Sonntag, 22. Dezember 2024 - 16:00 bis - 18:00
Ort: Kultur Trifft
Kategorien: oeffentliche Veranstaltung, Theater, szenische Lesung, KulturTrifft
Treffer: 60
Ort: Kultur Trif(f)t
Dauer: ca. 90 Minuten plus ca. 15-minütiger Pause
Beginn: 16 Uhr
Einlass: ab 15 Uhr
Für Jung (ab 8 Jahre) und Alt
Eintritt: 20,- Euro
Schüler: 10,- Euro
Bezieher von SGB II und SGB XI: 10,- Euro
Reservierung bis 13 Uhr möglich
Jeder Gast erhält zur Begrüßung ein Glas Apfel-Amaretto-Tee (ein grüner Rooibos Tee von Ronnefeldt) – (jedes weitere Glas 1 Euro).
Dazu gibt es Butterkuchen von Baxmann für 2 Euro das Stück.
Es gibt 50 Karten. Die Karten sind nicht nummeriert. Wir verteilen aber Kärtchen mit den jeweiligen Namen an den Tischen. Karten können über diese Webseite oder per Mail an
Anke Engelsmann, Gründungsmitglied der Bremer Shakespeare Company und des TAB (Theater aus Bremen), war jahrelang Stammgast der sonntäglichen Veranstaltungsreihe "Teatime – Texte & Törtchen" (HIER EINES DER WUNDERSCHÖNEN TEATIME PLAKATE) des Kino achtenhalbs in KUNST & Bühne – nicht nur mit den Herdmanns, aber stets vor restlos ausverkauftem Haus. Das Publikum drängelte sich Jahr für Jahr zur traditionellen Weihnachtslesung "Hilfe, die Herdmanns kommen". 2002 wurde sie von Claus Peymann ans Berliner Ensemble (BE) geholt und war dort die letzten Jahre das Ensemblemitglied mit den meisten Vorstellungen – so dass Peymann nur noch schwer zu überreden war, sie für Celle freizustellen.
Anke arbeitete am BE mit Regisseuren wie Claus Peymann, Peter Stein, Robert Wilson, Luc Bondy, Katharina Talbach, Jean Bellorini, Leander Haußmann zusammen, um nur einige zu nennen – und übrigens öfters mit Sebastian Sommer, der am Schlosstheater „The King‘s Speech“, „Die Dreigroschenoper“, "Das Spiel ist aus" und "Vor Sonnenaufgang" inszenierte. Im Juli 2017 endete die Ära Peymann am BE. Anke ging im Monat drauf zwar in Rente, gastierte aber weiterhin in der "Dreigroschenoper" fürs BE und spielte Brechts Kleinbürgerhochzeit an Dieter Hallervordens Schlosspark Theater. Anschließend spielte sie zusammen mit Katharina Thalbach für die Komödie am Kurfürstendamm Hase, Hase im Schiller Theater.
Ab 2020 arbeitet sie bei Jean Bellorini am TNP (Théâtre National Populaire in Villeurbanne/Lyon). Mit zwei Theaterproduktionen aus dieser Zusammenarbeit tourt sie aktuell durch Frankreich und die Schweiz.
Diese ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, die amüsiert und zu Tränen rührt, ist seit über 30 Jahren ein unverzichtbarer „Kult" und gehört mittlerweile zu Weihnachten wie "Dinner for one" zu Silvester. Die Herdmann-Kinder – da ist sich der ganze Stadtteil einig – sind die schlimmsten Kinder aller Zeiten: Sie lügen, rauchen Zigarren, legen Feuer, verprügeln sich und andere Kinder, bringen die Nachbarn zur Verzweiflung und können ein Klassenzimmer mit Hilfe ihrer Monsterkatze in der Rekordzeit von drei Minuten völlig leer fegen. Und ausgerechnet diese Horde, die schlimmste Heimsuchung seit Menschengedenken – mischt die Vorweihnachts-Verschnarchtheit einer Kleinstadt auf: Sie beschließen, am Krippenspiel teilzunehmen. Sie pressen den andern Kindern sämtliche Hauptrollen ab und die Schlimmste von allen – Eugenia – übernimmt die Rolle der Maria. Natürlich erwartet jeder das übelste Krippenspiel (Hedwig, die Allerschlimmste, als Verkündigungsengel: He, euch ist ein Kind geboren!") aller Zeiten, aber letztlich kommt alles ganz anders ...
offizielle Vita:
…, geboren in Castrop-Rauxel, studierte von 1974 bis 1978 an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Nach einem zweijährigen Engagement am Theater der Jugend in München lebte sie drei Jahre in Paris, wo sie ein Jahr an der „École du Cirque et du Mime“ studierte und danach mit freien französischen Theatergruppen arbeitete. 1984 kehrte sie nach Deutschland zurück und spielte sechs Jahre im damals neu gegründeten Theaterkollektiv „Bremer Shakespeare Company“, bis 1990 daraus die freie Gruppe „Das TAB“ (Das Theater Aus Bremen) entstand. 2002 holte Claus Peymann sie als festes Ensemblemitglied ans Berliner Ensemble. Sie spielte in seinen Inszenierungen, arbeitete mit Robert Wilson in sechs Produktionen und mit vielen anderen Regisseuren wie Luc Bondy, Jean Bellorini, Katharina Thalbach, Martin Wuttke, Thomas Langhoff, Leander Haußmann, Achim Freyer, Peter Stein, Manfred Karge, Sebastian Sommer und Philip Tiedemann. Sie war in über 50 Inszenierungen am Berliner Ensemble zu sehen und unternahm mit dem Theater zahlreiche Gastspielreisen, die sie um die ganze Welt führten.
Seit Juli 2017 ist sie nach 15 Jahren wieder freiberuflich tätig, unternimmt Lesereisen mit und ohne MusikerInnen, gastierte am Berliner Ensemble, am Schlosspark Theater und an der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater. 2020/2021 ist sie für das Theaterprojekt „Le jeu des ombres“ Regie: Jean Bellorini (TNP Villeurbanne) engagiert, das eine Auftragsarbeit für das Festival d’Avignon ist und auch durch Frankreich tourt.
Die CZ schrieb zu den Herdmanns:
Die schlimmste Familie aller Zeiten und ihre Weihnachtsgeschichte
Vielleicht entwickelt sich die Reihe "Teatime - Texte und Törtchen" des Kinos achteinhalb doch langsam zu einer erfolgreichen kulturellen Einrichtung: Am Sonntag fand zum dritten Mal zur "Teatime" eine Lesung statt. Im Gegensatz zur vorigen Veranstaltung konnte der Raum mit Zuschauern gut gefüllt werden, vielleicht, weil sich inzwischen die heimelige Atmosphäre herumgesprochen hat, vielleicht auch, weil sich "die Herdmanns" über die Jahre zum "Kult" der Vorweihnachtszeit entwickelt haben. Warum das so ist, demonstrierte Anke Engelsmann vom Bremer TAB sehr gekonnt und amüsant in ihrer Lesung.
"Hilfe, die Herdmanns kommen!" von Barbara Robinson erschien 1974 und ist seitdem ein Renner für Kinder vorlesefreudiger Eltern, aber auch für die Erwachsenen selbst. Die sechs Kinder der "schlimmsten Familie der Welt" rauchen, klauen, lügen, malträtieren ihre Mitschüler mit Prügeln und ihre Lehrer mit allerübelsten Streichen. Durch miese Tricks und die entstehenden Verwicklungen gelingt es den Herdmanns jedoch, zu Hauptdarstellern des weihnachtlichen Krippenspiels in einer US-amerikanischen Kirchengemeinde zu werden.
Ungezogene Kinder in der Gemeinde! Kriminell und gemein sind sie, haben keine Ahnung von der Weihnachtsgeschichte und sollen nun die Heilige Geschichte spielen? Allgemeine Empörung! Die Herdmann-Tochter Eugenia, Darstellerin der "Maria", löst bei den Proben schon mal Feueralarm aus, weil sie auf dem Damenklo Zigarre raucht, oder sie droht, ihr "Baby Jesus" durch Boxkampf zu verteidigen.
Und sie stellen Fragen, die man so bisher nicht stellte, beispielsweise, warum denn Maria "gesegneten Leibes" sei und nicht "schwanger"?
Doch die Herdmanns wachsen mit ihrer Aufgabe und bringen "die Weihnachtsgeschichte auf den Punkt", wie Stefan Eichardt als Initiator dieser Lesung meinte. Mehr soll hier auch nicht verraten werden.
Aber es ist wohl nicht die Geschichte allein, sondern die Kodderigkeit der Sprache und der Dialoge sowie die Persiflage des amerikanischen Mittelstandes, die dieses Buch so erfolgreich gemacht hat, wenngleich es auch Leute gibt, die es überhaupt nicht amüsant oder gar lehrreich für Kinder finden, wenn so eine Bande ihre Umwelt aufmischt. Das galt sicher nicht für das Publikum von Anke Engelsmann. Sehr vergnügt und fortlaufend vor sich hin kichernd, verfolgten die Zuschauer den Vortrag.
Denn wie Anke Engelsmann "die Herdmanns" vortrug, das war tatsächlich ein Vergnügen. Einerseits "die Asozialen" über den Text hinaus durch skurrile Betonung und Gestik zu den eigentlichen Sympathieträgern werden lassend, andererseits die pikierten, vermeintlich guten Menschen mit kleinen Bewegungen und Betonungen entlarvend, trug sie munter wechselnd die unterschiedlichen Charaktere vor.
Ob Lehrer, Pastoren oder die Herdmanns selbst: Anke Engelsmann gab jeder Figur ihren eigenen, abstrusen "Schuss". Sympathisch, dass ihr der Text und ihre eigene Lesung selbst offensichtlich Spaß bereiteten, denn manchmal konnte sie bei den abgedrehten Figuren mühsam ein Mitlachen unterdrücken.
Selbstredend, dass sie nach dieser Leistung mit begeistertem Applaus honoriert wurde. Aber sie dankte auch der Autorin der "Herdmanns", indem sie die Beschäftigung mit diesem Buch über die Feiertage anregte. Das könnte neue Fans der "Herdmanns" erzeugen.
von Peter Bierschwale, 11.12. 2001
Fest der Gefühle:
Ein komisch-rührendes Krippenspiel
Texte & Törtchen: Anke Engelsmann mit den „Herdmanns“ in Kunst & Bühne
CELLE. Sie ist mittlerweile ein Klassiker der Weihnachtszeit, die Erzählung „Hilfe, die Herdmanns kommen“ von Barbara Robinson. Am Sonntag überfielen die Herdmann-Kinder Celles Kunst & Bühne. Doch anstatt den gemütlichen Kreis in Schutt und Asche zu legen, wie es sonst für gewöhnlich ihre Art ist, brachten sie die zahlreich erschienenen Gäste zum Lachen, besonders die Kleinen. Am Ende wurde es dann still. Leichtes Schluchzen war zu hören. Denn der Zauber von Weihnachten kam plötzlich ganz nah an einen heran.
Ein Grund dafür war nicht nur die zauberhafte Geschichte, sondern auch jene Bühnenkünstlerin, die sie las. Anke Engelsmann, Schauspielerin beim Berliner Ensemble, Gründungsmitglied der Bremer Shakespeare Company und des TABs - Das Theater aus Bremen, ist seit 2001 jedes Jahr zu Gast in Celle, eingeladen von Stefan Eichardt vom Kino „achteinhalb“, um die Erzählung von den „schlimmsten Kindern aller Zeiten“ mit Leben zu füllen.
Im Rahmen von „Teatime – Texte & Törtchen, zu leckerstem selbst gebackenen Kuchen und Apfel-Amaretto Tee, gab sie die Herdmann-Kinder wie sie logen und klauten. Sie rauchten Zigarren, „schlugen kleine Kinder und missbrauchten den Namen des Herrn“. Die Menschen in ihrer Nähe versetzten sie in Angst und Schrecken. Es war eine Freude, Engelsmann dabei zuzusehen und zuzuhören, wie sie die Opfer zittern und die Herdmanns garstig triumphieren ließ. Mal einfühlsame Mutter, mal wilde, herrschsüchtige Hedwig und dann wieder neunmalkluge Alice – dank der Erzählerin konnten die unterschiedlichsten Charaktere bildlich aus dem Buch erwachsen. Weder war sich Engelsmann zu schade, kreischend und Haare raufend in Rage zu kommen, noch lispelnd die schüchternen Erstklässler zu spielen.
So jagte ein Streich der Herdmanns den nächsten und Engelsmann mit einem Affenzahn durch die Geschichte. Gekonnt leitete sie die Wende ein, nämlich dort, wo „Ralf, Eugenia, Leopold, Klaus, Olli und Hedwig - sechs magere, dünnhaarige Kinder“ es tatsächlich schaffen, das hochheilige, jährliche, aber verstaubte Krippenspiel an sich zu reißen. Anstatt der Hölle, die alle Romanfiguren wie wohl die meisten Zuhörer erwarteten, passierte das, was man ein Wunder nennen kann. Während jahrein, jahraus Maria mit Joseph geistlos von Herberge zu Herberge zieht, erfüllen die Herdmann-Kinder die Weihnachtsgeschichte mit eigenem Leben. Das ist der Grund, warum nicht nur Kinder die Erzählung lieben, warum Engelsmann sie so unheimlich gerne spielt und – man will es zwar nicht zeigen – aber warum verstohlen kleine Wassertröpfchen in die Augen fließen. So wie bei Eugenia: „Sie saß nur da - die schlimme, schreckliche Eugenia - und weinte und weinte und weinte.“
von Aneka Schult, 14.12. 2005