Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm
Eintritt: 5,00 €
Originaltitel: A SHAUN THE SHEEP MOVIE - FARMAGEDDON
Großbritannien 2019
Kinostart: 26. September 2019
87 Minuten
FSK: ab 0; f
Regie: Will Becher · Richard Phelan
Drehbuch: Jon Brown · Mark Burton
Kamera: Charles Copping
Musik: Tom Howe
Schnitt: Sim Evan-Jones
Kritiken:
Kritik von Karsten Munt im Filmdienst (4 von 5 Sternen)
Kritik von Peter Osteried auf Programmkino.de (Gilde deutscher Filmkunsttheater)
Trailer (125 Sekunden):
ausführliche Kritik Filmdienst
Zweites Kinoabenteuer von Shaun dem Schaf, in dem die aufgeweckte Titelfigur, ihre pelzigen Artgenossen und Hütehund Bitzer sich um ein Alien-Mädchen kümmern und ihm bei der Rückkehr nach Hause helfen.
Die Mossy Bottom Farm ist ein überaus fruchtbarer Ort. Seit nunmehr 14 Jahren gedeihen hier die Ideen von „Shaun das Schaf“-Schöpfer Nick Park. Kindgerechte, einfache und doch hochkomplex gestaltete Geschichten, die aus Drahtgestellen, Silikon, Knetmasse, einem begeisterten Blick auf die Filmgeschichte und viel Liebe zum Detail geformt werden.
So hält auch die neueste „Shaun das Schaf“-Verfilmung direkt in den ersten Minuten ein gutes Beispiel für den geradezu klassischen Sketchaufbau der Reihe parat. Hütehund Bitzer treibt die Schafsherde nach Sonnenuntergang zusammen, um sie im Stall einzuschließen. Da ohnehin keines der Schafe schlafen möchte und ihre Abendmahlzeit, ein farbloser Futtersack, mehr als dürftig aussieht, planen Shaun und die anderen Pelzträger schnell ein alternatives Abendessen. Ein kleines Team bricht aus und bestellt kurzerhand per Telefon eine Ladung Pizzen, die in Menschenverkleidung entgegengenommen wird. Als der pflichtbewusste Hund wittert, dass etwas faul ist, mobilisiert er nochmal alle Kräfte, um den Plan zu durchkreuzen.
Was in wenigen Sätzen mehr als ausreichend beschrieben ist, ließe sich selbst auf mehreren Seiten kaum in all seiner Finesse, seinem Anspielungsreichtum und seinem Charme wiedergeben.
Feuerwerk aus Details und Filmzitaten
Wie für die Produktionen von Aardman-Animations typisch, ist „Shaun das Schaf 2: UFO-Alarm“ ein wahres Feuerwerk aus Details und Filmzitaten. Klassiker wie Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ oder Kubricks „2001“ werden freigiebig zitiert und parodiert und selbst in den unscheinbarsten, kaum länger als ein paar Frames sichtbaren Requisiten verbergen sich noch Zitate. Etwa in einem Fettabdruck, den die von Shaun bestellte Pizza auf dem Karton hinterlässt, der exakt die gleiche Kreisform bildet, mit denen die Aliens in Denis Villeneuves „Arrival“ kommunizieren.
Jedes Einzelstück des aus Knete geschaffenen Szenenbilds ist Teil eines in geradezu verschwenderischer Manier auf die Leinwand gebrachten Ideenreichtums. So dienen die Süßigkeiten des lokalen Supermarkts nicht nur der Farbdramaturgie einer kindgerechten Drogenrausch-Sequenz, sondern führen zudem noch zu einer wahnwitzigen Kettenreaktion, die den gesamten Supermarkt, den Straßenverkehr und den lokalen Ming-Vasen-Laden in mehreren Dutzend Einzelschritten komplett auf den Kopf stellt.
Hilfe für ein kleines Alien
Die Versatzstücke des Films werden von einer Variante des „E.T.“-Plots zusammengehalten. Ein kleines Alien namens LU-LA stürzt nahe der Mossy Bottom Farm ab. Vom Pizza-Geruch angelockt, findet LU-LA ihren Weg vom Ufo bis in den Schafstall, wo Shaun und seine Freunde gerade von Bitzer um ihre Pizzamahlzeit gebracht wurden. Dass LU-LA ein Alien ist, macht den so gutmütigen wie weltoffenen Schafen ebenso wenig aus wie dem pflichtbewussten Hütehund. Schafgemeinschaft und Aufpasser verbünden sich, um dem kleinen Alien auf dem Weg nach Hause zu helfen.
Der Ton ist dabei stets so heiter, wie er solidarisch ist. Jeder der detailverliebten Sketche, die sich lückenlos bis zur Spielfilmlänge zusammenfügen, enthält den so exzentrischen wie universellen Charakter der Aardman-Studios. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Animationsstudios zeichnen sich die Aardman-Filme nicht primär durch ihre im Hintergrund ausgebreiteten Erwachsenen-Parallelwelten aus. Deren metaphorische Vieldeutigkeit, humoristisches Subversionspotenzial und weite Themenkomplexe wie Freundschaft und Solidarität (sprich: ihre großen Stärken) sind freilich im Übermaß zu finden, doch ist es vor allem die kindliche Perspektive, die der „Shaun das Schaf“-Reihe ihren Charme verleiht. Das heißt nicht nur, dass Sprache reines Gebrabbel ist, das selten konkrete Wörter hervorbringt, aber immer eindeutig zu verstehen ist oder dass Brokkoli in etwa so gut schmeckt wie eine außerirdische Schnecke, die ein ebenso außerirdischer Automat den Schafen als Delikatesse vorschlägt.
Eine vor Vitalität übersprudelnde Welt
Es ist die Fähigkeit der Filmemacher, den Blick des Zuschauers dort hin zu lenken, wo auch ein Kind hinsieht, die „UFO-Alarm“ auszeichnet. Mit der gleichen Fantasie, mit der einfache Holzblöcke im Kinderzimmer zum Leben erweckt werden, wird in den Händen der Aardman-Animatoren Knete zu einer vor Vitalität übersprudelnden Welt geformt.
Eine Kritik von Karsten Munt