Menschliches Versagen (Eintritt frei)

  Donnerstag, 24. August 2023 - 19:00 bis - 20:50

 

In Kooperation mit der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle e.V.

Am Vorabend:
Warum ist „Arisierung“ nach mehr als 70 Jahren (erst/noch immer) ein Thema?
Ort: Synagoge Celle, Im Kreise 24
Zeit: Mittwoch, der 23. August 2023, um 19.00 Uhr
Referent: Armin H. Flesch, Journalist
Homepage von Armin H. Flesch

Im Unterschied zu den Vernichtungslagern, zu Opfern, Tätern und Organisatoren des Mords an den europäischen Juden, über die es seit 1945 eine gewaltige Zahl an Publikationen gibt, spielte das Thema „Arisierung“ bis zum Jahr 2000 praktisch keine Rolle. Aus der Zeit davor, in einer Zeit also, als sich noch sehr viele Akteure und Nutznießer der Arisierung am Leben und im Genuss ihrer Beute befanden, gibt es nur wenige Veröffentlichungen zum Thema.

Arisierung ist ein Aspekt des NS und des Holocaust, dessen Konsequenzen in Gestalt veränderter Besitzverhältnisse bis heute bestehen. Arisierung geschah nicht irgendwo weit weg, sondern vor und hinter der eigenen Haustür. Es waren daran keineswegs nur Partei, SS und SA beteiligt, sondern ein breiter Querschnitt der gesamten deutschen Gesellschaft. Alles war durch „Recht“ und Gesetz geregelt, eine Strafe, wie sie Dieben und Hehlern üblicherweise droht, nicht zu fürchten. Sich mit der Arisierung zu befassen bedeutet, sich mit der Beteiligung der „ganz normalen Deutschen“ am Holocaust auseinanderzusetzen, mit der eigenen Stadt, Familie – mit sich selbst. Arisierungs-Recherche ist ein Blick in den Spiegel: Wie weit sind meine Großeltern gegangen – wie weit würde ich gehen? Woher stammt eigentlich mein ererbter Besitz?

Am Anfang von Armin H. Fleschs Beschäftigung mit Arisierung stand ein 1935 arisiertes Frankfurter Unternehmen. 2013 hatten dessen heutige Eigentümer behauptet, ihre Firma blicke auf eine „fast 100 jährige Familientradition“ zurück. Die Suche nach alten Unterlagen führte den Frankfurter Journalisten zu weiteren, teils spektakulären Fällen wie jenem der heutigen Unternehmenszentrale eines großen mittelständischen Spezialchemie-Herstellers in Lahnstein am Rhein. Archivrecherchen in bislang 16 in- und 7 ausländischen Archiven sowie zahlreiche Interviews mit Nachkommen von Tätern und Opfern lösten eine Beschäftigung mit dem Thema Arisierung aus, die bis heute fortdauert.
(offizieller Text des Veranstalters)


Eintritt: frei

Deutschland 2008
Erstaufführung: 3. November 2008 
Dreharbeiten: 02.03.2007 - 10.10.2007: München, Deutschland, Israel, USA

90 Minuten
FSK: ab 6; f, – empfohlen ab 16

Regie/Produktion: Michael Verhoeven
Drehbuch: Michael Verhoeven und Luise Lindermair 
Kamera: Britta Becker und Matthias Boch 
Musik: Sami Hammi
Schnitt: Gabriele Kröber 

alle Daten zum Film auf Filmportal.de 

Das Ende des Holocausts, die systematische Auslöschung Unschuldiger und der Genozid an Millionen von Menschen in all seinen schrecklichen Facetten ist fast lückenlos dokumentiert. Weniger bekannt dagegen ist, wie es überhaupt zum schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte kommen konnte. In seiner Dokumentation zeichnet der vielfach prämierte Regisseur Michael Verhoeven ("Die weiße Rose") daher nicht nur den Weg der Juden in den drohenden Untergang nach, sondern er stellt auch die Frage, wie und in welchem Ausmaß die Bevölkerung zum Profiteur der Arisierung werden konnte.

Im Anschluss findet ein Podiumsgespräch mit den Arisierungsexperten Prof. Dr. Wolfgang Dreßen und Armin H. Flesch statt.


Aufführungen des Films bei folgenden Veranstaltern:
WDR  
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg 
Filmmuseum Potsdam  
Holocaust Denkmal Berlin  
Gegen Vergessen für Demokratie e.V.