Bitte ans Publikum, Jubiläum, Golden Globe, Konklave, Heute ist das Gestern von Morgen

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Liebes Publikum,
am Freitag, den 20. Januar 1995, lief unsere erste öffentliche Filmvorführung mit dem Film "An einem Tag wie jeder andere". Wir hämmerten und flexten noch bis zu Filmbeginn. Den 16mm-Projektor haben wir uns die ersten Wochen freitags unter der Hand bei der VHS geliehen und montags zurückgebracht.
Das achteinhalb hieß, warum auch immer, zu Beginn "Zensor". Gott sei Dank wurde uns der Name vom Gericht untersagt, mit der damals noch auf mich skurril anmutenden Begründung: "Vereine dürften sich keine Namen geben, die an staatliche Institutionen erinnern."!

Unsere damaliges Mitglied Mandy schlug "Filmkolchose Südheide" vor, ein Vorschlag, dem ich bis zum heutigen Tag was abgewinnen kann.
Ich hatte die gesammelte Ausgabe der Filmkritik zu Hause und stöberte Heft für Heft durch, beim Film Achteinhalb von Federico Fellini hielt ich inne und schlug tags darauf "achteinhalb" als Name für das Kino vor, was einstimmig angenommen wurde. Es sprach konzeptionell aus verschiedenen Gründen sehr viel für diesen Namen. Zudem waren wir acht Mitglieder plus ein "freischwebendes Teilchen", wie sie sich selbst bezeichnete. Der Eintritt betrug dementsprechend 8,50 DM und der Filmstart wurde in dem Zuge auf 20 Uhr 30 gelegt.
Wir hatten auf dem Flohmarkt einen kleinen mobilen TK35-Projektor aus NVA-Beständen erworben, mit dem wir 35mm-Kurzfilme als Vorfilm zeigten.
Bald hatten wir unsere eigenen Bauer P7 16mm-Projektoren (gebraucht natürlich).
Damals gab es noch den Filmverleih "Die Lupe" aus Göttingen, der ein ansehnliches Angebot an 16mm-Filmen hatte.
Als wir dieses abgespielt hatten, haben wir uns eine gebrauchte MEO gekauft, einen billigen 35mm-Projektor aus der damaligen ČSSR. Dafür mussten wir ihn von Starkstrom auf Wechselstrom umrüsten. (Unser Stromnetz war eh nicht sehr belastbar, während der Projektor lief, durften wir den Wasserkocher nicht anstellen.)
Am 13. März 1998 lief mit "Zabriskie Point" der erste 35mm-Film im achteinhalb.
Jahre später bekamen wir neue Stromleitungen und konnten unsere nächste MEO dann lichtstark über Starkstrom betreiben.
Am 5. November 1999 waren wir mit "Buena Vista Social Club" das erste Mal ausverkauft – bis dahin hatten wir das Kino aus privater Tasche am Laufen gehalten, Heizkörper (im ersten Jahr haben wir im Winter Decken verteilt) und die Toiletten (waren vorher ein Abstellraum) z.B. haben wir privat aus eigener Tasche finanziert. Ich möchte betonen, dass wir ein gutes Verhältnis zum Kammerkino haben, insbesondere seit den Coronamaßnahmen. (Ich kenne kein Kino, das freiwillig den nichtgeimpften Teil seines Publikums ausgegrenzt hat.) Das Verhältnis war unter dem vorherigen Betreiber nicht "ganz" so gut. Eines Tages erhielt ich einen Anruf mit der Ankündigung "Ich werde dafür sorgen, dass Sie von den Verleihern keinen Film mehr bekommen." und es flatterte eine einstweilige Verfügung ins Haus, dass wir keine Filme im Palasttheater zeigen dürfen. Die CZ titelte tags darauf "Kinomonopolist gegen kleinen Kinoverein" und abends waren wir das erste Mal ausverkauft. Ohne diese einstweilige Verfügung würde es das Kino achteinhalb schon lange nicht mehr geben.
19 Jahre lief das Kino bei uns analog, doch dann mussten wir auf den Zug der Digitalisierung aufspringen, um weiter Filme leihen und zeigen zu können.
Am 12. September 2014 haben wir dann als letztes Kino in Deutschland digitalisiert und auf der Technik (konnten wir gebraucht als Messevorführgerät zum halben Preise erwerben), die auch heute noch bei uns läuft, "Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit" gezeigt.


Unsere Bitte an unser Publikum lautet: Erweisen Sie uns in der Jubiläumswoche die Ehre und würdigen Sie das dreißigjährige Engagement mir Ihrem Besuch.
Im Zentrum der Jubiläumswoche steht das Theaterstück "Leni Riefenstahl und Susan Sontag" am Sonntag, den 12. Januar, um 17 Uhr in der Halle 19. Karten gibt es bei der Theaterkasse des Schlosstheaters, Online, im Kino achteinhalb sowie an der Abendkasse. Vor halbvollen Rängen zu spielen, hätte im Rahmen eines solchen Jubiläums schon etwas Deprimierendes.

Wir haben uns für den ganzen Jubiläumsmonat ganz besonders angestrengt ein attraktives und abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen begünstigt wurde dies durch ein geeignetes aktuelles Filmangebot. Insofern sind wir davon überzeugt, dass jeder Film einen Besuch lohnt.
Wir bitten Sie insbesondere, am Dienstag, den 28. Januar, um 19 Uhr das Kino achteinhalb zu besuchen. Es läuft "Heute ist das Gestern von Morgen". Regisseur Jonas Neumann mit Ehefrau sowie Katrin Unger, die stellv. Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen, sind an dem Abend zu Gast. Es ist mir klar, dass so ein Film angesichts des Themas schwer Resonanz findet. Zudem habe ich es übertrieben und das Gedenken an den 27. Januar mit drei Filmen am Sonntag, Montag und Dienstag überfrachtet. Da diese Termine aber seit längerem im Rahmen der bundesweiten Kinoinitiative "27. Januar – 80 Jahre Befreiung Auschwitz-Birkenau" kommuniziert sind, lässt sich daran nichts mehr ändern. Also lieber zu den anderen beiden Filmen nicht kommen und dafür am Dienstag kommen. Der Eintritt zu allen drei Filmen ist frei.

Heute wurden die Golden Globe Awards verliehen.
Konklave ging mit sechs Nominierungen ins Rennen und gewann letztlich den Preis für das Beste Drehbuch (Peter Straughan).
Zu sehen ist er im Kino achteinhalb heute um 19.30 Uhr und ein wirklich allerletztes Mal am Mittwoch um 19.30 Uhr. Ein Film, den man gut ein zweites Mal sehen kann.

Die französische Filmproduktion "Emilia Pérez", die bereits beim Europäischen Filmpreis mit 5 Preisen abgeräumt hatte und bei Cannes 3 Preise gewann, ging beim heutigen Golden Globe mit 10 Nominierungen ins Rennen und gewann 4 Golden Globes unter anderem den Preis als Bester nicht US-amerikanischer Film. "Emilia Pérez" ist damit voll auf Oscar®-Kurs. "Emilia Pérez" läuft im Kino achteinhalb vom 24. bis 29. Januar.

Ich hatte ja kürzlich "Prima Facie" mit der phantastischen Pia Noll empfohlen. Einige Kinogäste haben sich seitdem bei mir für den Tipp bedankt. Es gibt noch eine Handvoll Termine im Malersaal, für die noch Karten vorhanden sind.
 
  

Herzliche Grüße
Stefan Eichardt
www.kino-achteinhalb.de

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