Brot (Die Kinogäste werden bewirtet mit Brot der Celler Backmanufaktur Muca)

  Dienstag, 22. November 2022 - 19:30 bis - 21:15

 

Im Film sagt der französische Bäcker Christophe Vasseur "Das Problem am modernen Leben ist, dass wir die Zeit als unseren Feind sehen. Die Zeit ist ein Verbündeter, der respektiert werden muss."
Dementsprechend gehen seine Sauerteige im Unterschied zu den industriellen Teiglingen 24 oder gar 48 Stunden.
Die Celler Backmanufaktur Muca behandelt ihre Teige ebenso - sie gehen 24 Stunden oder wie das "Grand Sylter" gar 48 Stunden.
Einer der Gründe, warum Tim Mälzer in seiner Hamburger Bullerei oder Cornelia Poletto in ihrem Hamburger Restaurant das Brot von Muca kredenzen oder das Bundespräsidialamt in Berlin bei Empfängen Brot von Muca reicht.
Wir haben die Brüder Genti und Roberto Muca gefragt, ob sie unsere Kinogäste heute Abend zu ihrem Brot einladen mögen, die Antwort lautete; "Ja, sehr gerne."
Also, sich heute vor dem Kinobesuch bitte nicht völlig satt essen, damit noch Appetit auf Brot mit Olivenöl im achteinhalb bleibt.

Eintritt: frei

Österreich/Deutschland 2020
Kinostart: 25. Juni 2020
94 Minuten
FSK: ab 12; f
Regie/Drehbuch: Harald Friedl  
 
Filmwebseite des Regisseurs
alle Daten zum Film auf Filmportal.de  

Kritiken: 
Kritik von Juliane Liebert für die Süddeutsche Zeitung
Kritik von Bert Rebhandl für den Wiener Standard
Kritik von Jakob Pontius für die Zeit
Kritik von Ulrich Sonnenschein für EPD-Film
Kritik von Silvia Hallensleben für den Filmdienst 
Kritik von Michael Meyns für Programmkino.de


Trailer (158 Sekunden):    

   


ausführliche Kritik von Esther Buss für den Filmdienst
Dokumentarfilm über die Herstellung von Brot als Handwerkskunst oder Industrieprodukt. 
„Das ist unsere Urmutter“, erklärt ein junger Bäcker und zeigt auf einen Teigklumpen in einem weißen Plastikeimer. Seit 20 Jahren macht der Familienbetrieb der Familie Öfferl im niederösterreichischen Gaubitsch daraus seinen Sauerteig. Nachdem die Bäckerei durch die Konkurrenz der billigen Supermarktbrote zeitweilig am Rande des Ruins stand, stellte sie auf handwerkliches Backen und biologische Zutaten aus der Region um. Wenn sie von ihrem Brot sprechen, kommen die Öfferls fast schon in den Bereich der Magie: Es sei doch ein Wunder, wie aus einem Klumpen Teig im Ofen etwas entstehe, das so „geil“ schmecke.

In der Großbäckerei Harry-Brot purzeln derweil 32 000 Brötchen in der Stunde aus dem Backofen, um auf unendlichen Backstraßen weiterzufahren. Der Geschäftsführer Hans-Jochen Holthausen, Spross einer Familiendynastie, steht mit weiß bekittelten Kollegen vor einer gigantischen Fließbandmaschine und lobt das „schöne Produkt“. Er spricht von Spitzentechnologie, Brotmoden, Volumen und Leistung, nennt Umsatzzahlen in Milliardenhöhe: „Wir waren „first-mover“ bei Sandwiches, ‚first-mover’ bei Produkten zu Fertigback“. Holthausen gilt als Erfinder des „Prebake“-Systems, das die Backwelt komplett umgemodelt hat.

Brot-Möbel für Salvador Dalí

Der oberösterreichische Filmemacher Harald Friedl hat Filme über Glück, Afrika und Wilderer gemacht. Hier widmet er sich einem „essentiellen Bestandteil unserer Ernährung“, wie es die Enkeltochter der Pariser Traditionsbäckerei Poilâne nennt. Ihr Vater Lionel gehörte zu den berühmtesten Bäckern der Welt und kreierte für Salvador Dalí sogar eigens Möbel aus Brot. Der Betrieb backt bis heute in uralten Holzöfen, wie man sie auch auf historischen Darstellungen findet.

Friedl streift die sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Bedingungen von Brot. Er sucht einen Biobauern auf, der für die Grünen im EU-Parlament sitzt, und eine Professorin für Umwelttoxologie, die über die gesundheitlichen Folgen industrieller Backwaren forscht.

Handwerk versus Massenproduktion

Der Film aktiviert dabei vor allem die Dialektik von Bäckereihandwerk und Massenproduktion – auch in der kontrastierenden Montage. Tatsächlich ist die Kluft der beiden Bereiche in den letzten Jahren immer größer geworden. Auf der einen Seite arbeiten die großen Unternehmen mit immer ausgefeilterer Technologie – Enzyme, Backmischungen, Aromaprofile, Maschinen – an kostengünstigen Imitaten, auf der anderen Seite besinnen sich kleine Traditionsbäckereien, aber auch neue kleine Betriebe auf das traditionelle Handwerk.

Christophe Vasseur, Betreiber einer Biobäckerei in Paris, spricht vom Backen als einem Prozess, der den Einsatz aller Sinne erfordere. Die Großbäckereien würden das Mehl wie Waschmittel in die Kübel kippen. Dabei werde der wichtigste Aspekt außer Acht gelassen. „Den Teig beobachten! Er ist etwas Lebendiges, Fragiles“. Im belgischen Konzern Puratos Group, der hoch technologische Backmittel produziert und 53 Fabriken weltweit unterhält, herrscht dagegen die Aura eines Science-Fiction-Films. Das Unternehmen arbeitet nicht nur an der Reproduktion der „Seele“ eines handwerklichen Brotes, wie es ein PR-Mitarbeiter einmal nennt. Das aktuellste Projekt befasst sich mit der Entwicklung eines Brots, das die Menschen in den Kolonien auf dem Mars essen können.

Brot & soziale Klasse

„Brot“ hat durchaus seine „Food-Porn“-Momente. Immer wieder gibt es Blicke in Teigschüsseln und Trichter von Knetmaschinen, auf Hände, die auf bemehlten Oberflächen Teig schlagen und kneten – oder ihn wie ein Lebewesen berühren. Man freut sich auch, wenn das knusprige Brot aus dem Ofen kommt und dem „Gesang“ der Kruste gelauscht wird. Eher unausgesprochen steht im Raum, dass die Wahl eines hochwertigen Brots letztlich an den Klassenschranken scheitert.