Eintritt: frei
Reservierung: 2 Euro
DEAD DONKEYS FEAR NO HYENAS
Dokumentarfilm Schweden/Deutschland/Finnland 2016
Kinostart: 5. Oktober 2017
84 Minuten
FSK: ab 0; f
Produktion: Margarete Jangård, Heino Deckert, John Webster
Regie: Joakim Demmer
Buch: Joakim Demmer
Kamera: Ute Freund
Musik: Matthias Trippner
Schnitt: Frank Brummundt, Stefan Sundlöf
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Der Filmdienst ist seit Jahren die führende deutsche Kinofilmfachzeitschrift. Da die Kritiken des Filmdiensts nicht ohne weiteres zugänglich sind, drucken wir sie hier ab, unabhängig ob sie positiv oder negativ ausfallen. Unser Ehrgeiz ist es nicht, Interessierte mit hohlen Versprechungen oder plakativen Etikettierunen wie "Kunstfilm" oder "besonderer Film" ins achteinhalb zu locken. Die wenigstens Filme erhalten vom Filmdienst eine positive Kritik. Es ist daher durchaus so, dass Filme, die dort nicht so positiv "wegkommen", ansonsten durchweg positive Kritiken erhalten haben und wir auch einige Filme "klasse" gefunden haben, die vom Filmdienst kritisch bewertet worden sind. Es ist halt eine Meinung unter mehreren, aber in der Regel eine fundierte. Die höchste Auszeichnung ist das Prädikat "sehenswert", die Altersempfehlung ist eine pädagogische.
Kurzkritik Filmdienst
Dokumentarfilm über die Zusammenhänge zwischen internationaler Entwicklungshilfe und weltweiter Spekulation mit Ackerland. Ausgehend von der Frage, warum ein hungerndes Land wie Äthiopien Nahrungsmittel nach Europa exportiert, beschreibt er in einer komplexen Bildsprache die teilweise grotesken Folgen neoliberaler Investitionspolitik und spart nicht mit kritischen Kommentaren. Dabei verdichtet sich die Analyse, wie blinder Fortschrittsglaube menschliche Existenzen wie auch die soziale Ordnung zerstört, zur aufrüttelnden Annäherung an eine humane Tragödie.
Sehenswert ab 14.
Wolfgang Hamdorf, FILMDIENST 2017/20
Trailer (90 Sekunden):
ausführliche Kritik Filmdienst
„Die Deutschen wollen investieren! Die Amerikaner wollen investieren! Alle wollen investieren! Was wird aus unserem Land?“, singen drei äthiopische Musiker in einer ländlichen Region. Mitten in der Hauptstadt Addis Abeba steht dagegen ein Esel im dichten Autoverkehr und schaut gleichgültig um sich. Zwei Bilder, die Äthiopien als Land zwischen forciertem Fortschrittsglauben und alten Traditionen porträtieren. Das Allheilmittel gegen Hunger und Armut sieht die Regierung in ausländischen Agrar-Investoren. Aber welche Folgen hat das für das ökologische Gleichgewicht und für die einheimischen Bauern?
Als der schwedische Regisseur Joakim Demmer vor einigen Jahren nachts in Addis Abeba auf seinen Flug wartete, sah er, wie Arbeiter landwirtschaftliche Produkte in ein Flugzeug nach Europa luden. Zugleich beobachtete er, wie aus einem anderen Flugzeug Pakete der internationalen Nahrungsmittelhilfe entladen wurden. Wie kann ein Land wie das von Hungersnöten geplagte Äthiopien, in dem Millionen Menschen immer wieder von Nahrungsmittelhilfe abhängig sind, Lebensmittel nach Europa exportieren? Diese Frage war der Ausgangspunkt für einen Dokumentarfilm über die Verbindungen zwischen Entwicklungshilfe und der weltweiten Spekulation um Ackerland, der von Äthiopien an die Wall Street führt.
Der Filmemacher lernt den äthiopischen Umweltjournalisten Argaw Ashine kennen und begleitet ihn in die Gambela-Region an der Grenze zum Südsudan. Hier wurde einer Million Kleinbauern das Land weggenommen, das ihre Familien seit Generationen bearbeiteten. Sie wurden vertrieben, um das Gebiet für ausländische Investoren frei zu machen. Durch die intensive Bewirtschaftung wurden die Böden aber überfordert; wegen gravierender Umweltzerstörungen kommt es zu Protesten. Ashines Recherchen bringen den jungen Journalisten in Gefahr, er wird bedroht und muss die Region verlassen.
Auch Omot Agwa Okwoy, ein Mitarbeiter des Gambela-Nationalparks, zahlt einen hohen Preis für sein Engagement. Als er gegen den Verkauf von Teilen des Nationalparks an ausländische Investoren protestierte, wurde er zuerst entlassen, später verhaftet.
Der Film arbeitet mit komplexen Bildern, mit Natur- und Landschaftsaufnahmen, aber auch mit Beobachtungen aus den Städten und den urbanen Randgebieten. Er zeigt die Gesichter der Menschen und ihre Ratlosigkeit. Demmer spricht mit vertriebenen Bauern, mit Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten, aber auch mit Entwicklungsbürokraten und Investoren wie dem Briten Ivan Holmes, der schon vor Jahren nach Äthiopien kam und von einem kommerziell erfolgreichen Landwirtschaftssektor träumt. Dem agrarischen Investitionsboom steht er dennoch kritisch gegenübersteht: Für die Modernisierung der Landwirtschaft brauche man mehr Farmer-Mentalität und weniger Investor-Mentalität, sagt er.
Joakim Demmer verschleiert seinen Standpunkt nicht, von Anfang an kommentiert er die Bilder und die Statements. Er zeichnet das groteske Bild vom Tanz ums goldene Kalb, von den globalen Investoren als heiliger Kuh neoliberaler Entwicklungspolitik. Und er erzählt von einer Tragödie: Die einen hoffen auf große Gewinne und Fortschritt, die anderen verlieren Existenz und Zuhause, und die Finanzspekulation mit Ackerland führt am Ende zum Zusammenbruch der staatlichen und sozialen Ordnung. „Das grüne Gold“ ist ein komplexer und spannender Film, der ein Gefühl wütender Hilflosigkeit hervorruft.
Wolfgang Hamdorf, FILMDIENST 2017/20