Luca tanzt Leise

  Dienstag, 17. Oktober 2017 - 19:30 bis - 21:40

Ankündigung auf der Webseite der Celleschen Zeitung
Ankündigung in der Printausgabe der CZ

 

Eintritt frei

Der 1955 in Celle geborene und aufgewachsene Schauspieler Hans-Heinrich Hardt, der in "Luca tanzt leise" die männliche Hauptrolle spielt, ist heute Abend zu Gast.


Deutschland 2016
Kinostart: 19. Januar 2017
69 Minuten
FSK: ab 12; f
 
Produktion: Oliver Jerke, Lisbeth Pfeiffer, Philipp Eichholtz, Kordula Hildebrandt, Marco Nieschka

Regie: Philipp Eichholtz
Drehbuch: Philipp Eichholtz
Kamera: Fee Scherer
Schnitt: Markus Morkötter

Darsteller:
Martina Schöne-Radunski (Luca), Hans-Heinrich Hardt (Kurt), Claudia Jacob (Frau Meier), Sebastian Fräsdorf (Ben), Ruth Bickelhaupt (Oma), Tobias Borchers (Tobi), Deleila Piasko (Maria)
Daredo Media, 

 
Filmhomepage, Verleih Darling BerlinEPD-Film, Kino-Zeit.de, Programmkino.de, Facebookseite
happige Kritik von Ann-Kristin Tlusty in der Zeit (unseres Erachtens eine unfaire Kritik)
alle Daten zum Film auf Filmportal.de

Porträt über Philipp Eichholtz in der Süddeutschen Zeitung
Interview im Deutschlandfunk mit Philipp Eichholtz
Kritik von Annabell Brockhues im Saarländischen Rundfunk (anläßlich des Max-Ophüls-Preis)

Osnabrücker Zeitung, Arthouse Cinema

Der Filmdienst ist seit Jahren die führende deutsche Kinofilmfachzeitschrift. Da die Kritiken des Filmdiensts nicht ohne weiteres zugänglich sind, drucken wir sie hier ab, unabhängig ob sie positiv oder negativ ausfallen. Unser Ehrgeiz ist es nicht, Interessierte mit hohlen Versprechungen oder plakativen Etikettierunen wie "Kunstfilm" oder "besonderer Film"  ins achteinhalb zu locken. Die wenigstens Filme erhalten vom Filmdienst eine positive Kritik. Es ist daher durchaus so, dass Filme, die dort nicht so positiv "wegkommen", ansonsten durchweg positive Kritiken erhalten haben und wir auch einige Filme "klasse" gefunden haben, die vom Filmdienst kritisch bewertet worden sind. Es ist halt eine Meinung unter mehreren, aber in der Regel eine fundierte. Die höchste Auszeichnung ist das Prädikat "sehenswert", die Altersempfehlung ist eine pädagogische.

Kurzkritik Filmdienst
Eine junge Berlinerin, die jahrelang wegen schwerer Depressionen kaum aus dem Haus gehen konnte, will mit über 25 Jahren noch das Abitur machen. Mit Hilfe ihrer Mutter und Großmutter sowie eines älteren Mitschülers arbeitet sie auf die Prüfungen zu, ein Hund dient ihr als Stütze im Alltag. Alles scheint aufwärts zu gehen, bis falsche Freunde sie aus der Bahn zu werfen drohen. Authentisches, ruhig inszeniertes Frauenporträt, das jede künstliche Zuspitzung vermeidet und eine große Nähe zu seiner Hauptfigur erzeugt. Zugleich eine Hommage an das Berlin jenseits des kosmopolitischen Anstrichs.
Sehenswert ab 16.
Alexandra Wach, FILMDIENST 2017/2 

Trailer (124 Sekunden):



ausführliche Kritik Filmdienst
Nach „Liebe mich!“ widmet sich Mumblecore-Experte Philipp Eichholtz erneut einer Frau, die erhebliche Probleme hat, ihr nicht mehr ganz so jugendliches Dasein in ruhige Fahrbahnen zu steuern. Die Berlinerin Luca versucht, mit über 25 das Abitur zu nachzuholen, um Tiermedizin studieren zu können. Hinter ihr liegen zehn depressive Jahre, in denen ihr schon das Aufstehen, Anziehen, Waschen und Essen als unüberwindbare Hindernisse erschienen. Ein bulgarischer Hund, den sie bei einer Hilfsorganisation fand, hilft ihr auf die Sprünge. Wegen ihm muss sie aus dem Haus, egal wie tief ihr Stimmungsbarometer gerade entgleist. Sie besucht eine Abendschule, in der ihre Mutter Englisch unterrichtet, bemüht sich dranzubleiben, auch wenn sich Mathe als ihre Achillesferse erweist. Mit einem in Englisch schwächelnden älteren Automechaniker schließt sie einen solidarischen Pakt. Das ungleiche Paar trifft sich regelmäßig zu Nachhilfestunden, motiviert sich gegenseitig und gibt sich emotionalen Halt. Auch die liebevoll fordernde Mutter und bedingungslos unterstützende Oma tun alles, damit Luca ihr Ziel nicht aus den Augen verliert. Doch da sind auch noch ihre Freunde aus der bisherigen punkigen Existenz, die sie kurz vor den Prüfungen mit durchtanzten Nächten, Alkohol- und Drogenexzessen ablenken und beinahe in den Absturz treiben.  Ähnlich wie „Liebe mich!“ lebt auch dieses Frauenporträt von der Präsenz eines Berlins, das, statt mit kosmopolitischem Hipster-Flair zu blenden, mit einer erheblich ramponierten Aura die Hauptstadt als Zuflucht für dysfunktionale Außenseiter feiert. Die Zutaten aus atmosphärischer Musik, unverstellten Amateuren und jeder Menge Straßendreh ähneln dem Vorgänger, nur dass der geschmeidige Schnitt diesmal den Eindruck einer unterversorgten Low-Budget-Produktion vergessen lässt. Obwohl die ruhige Machart jede künstliche Zuspitzung scheut, stellt sich dank der Nähe zur Hauptfigur, einem wider Willen verunglückten, zwischen Stärke und Mangel an Ausdauer schwankenden Menschen, ein hohes Mitgefühl ein. Mit fatalistischer Sanftmut lässt sich die Tragik der finalen Ereignisse nicht mehr überstehen. Luca muss sich zum Leben positionieren, kann sich nicht mehr treiben lassen, und wie Martina Schöne-Radunski diesen Abschied von der Tyrannei des Nichtanpackens in allen qualvollen Schattierungen ausspielt, sollte unbedingt ihren Einstieg ins Profi-Fach beschleunigen.

Alexandra Wach, FILMDIENST 2017/2