürzten Fassung. Die Produktionsfirma musste sich überdies verpflichten, „zukünftig auch im Ausland nur noch diese von den deutschen Zensurbehörden genehmigte Fassung zu zeigen“. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Film endgültig verboten.
Entscheidung der Filmoberprüfstelle vom 11. Dezember 1930 gegen die Zulassung und vom 8. Juni 1931 für die Wiederzulassung des Filmes unter besonderen Auflagen 

 

Ungekürzt (30 Minuten) auf Youtube zu sehen, die großartige Dokumentation:
Geschundenes Zelluloid "Im Westen nichts Neues" (ARTE)

Arte:
Der in Hollywood produzierte Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" aus dem Jahr 1930 ist eines der großen Werke der Filmgeschichte. Doch wie kaum ein anderer Kinoklassiker wurde er geächtet, gekürzt, zensiert, in Bild und Ton verändert
und verboten. Die Dokumentation beschäftigt sich mit dem wechselvollen Schicksal und insbesondere der Zensurgeschichte des Filmklassikers.
Der Film „Im Westen nichts Neues“ aus dem Jahr 1930 ist eines der großen Werke der Filmgeschichte. Basierend auf Erich Maria Remarques Roman schildert er die Grauen des Ersten Weltkriegs aus der Sicht des jungen Soldaten Paul Bäumer. Doch wie kaum ein anderer Kinoklassiker wurde der Antikriegsfilm immer wieder in Bild und Ton verändert oder ganz verboten. Mit Hilfe von Filmszenen, Archivmaterialien, Dokumenten und Aussagen von Zeitzeugen beleuchtet der Filmwissenschaftler Hans Beller in seiner Dokumentation die Entstehungsgeschichte des Films vor dem politisch-historischen Umfeld und sein Schicksal in einzelnen Ländern.

So berichtet der damals noch nicht volljährige Hauptdarsteller Lew Ayres von den Dreharbeiten zur ersten Großproduktion mit herausforderndem Zeitthema in Hollywood, die Carl Laemmles Universal Pictures Corporation von der einfachen Familienunterhaltung wegführen sollte. Die Deutsche Universal bemühte sich, den mit dem Oscar preisgekrönten Erfolg durch eigene Schnitte vor den Angriffen der Militärs, der Deutschnationalen und schließlich der Nationalsozialisten zu bewahren.
Vergeblich, denn nach der begeistert aufgenommenen deutschen Premiere am 4. Dezember 1930 im Berliner Mozartsaal tobte anderntags Gauleiter Joseph Goebbels mit seinen SA-Horden vor und im Lichtspielhaus, um so das Verbot des Antikriegsfilms zu erreichen. Freiwillige oder auch vom Zensor auferlegte Schnitte im Originalnegativ ließen den Film weltweit in immer neuen Fassungen erscheinen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs forderte 1939 seinen Tribut in Form einer in Bild und Ton aktualisierten Version für das US-Publikum.
Zur Zeit des Koreakrieges veränderte man die pazifistische Tendenz durch Synchronisation; es entstand ein reiner Kriegsfilm. Und im Nachkriegsdeutschland sollten Schleiferszenen nach Meinung der Alliierten ebenso wenig vorgeführt werden wie die siebenminütige Kernsequenz des Films, die Tötung eines französischen Soldaten durch Paul Bäumer; eine Fassung, die noch bis in die späten 80er Jahre im Verleih war.