Am Hang

Freitag, 21. März 2014 - 20:30

Eintritt: 5,00 €

Schweiz/Deutschland, 2013
Kinostart: 28. November 2013
95 Minuten
FSK: ab 12; f
Produktion: Brigitte Hofer, Cornelia Seitler, Oliver Stoltz    
Regie: Markus Imboden  (u.a. Der Verdingbub)
Buch: Klaus Richter, Martin Gypkens, Markus Imboden    
Vorlage: Markus Werner (Roman "Am Hang")    
Kamera: Rainer Klausmann    
Musik: Ben Jeger    
Schnitt: Ueli Christen    

Darsteller: Henry Hübchen (Felix), Martina Gedeck (Valerie/Bettina), Max Simonischek (Thomas), Sophie Hutter (Eva Nirak), Ernst C. Sigrist (Neurologe), Martin Hug (Hotelboy), Regula Imboden (Richterin), Roland Bonjour (Klavierstimmer), Adrian Mocka (Kellner), Davide Rotondo (Rezeptionist)

Arsenal Scope CS

FILMHOMEPAGE, WIKIPEDIA,  alle Daten zum Film auf FilmportalProgrammkino.de
Pressespiegel
  

Kurzkritik Filmdienst

Ein älterer und ein jüngerer Mann unterhalten sich über die Liebe und erinnern sich an die Beziehung zu einer Frau, die sich im Lauf des Gesprächs als ein und dieselbe herausstellt. Die gut besetzte und überzeugend gespielte Romanverfilmung weicht an entscheidender Stelle von der Vorlage ab und bevorzugt eine überraschende Wendung, mit der sie sich überzeugend von der Vorlage emanzipiert. - Ab 14.

ausführliche Kritik Filmdienst

Die schöne Aussicht auf den See und das Kurhotel ist, ein bisschen überspitzt formuliert, vielleicht das einzig Filmische an Markus Werners Bestseller „Am Hang“, der im wesentlichen dem Dialog zweier unterschiedlicher Männer folgt, die sich über die Liebe im Allgemeinen und jeweils eine Frau im Besonderen unterhalten. Dass es sich bei dieser Frau offenbar tatsächlich um ein- und dieselbe Person handelt, darf lange Zeit der Verdacht des Lesers bleiben.
In Markus Imbodens gleichnamigem Film findet dieser Twist bereits ziemlich am Anfang statt. Der Frau, die im Roman – auch – eine Projektion, ein Phantasma oder Exempel bleibt, deren Abwesenheit also Programm ist, kommt im Film eine eigene, zentrale Rolle zu: Valerie alias Bettina ist eine Frau zwischen zwei Männern; sie wird von Martina Gedeck verkörpert.
Ihre Figur löst den Film aus der Kammerspielsituation. Zu Beginn sitzen die beiden Männer im Restaurant, mit Blick auf den See, bei viel Wein und gutem Essen. Ihre Ansichten über die Liebe weichen stark voneinander ab. Während der Ältere, erschüttert vom Bruch mit seiner geliebten Frau, an eine lebenslange Bindung, Treue, Vertrauen glaubt, ist der Jüngere ein Womanizer. Für ihn ist der Mensch nicht für Dauerhaftigkeit geschaffen, sondern eher für kurze und leidenschaftliche Begegnungen.
Felix (Henry Hübchen) ahnt bald, wen er mit dem deutlich jüngeren Thomas (Max Simonischek) vor sich hat: den ehemaligen Geliebten seiner Frau. Dieser wiederum hat lange keinen Schimmer. So sickert dann auch der Thriller in den Film. Denn dem impulsiv, (auto-)aggressiv und einigermaßen larmoyant gezeichneten Felix ist praktisch alles zuzutrauen. In Rückblenden illustriert die Regie die Erzählungen der beiden. Thomas’ erste Begegnung mit Bettina ist zu sehen, und Felix’ Hilflosigkeit und Verzweiflung, als bei Valerie ein Gehirntumor diagnostiziert wird. Allerdings zeichnen Imboden und die beiden Drehbuchautoren Klaus Richter und Martin Gypkens beide Männer in den Rückblenden als ziemlich egoman und unverständig. Valerie beziehungsweise Bettina ist die einzige Figur, deren Beweggründe angesichts der Diagnose zumindest sympathisch bleiben.
Die Dialoge der beiden Männer wirken bisweilen ein wenig gestelzt. Hier scheint die sprachliche Gewandtheit der Romanvorlage durch, was durchaus auch als eine Art Reverenz verstanden werden kann. Dort, wo sich der Film von der Vorlage entfernt, also vor allem in der Thriller-Handlung und in den Szenen mit Martina Gedeck, wird mehr über Blicke und Gesten erzählt; die Dialoge sind dann weniger literarisch. Die Schauspieler spielen gut; Henry Hübchen siedelt seine Figur zwischen Tragik und Komik an, Max Simonischek fängt überzeugend die Hybris des Jungspunds mit gelacktem Haar und begrenztem Horizont ein, während es Martina Gedeck selbstgewiss-ätherisch gelingt, abwesend und gegenwärtig zugleich zu sein. Gerade den Szenen mit ihr ist es zu verdanken, dass „Am Hang“ nicht zu statisch-thesenhaftem Verhandlungskino gerät.
Weil die Inszenierung den Twist des Romans – aus überzeugenden Gründen – aber vorzieht, muss sie zu einem anderen Ende finden – was zum Problem wird. Denn so richtig mag sich der Film nicht entscheiden und reiht eines ans andere, stolpert durch die Zuspitzung und Auflösung des Thrillers und gibt die stilistisch eher strenge Konsequenz des vorangegangenen Wechsels aus Rückblenden und weitgehend verbalem Schlagabtausch auf.
Julia Teichmann, FILMDIENST 2013/24