Veranstaltungsarchiv

  • Freitag, 31. Mai 2024 - 20:30
    Ein Filmschauspieler um die 50 verliert kurz vor seinem ersten Auftritt in einem Theaterstück die Nerven und flieht in ein Wellness-Ressort an der Atlantikküste. Dort findet er allerdings nicht die erhoffte Ruhe, sondern hadert mit seiner Angst, sich auf die neue Herausforderung einzulassen. Bis er einer Frau begegnet, mit der er einst liiert war und die nun in dem Ort lebt. Obwohl beide anderweitig liiert sind, führt das Treffen zu einer Affäre, die für beide zum Katalysator wird, ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen und sich mit Enttäuschungen und ungelebten Wünschen zu befassen. Ein feinsinniges, meisterlich inszeniertes Drama, eingebettet in suggestive Landschaftspanoramen und elegant zwischen Melancholie und einem köstlichen Sinn für Humor changierend, der bisweilen an die Filme von Jacques Tati erinnert. - Sehenswert ab 16.
  • Freitag, 12. April 2024 - 20:30
    Maria nimmt die kleine Tina in ihr Institut auf, die Tochter der Prostituierten Lili d'Alengy. Das Mädchen blüht hier auf, und aus Maria und Lili werden schicksalhafte Verbündete. Erst dank der Prostituierten betritt Maria jene Welt, in der das Geld die Macht verteilt. Die beiden Frauen schmieden ein gemeinsames Netzwerk, das nicht nur Unabhängigkeit ermöglicht, sondern vor allem eine Pädagogik, die an die Autonomie des Geistes glaubt. Anfang des 20. Jahrhunderts betreibt die junge Ärztin Maria Montessori mit einem Kollegen in Rom eine Art pädagogisches Internat, in dem (lern-)behinderte Kinder gefördert werden, und entwickelt eine revolutionäre neue Lernmethode. Zugleich kann sie sich aus gesellschaftlichen Rücksichten nicht zu ihrem Verhältnis mit einem Kollegen und dem gemeinsamen Sohn bekennen. Der sorgfältig fotografierte und gestaltete Historienfilm führt Maria Montessoris Verdienste wie die Grenzen ihrer Emanzipation vor Augen, ohne didaktisch zu werden. In der Spiegelung mit einer zweiten Frau und Mutter treten die rigiden Moralvorstellungen der damaligen Gesellschaft plastisch hervor.
  • Donnerstag, 09. November 2023 - 19:30
    Zwischen den Jahren 1984 bis 2006 kreuzen sich die Wege einer israelischen und einer libanesischen Familie entlang der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen beiden Ländern. Ein vielschichtiges, in langen Rückblenden erzähltes Familien- und Kriegsdrama, in dessen finalem Kapitel sich eine Israelin und eine Libanesin gemeinsam gegen das drohende Unheil stemmen. Das aufwühlende Epos kreist um Flucht und Vertreibung und fokussiert vor allem auf die desaströsen Folgen des Krieges für familiäre Strukturen und den Zusammenhalt der Menschen. ========================================== „Tel Aviv – Beirut“ ist ein historisches Drama vor dem Hintergrund des israelisch- libanesischen Konflikts in den Jahren 1984 bis 2006. Der Film erzählt von der epischen Reise zweier Familien auf beiden Seiten der Grenze, deren Schicksale durch den Krieg im Libanon miteinander verwoben sind. Im Zentrum der sich über 20 Jahre erstreckenden Geschichte stehen zwei Frauen, eine Libanesin und eine Israelin, die sich inmitten des Krieges zusammenfinden und sich gemeinsam auf eine Reise begeben, um einen geliebten Menschen zu retten. Zusammenhalt und Hoffnung im Angesicht der erschütternden Realität des Krieges: Mit „Tel Aviv – Beirut“ ist der französisch-israelischen Regisseurin Michale Boganim ein intimes und zutiefst berührendes Kinoerlebnis gelungen – ein eindringlicher Film voll roher Kraft und großer Poesie.
  • Donnerstag, 28. September 2023 - 19:30
    Wenn ein brummiger Einsiedler und der dauerquasselnde Unternehmer aufeinandertreffen, wird stark mit Kontrasten gespielt. Das macht Spaß und lockt mit idyllischen Aufnahmen aus den Bergen. Die französische Landschaften zeigen sich stets von ihrer besten Seite in Éric Besnards Filmen. Die Kamera, meist geführt von Jean-Marie Dreujou, schwelgt ausgiebig in ihrer pastoralen Anmut, die vorteilhaft in jeder Witterung erstrahlt. Das Ambiente wird mithin zur Botschaft, die sich selbst dann mitteilen würde, wenn man den Ton abstellt: Es gilt, die Natur und ihre Gaben zu bewahren. In »Die einfachen Dinge« ist dies auch ein heimliches Element des Plots. Der Unternehmer Vincent Delcourt (Lambert Wilson) führt ein Leben auf der Überholspur. Gerade erst hat er erfolgreich sein Dating-Portal »Fast Match« lanciert, zwei koreanische Firmen gerettet und nebenbei noch am Marathon teilgenommen. Als eines Tages jedoch sein Cabriolet in den Bergen streikt, wird seine Existenz unversehens entschleunigt. Zum Glück tritt der wortkarge Eremit Pierre (Grégory Gadebois) auf den Plan, der den Motorschaden zu beheben verspricht und in dessen Chalet sich der schwatzhafte Gestrandete bei einem zünftigen Omelette stärken kann. Einige Tage später kehrt der ungebetene Gast zurück, den inzwischen eine Sinnkrise nebst Panik­attacken ergriffen hat, und sucht Zuflucht in der Einsiedelei. Pierre lässt es widerwillig geschehen; Vincent ist allerdings auch keiner, der ein »Nein« akzeptiert.
  • Freitag, 08. September 2023 - 20:30
    Fünfzehn Jahre nach einer ersten Begegnung treffen die 70-jährige Shauna (gespielt von der 73-jährigen französischen Schauspielikone Fanny Ardant) und der 45-jährige Pierre wieder aufeinander. Diesmal kommt die Liebe wie ein Blitz über sie, auch wenn die äußeren Umstände nicht gerade dafür sprechen: Shauna hat schon länger mit der Romantik abgeschlossen und Pierre führt ein glückliches Familienleben. Shauna zögert zuerst wegen des Altersunterschieds doch Begehren und Gefühle füreinander sind zu intensiv. ============================================================= Tardieu hat das Projekt von der isländisch-französischen Filmemacherin Sólveig Anspach übernommen, die 2015 verstarb, ehe es zur Realisierung kommen konnte. Das ursprüngliche Drehbuch von Anspach basierte auf Erlebnissen von deren Mutter. Tardieu hat daraus eine sehr wahrhaftige Liebesgeschichte gemacht, die allen Beteiligten gerecht wird. Die sinnlichen Bilder der Kamerafrau Elin Kirschfink, die etwa in der Darstellung der irischen Landschaft zu Beginn von David Leans Melodram Ryans Tochter (1970) inspiriert sind, vollziehen die Emotionen der Figuren einnehmend nach. Eben diese tragen dazu bei, dass Im Herzen jung durch seinen stillen Aufruhr Eindruck bei uns zu hinterlassen vermag. – Fazit: Ein intensives, toll fotografiertes Liebesdrama mit komplexen Figuren und einem exquisiten Ensemble. (Andreas Köhnemann) =========================== Fanny Ardant und Melvil Poupaud lassen dieses Experiment sehr lebensnah werden und weisen es zugleich als ein Kinoereignis aus. Fanny Ardant ist unübersehbar ein Star, sie gehört zu den Legenden des französischen Kinos, groß geworden ist sie in Filmen von François Truffaut und Alain Resnais, heute ist sie in einer Liga mit Catherine Deneuve. ( Bert Rebhandl)
  • Freitag, 25. August 2023 - 20:30
    Ein einzelgängerischer Busfahrer in den Fünfzigern beschließt nach einem Herzinfarkt, den Kontakt zu seiner Tochter zu suchen, die er zuletzt als Kind gesehen hat. Da es ihm schwerfällt, sich ihr zu offenbaren, will er an einem Kurs der Tanzlehrerin teilnehmen, muss dafür allerdings erst einmal die Grundlagen des Gesellschaftstanzes lernen. Eine sympathische, gut gespielte Komödie um den Versuch, in der zweiten Hälfte des Lebens die Fehler der ersten auszubügeln. Die Furcht vor Ablehnung und Einsamkeit nimmt der Film ernsthaft, wenngleich auch mit satirischem Biss auf, während vor allem das Verstellungsspiel eines tanzenden Tanzverächters für originelle Pointen sorgt. ====================================== Eigentlich müsste diese melancholische Komödie um einen aus der Zeit gefallenen Macho, der spät väterliche Gefühle entwickelt, ein Starvehikel für Frank Dubosc sein. Aber der Hauptdarsteller, Regisseur und Autor überlässt die trefflichsten Gags seinen Leinwandpartnern; namentlich dem Schriftsteller Michel Houellebecq, der in der Rolle eines Kardiologen als vergnügter Schwarzmaler glänzt.
  • Freitag, 09. Juni 2023 - 20:30
    Peter Osteried für Programmkino.de: "Mit mehr als 2 Jahren Verzögerung kommt er in die deutschen Kinos. Angesichts der immensen Qualität des Films kann man sich nur fragen, wieso das so lange gedauert hat. Denn die Romanverfilmung ist ausgesprochen spritzig, rasant erzählt und wartet mit ein paar amüsanten Wendungen auf. „Meine Schwester, ihre Hochzeit und ich“ ist eine echte, kleine Perle – ein Film, bei dem man aus dem Schmunzeln und Lachen nicht mehr rauskommt." ===================================================== Eine kreativ gestaltete, sympathisch gespielte Literaturverfilmung mit einem facettenreichen Protagonisten. Meine Schwester, ihre Hochzeit & ich zudem eine schöne romantische Komödie mit reichlich Dialogwitz und einer stimmigen Chemie zwischen dem Leinwandpaar. (Andreas Köhnemann)
  • Freitag, 18. November 2022 - 20:30
    Die Energie dieser burlesken Komödie, in der ein IT-­Experte, eine Friseurin und ein blinder ­Archivar auf der Suche nach einem adoptierten Kind unfreiwillig den Staat herausfordern, zieht einen in ihren Bann. =========== „Was dein Herz dir sagt – Adieu ihr Idioten!“ war ein riesiger Kassenerfolg in Frankreich und erhielt zahlreiche Kritikerpreise. Und doch ist die Tragikomödie um eine sterbende Mutter auf der Suche nach ihrem verlorenen Sohn und einen lebensmüden Programmierer kein Crowdpleaser. Da trifft absurder Humor auf herzzerreißende Tragik, eine unwirkliche Welt auf ein menschliches Zentrum, das einen bis zum Schluss gefangen hält – und darüber hinaus. =================================================== Albert Dupontels burleske Tragödie ist eine einfallsreiche Hommage an Terry Gilliams »Brazil« und wurde 2021 mit sieben Césars ausgezeichnet ========================== ADIEU IHR IDIOTEN! mit Virginie Efira in der Hauptrolle wurde im Jahr 2021 mit sechs Césars ausgezeichnet (u.a. Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Kamera) und hatte in Frankreich über 2 Millionen Besucher. ========================0 Eine gelungene Satire auf die moderne Welt mit einem Hauch von Bonnie & Clyde, ein Road Movie steckt auch noch drin und eine Buddystory mit ein paar Slapstick-Elementen um drei vollkommen gegensätzliche Personen, die das Schicksal zusammenbringt: die Friseurin Suze, der IT-Nerd JB und der blinde Archivar Blin. Zu dritt machen sie sich auf die Suche nach Suzes verlorenem Sohn, verfolgt von der Polizei und von dem Wissen, dass sie eigentlich Versager sind. Die erfreulich durchgeknallte Tragikomödie ist vieles, z. B. ziemlich anspruchsvoll, aber eines ganz gewiss nicht: langweilig. Virginie Efira („Birnenkuchen und Lavendel“) führt das brillante Darstellerensemble an, Albert Dupontel als JB und Nicholas Marié als Blin sind ihre Partner in einem gagreichen Film voller Überraschungen, mit prachtvoll coolen Dialogen und vielen wunderbar fiesen, kleinen Details. Dafür gab es einen regelrechten Preisregen bei der César-Vergabe u. a. für Regie, Drehbuch und den Film insgesamt.
  • Freitag, 27. Mai 2022 - 20:30
    Kategorien: Archiv, Frankreich, 24Bilder, 2022, SE, FRDE
    Zwei soziale Welten und zwei ungleiche Frauen prallen in dem schillernden Universum der Pariser Haute Couture aufeinander. Die erfahrene Direktrice Esther steht kurz vor dem Ruhestand und bereitet für Dior ihre letzte Haute Couture Kollektion vor. In der Metro wird sie bestohlen, doch die Diebin hat ein schlechtes Gewissen und möchte die erbeutete Handtasche zurückgeben. So lernen sich Esther und die rebellische junge Jade aus den Banlieue kennen. Trotz des Diebstahls möchte Esther dem Mädchen ein Chance bieten: eine Praktikumsstelle in dem Haute Couture-Atelier. Für Esther ist es die letzte Gelegenheit ihre Überzeugung an eine junge Frau weiterzugeben: Es muss Schönheit erschaffen werden, denn sie ist von größter Notwendigkeit in einer instabilen Welt. Doch auch hinter den Wänden des Ateliers brodelt es. ============== HAUTE COUTURE zeigt einen authentischen Blick hinter die Kulissen eines Haute Couture-Ateliers und blickt auf die aufwendigen, mit viele Liebe zum Detail gefertigten Handarbeiten, die hinter den atemberaubenden Entwürfen liegen. Gleichzeitig gelingt der Regisseurin ein sensibles Porträt zweier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, dargestellt von der großartigen Nathalie Baye und Lyna Khoudri. Für die Dreharbeiten holte sich die Regisseurin die erfahrene Kostümbilderin Justine Vivien an Bord, die viele Jahre für Dior Héritage im Atelier gearbeitet hat und beratend zur Seite stand.
  • Freitag, 22. April 2022 - 20:30
    Unter der Regie von Éric Besnard (Birnenkuchen mit Lavendel) wird die Geschichte eines leidenschaftlichen Kochs am Vorabend der Revolution von 1789 zum Fest für die Sinne. Grégory Gadebois spielt den wortkargen, fleißigen Mann vom Lande auf fesselnde Weise als Verliebten, der sich in Zurückhaltung üben muss. Denn die Frau, die ihm in der Küche zur Seite steht, ist auf Abstand bedacht und verfolgt eigene Pläne. Die zarte Romantik und die genussvolle Inszenierung der Kochkunst vor dem Hintergrund eines Epochenwandels sind die Zutaten eines lohnenden Kinoerlebnisses. (Bianka Piringer) ========================== Französisches Flair pur, spürbare Passion für gute Küche und eine köstliche Wohlfühl-Erzählhaltung: „À la Carte! – Freiheit geht durch den Magen“ ist ein wahrlich genüsslicher Film. (Antje Wessels)
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