Everyday Rebellion

  Donnerstag, 12. April 2018 - 19:30 bis - 21:15

Eintritt: frei


Österreich 2013
Kinostart: 11. September 2014
116 Minuten
FSK: ab 12; f

Regie/Buch: Arash T. Riahi · Arman T. Riahi
Kamera: Mario Minichmayr · Arash T. Riahi · Arman T. Riahi · Dominik Spritzendorfer
Musik: Karuan
Schnitt: Nela Märki · David Arno Schwaiger


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Kritiken:
Kritik von Michael Meyns auf Programmkino.de
Kritik von Reinhard Lüke im Filmdienst

Interview mit den Regisseuren auf fluter.de  

Schulmaterial
Kinofenster
 
Trailer (139 Sekunden):

ausführliche Kritik Filmdienst:
Irgendwann muss der Polizist lächeln. Seit mehreren Minuten hat er mit Kollegen eine kleine Gruppe von Frauen eingekreist, die vor der ägyptischen Botschaft demonstrieren. Dass es sich dabei um Mitglieder der Femen-Bewegung handelt, dürften die Uniformierten kaum wissen. Die Frauen sind vollständig bekleidet. Sie haben sich der Gendarmerie bis auf wenige Zentimeter gegenübergestellt und blicken den Männern schweigend in die Augen. Irgendwann gerät die strenge Miene eines Polizisten außer Kontrolle und er muss lächeln. Einfach so. Es ist eine kleine, eher unbedeutende Szene in diesem Dokumentarfilm, doch eine der wenigen, die haften bleibt.

Die beiden in Österreich lebenden Iraner Arash T. und Arman T. Riahi versuchen eine Art Bestandsaufnahme weltweiter Protestbewegungen, die den gewaltfreien Widerstand auf ihre Fahnen geschrieben haben: Femen, The Yes Men, Occupy, Moviemento 15-M oder die Aktivisten des Arabischen Frühlings – kaum eine Form des internationalen Widerstandes, die in letzter Zeit für Schlagzeilen sorgte, kommt hier nicht vor. Der Film stellt eine Handvoll Menschen in den Vordergrund, deren Aktivitäten als repräsentativ für die einzelnen Gruppen gelten sollen. Etwa einen spanischen EDV-Spezialisten, dem nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes die Zwangsräumung aus seiner Eigentumswohnung droht, da er die Raten an die Bank nicht mehr zahlen kann. Oder die Femen-Aktivistin, die nach einer Aktion in der Ukraine Morddrohungen erhielt und nach Paris floh. Hinzu kommen Statements von Experten und Theoretikern des gewaltfreien Widerstands, etwa einer Amerikanerin, die in Denver eine dementsprechende Professur innehat.

So sympathisch man den Film, der ohne Off-Kommentar auskommt, in seinem Anliegen auch finden mag, so eklatant sind seine Mängel. Zum einen werden hier alle erdenklichen Widerstandsbewegungen nebeneinander gestellt, ohne dass ihre spezifischen politischen und sozialen Hintergründe kenntlich gemacht würden. Zum anderen ist die Propagierung der Gewaltlosigkeit zu schlicht geraten. So erklärt ein Aktivist mit Blick auf den syrischen Bürgerkrieg, Hinblick auf Syrien, wenn man gegen Mike Tyson gewinnen wolle, solle man ihn nicht zum Boxkampf, sondern lieber zu einer Partie Schach herausfordern. Was soviel heißen soll wie dass ein Diktator wie Assad mit militärischen Mittel kaum zu besiegen ist. Was aber, um im Bild zu bleiben, wenn sich ein Mike Tyson nicht auf Schach einlässt, sondern seinem Gegenüber völlig humorlos eine reinhaut oder ihm ins Ohr beißt? Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Ländern wie Ägypten mutet der Lobpreis des gewaltfreien Arabischen Frühlings überdies reichlich vermessen an. Über solche Mängel kann letztlich auch der Umstand nicht hinwegtrösten, dass der Film eine Reihe überaus origineller Protestformen vorstellt, die der etwas lang geratenen Dokumentation einen gewissen Unterhaltungswert verleihen.