Kundschafter des Friedens

Kundschafter des Friedens

  Freitag, 07. April 2017 - 20:30 bis - 22:20

Ort: Kino achteinhalb

http://www.kundschafterdesfriedens.de

Kategorien: Komoedie, 2017, deutscher Film, Film, Archiv, Spielfilm, Agententhriller, Actionfilm, tmdU, evtl. SK

Treffer: 3526


Eintritt: 5,00 €


Actionfilm Komödie Thriller - Deutschland 2016
Kinostart: 26. Januar 2017
93 Minuten
FSK: ab 12; f

Produktionsfirma: Kundschafter Filmprod./Cine Plus Filmprod.
Produktion: Andreas Banz, Dirk Engelhardt, Matthias Miegel, Robert Thalheim, Frank Evers, Helge Neubronner, Kristian Stern

Regie: Robert Thalheim
Drehbuch: Robert Thalheim, Oliver Ziegenbalg
Kamera: Henner Besuch
Musik: Anton Feist, Uwe Bossenz
Schnitt: Stefan Kobe

Darsteller:
Henry Hübchen (Jochen Falk), Michael Gwisdek (Jaecki), Antje Traue (Paula Kern), Jürgen Prochnow (Kern), Thomas Thieme (Locke), Winfried Glatzeder (Harry), Milan Peschel (Marcel Werner), Walter Kreye (Anschütz)
Fox, Scope , 29.04.2017 23:59

 
Filmhomepage, WikipediaEPD-FilmProgrammkino.de, alle Daten zum Film auf Filmportal.de  

Der Filmdienst ist seit Jahren die führende deutsche Kinofilmfachzeitschrift. Da die Kritiken des Filmdiensts nicht ohne weiteres zugänglich sind, drucken wir sie hier ab, unabhängig ob sie positiv oder negativ ausfallen. Unser Ehrgeiz ist es nicht, Interessierte mit hohlen Versprechungen oder plakativen Etikettierunen wie "Kunstfilm" oder "besonderer Film"  ins achteinhalb zu locken. Die wenigstens Filme erhalten vom Filmdienst eine positive Kritik. Es ist daher durchaus so, dass Filme, die dort nicht so positiv "wegkommen", ansonsten durchweg positive Kritiken erhalten haben und wir auch einige Filme "klasse" gefunden haben, die vom Filmdienst kritisch bewertet worden sind. Es ist halt eine Meinung unter mehreren, aber in der Regel eine fundierte. Die höchste Auszeichnung ist das Prädikat "sehenswert", die Altersempfehlung ist eine pädagogische.
Kurzkritik Filmdienst
Jochen Falk lässt sich seine Überraschung nicht anmerken, als ihn der BND zu einem Gespräch bittet. Als ehemaliger DDR-Spion hat er nur Verachtung für die "Amateurtruppe" übrig, vor allem, nachdem er vor über 30 Jahren vom West-Agenten Frank Kern enttarnt wurde. Doch der BND braucht seine Hilfe, um den designierten Präsidenten einer ehemaligen Sowjetrepublik aufzuspüren, der zusammen mit einem BND-Agenten entführt worden ist - und dieser Agent ist ausgerechnet Kern! Falk sieht seine große Chance gekommen, sich zu rehabilitieren und seine offene Rechnung mit Kern zu begleichen. Er stimmt zu, für den BND nach Katschekistan zu fliegen - allerdings nur unter der Bedingung, den Einsatz mit seinem alten Team durchzuführen. Der BND hat keine andere Wahl und stimmt widerwillig zu; und so werden der Bastler Jacky, das Organisationswunder Locke und der Gigolo Harry wieder reaktiviert. Doch ganz allein lässt der BND den Rentner-Trupp nicht los: BND-Analytikerin Paula wird ihnen als Aufpasserin zur Seite gestellt. Der Einsatz in Katschekistan droht schon bald im Chaos zu versinken, doch dann besinnen sich die "Kundschafter des Friedens" auf ihre alten Fähigkeiten.
Ab 14.
Michael Ranze, FILMDIENST 2017/2

 

Trailer (125 Sekunden):

MDR (94 Sekunden):


rbb (5 Minuten):


artour - Das Kulturmagazin (6 Minuten):



Interview mit Henry Hübchen und Antje Traue (14 Minuten):



ausführliche Kritik Filmdienst
Alles „Kundschafter des Friedens“: Welcher freche Euphemismus für eine Tätigkeit, die eigentlich das Gegenteil meint! In der DDR nannte man so Agenten, die im Ausland spionierten oder im Inland den Ausländern auf die Finger schauten. Das signalisiert eine saubere Arbeit und verbirgt gleichzeitig, dass es in der DDR so etwas wie Spione (und mit ihnen Attentate, Verschwörungen oder Putsche) gegeben haben könnte. Sprache verschleiert, aber wer würde Günter Guillaume, der 1974 den Rücktritt von Willy Brandt verschuldete, ernsthaft als „Kundschafter des Friedens“ bezeichnen wollen?

In der DDR aber gab es Spione, sie leben noch, und sie werden noch gebraucht, und das ist der Ausgangspunkt der Komödie von Robert Thalheim („Am Ende kommen Touristen“). Erzählt wird die Geschichte von Jochen Falk, früher hochdekorierter Spion der DDR, jetzt desillusionierter Rentner, der mit Schlabberhosen und ungekämmtem Haar am Kiosk Currywurst isst und sein Einkaufsnetz mit Dosenbier füllt. Das Handwerk aber hat er nicht verlernt, was jene BND-Agenten zu spüren bekommen, die eigentlich nur mit ihm reden wollen, dann aber alle Hände voll zu tun haben, um den rüstigen Rentner wieder einzufangen. Ihr Anliegen: In der früheren Sowjetrepublik Katschekistan wurde der zukünftige Präsident entführt, und der betreuende BND-Agent scheinbar Frank Kern gleich mit. Ob Falk nicht helfen könne, schließlich kenne er sich in Katschekistan, seiner ehemaligen Wirkungsstätte, bestens aus. Falk sagt zu, unter einer Bedingung: Seine Kollegen aus alten Tagen müssen mit. Als da wären: Jaecki, der Technik-Freak und Abhörspezialist, Locke, der Logistiker und Geldbeschaffer, Harry, der sich als „Romeo-Agent“ auf die Verführung der Damenwelt spezialisiert hat. Gemeinsam macht sich das Rentnerquartett, unterstützt von Kerns Tochter Paula, auf den Weg nach Osten.

Einmal Spion, immer Spion. Dass es alte Agenten noch draufhaben, bewies Hollywood mit der Actionkomödie „R.E.D.“. Diese Abkürzung stand für „retired, extremely dangerous“ – „pensioniert, aber verdammt gefährlich“. So schießfreudig wie bei diesen grauen Panthern geht es hier nicht zu. Die Komik entsteht vor allem durch das Gefälle von Anspruch und Wirklichkeit, den Widerspruch von übertriebenem Selbstbewusstsein und nachlassenden körperlichen Fähigkeiten, die Kluft zwischen Planung und Ausführung. Wenn Henry Hübchen als Falk von einer Brücke auf einen fahrenden Zug springen will, klappt das nicht mehr so wie früher, was Thalheim immer wieder aufblitzen lässt mal albern, mal komisch. Auch wird der Widerspruch zwischen Vergangenheit und Moderne verhandelt. „Der Computer bleibt aus, wir arbeiten analog“, heißt es einmal. Handwerk wird noch groß geschrieben, und „Old School“ bedeutet, dass man auch im Jahr 2017 auf altersbedingte Berufserfahrung nicht verzichten sollte. Gelegentliche Splitscreen-Bilder und ein am Jazz orientierter Soundtrack erinnern an die Spionagefilme der 1960er- und 1970er-Jahre – als liebevolle Hommage, nicht als nostalgische Rückwärtsgewandtheit. Unterschwellig, mit kleinen ironischen Sticheleien geht es auch um den Konflikt zwischen DDR und BRD, um den Mauerfall und seine gravierenden Veränderungen für die Ostdeutschen, um ihre Schwierigkeit, sich in einem anderen Gesellschaftssystem neu zu orientieren. Schließlich sind Spione auch nur Menschen.

Michael Ranze, FILMDIENST 2017/2